ARCHIV Tagebuch

Mein Bruder Toni wurde im Sommer 2013 vermisst. Nach quälenden Wochen der Ungewissheit begann mit Hilfe von Radio und Fernsehen endlich eine großangelegte Suche. Diese hat mehrere Monate gedauert, und am Ende mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Das hier vorgestellte Material erfüllt nur einen Zweck: Wir wollen Toni nicht vergessen.

Sommer 2013:


Toni, wo bist Du? Bitte melde Dich! 004369911090399.


Anton Koschuh, schmerzlich vermisst seit dem 22.Juli 2013, circa 21:30 Uhr, Hamburg. Er wollte mit dem Zug (statt mit dem bereits bezahlten Flug) nach Graz zurückfahren. Danach ist der Kontakt abgebrochen. Das Auto steht noch immer am Wiener Flughafen. (Anmerkung: vom ÖAMTC bereits abgeschleppt). Das Bild oben ist top aktuell und entstand kurz vor der Abgängigkeit. (Leider ist mir von diesem Foto keine höhere Auflösung verfügbar.)



Öffentliches Online-Tagebuch von Max Koschuh (Bruder des Vermissten)

In chronologischer Reihenfolge: Alte Einträge oben, neue Einträge GANZ UNTEN.



Unser Toni Koschuh im Sommer 2012, Bildmitte, rot eingekreist, mit der Basecap. Klicke auf das Foto für die volle Auflösung. Claudia, ich danke Dir für das tolle Foto!


Diese Fotos zeigen meinen Bruder Toni im Sommer 2007 in Graz St-Peter. Toni ist ein fröhlicher, kommunikativer Mensch. (klicke auf die Bilder für die volle Auflösung)


Su und/oder Wolfgang haben Flugblätter gestaltet:
Flyer english, PDF Download
Flugblatt Deutsch, PDF Download
DANKE an alle die sich bereit erklärt haben die Flyer zu verteilen. Danke für Eure Mithilfe!


Nochmal die Flugblätter als JPG-Dateien: (für Vollbild draufklicken)


Su hat eine Facebook-Seite eingerichtet:
www.facebook.com/wirsuchentoni: Jeder kann mithelfen! Bitte an alle Freunde weiterleiten. DANKE.


Wolfgang hat eine Suchmeldung über den ORF Steiermark organisiert. Der Beitrag wurde jetzt auch mehrfach ausgestrahlt (ORF Fernsehen Steiermark Heute, ORF Radio Ö-Regional). Die Antenne Steiermark hat auch davon berichtet. Weitere Privatsender haben Hilfe angeboten. Es dürfte mittlerweile in jedem Radio zu hören sein. Ich bedanke mich bei allen hilfsbereiten Redakteuren und Beteiligten.


Die Kronen-Zeitung hat einen großflächigen Beitrag mit Toni's Foto veröffentlicht. Danke vielmals!


Mein Bruder Toni gilt als sehr zuverlässig. Er nimmt seine freiberufliche Arbeit als Landschaftsplaner sehr ernst. Er setzt sich leidenschaftlich gerne für die Natur ein. Es ist undenkbar, dass er wichtige Termine und Abgabefristen einfach so verstreichen lässt. Mittlerweile sind aber einige essentielle Geschäftstermine geplatzt.
Anton's Homepage: www.an-koschuh.at


Toni hat sich in der Vergangenheit immer regelmäßig bei seiner Familie gemeldet. Ich denke fast täglich. Seine Familie ist ihm besonders wichtig. Er und unser Bruder Hans wohnen außerdem in direkter Nachbarschaft, ich schätze da verging kaum ein Tag an dem man sich nicht kurz gesehen oder am Telefon gehört hat. Dass er sich jetzt gar nicht mehr meldet, weder bei der Familie noch bei Freunden, ist extrem ungewöhnlich, und auch besorgniserregend. Einfach so zu verschwinden ist nicht seine Art, das hat er noch nie getan. Weder als Jugendlicher noch als Erwachsener. Es muss für ihn ganz furchtbar sein, eine so ungewöhnlich lange Zeit lang keine vertraute Stimme zu hören. Wir machen uns alle große Sorgen.


Mi.7.Aug.2013: Ärgerlich: Die Polizei war lange Zeit nicht bereit einen Handyortungsversuch zu machen, obwohl uns das mündlich versprochen wurde. nachdem wir viele Tage auf ein Ergebnis gewartet haben, hieß es plötzlich, nein, eine Handyortung könne die Polizei nicht machen, weil keine Verdachtsmomente vorliegen würden. Vor ein paar Tagen wurde dann doch eine Ortung versucht, aber angeblich ohne "Ergebnis". Bis heute habe ich keine Telefonliste in der Hand. Ich möchte wissen ob Toni irgendwann eine Notrufnummer gewählt hat. Ich möchte wissen ob er unsere SMS-Nachrichten abrufen konnte. Und bis heute ist mir unklar, ob die Handyortung auf Österreich und/oder Deutschland beschränkt war. Auch seine Bank verweigert jegliche, brauchbare Auskunft. Dabei interessieren wir uns nicht für irgendwelche Vertraulichkeiten und Geheimnisse. Es würde uns vollkommen genügen wenn die Bank kurz auf das Konto schaut, und leise so etwas ähnliches murmelt wie: "Machen Sie sich keine Sorgen, ihr Bruder hat gestern bei einem Supermarkt für 10 Euro eingekauft, auch sonst gibt es keine Auffälligkeiten! Aber mehr darf ich Ihnen leider nicht sagen!". Das wäre ja in Ordnung, aber sie sagen gar nichts. Dabei gibt es eine offizielle Abgängigkeitsanzeige, und die Person die nachgefragt hat ist kein Fremder, sondern die nächste Verwandtschaft. Ich finde diese Geheimniskrämerei skandalös. Das mag vielleicht rechtlich in Ordnung sein. Aber es ist unmenschlich. Es könnte genausogut sein, dass sein Bankkonto in diesem Moment missbräuchlich genutzt wird. Das kann man doch leicht überprüfen und kommunizieren, wenn man höflich danach gefragt wird, oder? Und die Polizei hat die Bankdaten scheinbar noch immer nicht angefordert!?! Ich ärgere mich sehr.


Do.8.Aug.2013: Ich habe den ÖAMTC schriftlich darum gebeten, uns fachlich zu beraten, wie man Toni's alten Peugeot 106 möglichst schnell vom teuren Flughafen-Garagenplatz herunterbekommt (Anmerkung: Wir haben keinen Schlüssel und keine Papiere für diesen Wagen). Der ÖAMTC hat sich gemeldet, und Hilfe angeboten. Dankeschön. Ich bin gespannt wie schnell das jetzt geht.


Do.8.Aug.2013 (18:00 Uhr): Nach Rücksprache mit meiner Familie werde ich das Unvorstellbare tun, und am kommenden SONNTAG einen Kurzurlaub antreten. Ich wollte die Buchung verstreichen lassen, aber man hat mich ermutigt diese Auszeit unbedingt anzutreten. Ich schäme mich dafür. Aber ich freue mich auch auf die Möglichkeit auf andere Gedanken zu kommen, wenngleich es vermutlich nicht klappen wird. Ob es mir zu Hause schlecht geht, oder anderswo, ist letztlich egal. So, jetzt weiß ganz Österreich und Deutschland von meinem unsozialen Vorhaben, verurteilt mich dafür, oder auch nicht.


Fr.9.Aug.2013: Zahlreiche Massenmedien haben sich bereits an der Suche beteiligt. Danke!!!! Unterdessen mehrt sich die Kritik an der wohl größten steirisch-regionalen Tageszeitung "Kleine zeitung". Ich habe den Eindruck, die Kleine Zeitung hat den Sachverhalt bislang völlig ignoriert!?! Ich glaube meine Familie hat schon lange versucht Kontakt herzustellen, weiß ich jetzt nicht, da müsste ich nachfragen, aber es würde mich sehr wundern wenn nicht. Dabei müssten die Redakteure doch auch die Blätter der Konkurrenz lesen, und Radio hören, möchte man jedenfalls meinen. Auch Dritte, die nicht unmittelbar betroffen sind, haben sich bei der Kleinen Zeitung beschwert. Fast könnte man glauben diese Zeitung will sich absichtlich nicht an der Suche beteiligen. Es vergehen immer noch wertvolle Stunden und Tage, die vielleicht alles entscheiden können. Die andere große Tageszeitung, die Kronen Zeitung, hat die wichtige Suchmitteilung schon vor Tagen gebracht!!


Fr.9.Aug.2013, Abends: Es gibt jetzt einen Kontakt zum stellvertretenden Chefredakteur der Kleinen Zeitung. Er möchte die Suchmeldung in der nächsten Ausgabe bringen. Mal sehen ob sich das ausgeht.


Sa.10.Aug.2013 (12:00 Uhr): ORF Ö2 Regional (Radio Steiermark), hat im Mittagsjournal einen ausführlichen Bericht ausgestrahlt. Herzlichen Dank. ORF Mittagsjournal vom 10.August 2013


Sa. 10.Aug (13:00 Uhr): Ich habe gehört dass im Moment eifrig Flyer verteilt werden, ein großes Dankeschön an alle die sich an dieser Aktion beteiligen.


Sa.10.Aug.2013 (20:00): Ich habe selbst keine "Kleine Zeitung" abonniert. Steht schon was über Toni drin? Ich weiß es nicht. Sucht man jedenfalls online bei der Kleinen Zeitung nach "Koschuh", findet man 12 alte, wertlose Treffer. Der "aktuellste" Koschuh-Suchtreffer zeigt auf einen Bericht vom 14.Juni 2013 und hat natürlich überhaupt nichts mit dem Verschwinden meines Bruders zu tun. Nun kann man denen ja schlecht vorwerfen dass sie am 14.Juni nicht in die Zukunft geschaut haben. Aber jetzt ist nicht mehr der 14.Juni, sondern der 10.August, und allen Kontaktversuchen und Versprechungen zum Trotz, gibt es noch immer keine Toni-Suche in der größten Tageszeitung der Murmetropole. Das wäre aber sehr wichtig, weil diese Zeitung sehr viele Leser erreicht, auch im Ausland. Warum wird uns diese Hilfe verwehrt? Warum verschließt sich die "Kleine Zeitung" gegen unsere Suche? OK, wenn sie in der Printausgabe den Platz für die Werbung brauchen ist das aus wirtschaftlicher Sicht OK. Aber hey, nichtmal ein Online-Eintrag? Der Platz auf der Homepage kostet euch doch nichts, oder? Ich finde das ist eine riesen Frechheit!


Sa.10.August (23:00 Uhr): Leider gibt es noch keine positiven Neuigkeiten. Aber ich nutze die leere sinnlose Zeit, und die schwarzen Pixel auf dem Monitor, um mich einmal ganz ausführlich bei meinem Bruder Hans zu bedanken, der sich seit zweieinhalb Wochen quasi pausenlos, 24 Stunden täglich, als Hauptverantwortlicher um die Koordination und Kommunikation kümmert. Das ist eine unvorstellbar große psychische und physische Belastung, schließlich geht es dabei nicht um irgendeinen Fremden der gerade unauffindbar ist, sondern um den eigenen Bruder. Hans, es wird alles gut! Und ich möchte mich auch bei meiner Cousine Susanne bedanken, ein Medienprofi, die sich unermüdlich mit dem Facebook Account beschäftigt, und das so fantastisch macht. Solch eine Hilfe ist schlicht unbezahlbar. Mein Cousin Wolfgang ist ebenfalls ein ganz wichtiges Zahnrad im Getriebe, danke Wolfgang, bitte mach weiter so. Ich bekomme täglich viele Ermutigungen aus meinem persönlichen Umfeld und aus dem Internet. Meine Bitte an alle Leser: Teilt die Suchmeldung mit möglichst vielen Personen. Es muss doch irgendwann möglich sein unseren Toni irgendwo zu finden. Mein Bruder Toni ist ein kräftiger, willensstarker Mann. Ich denke und hoffe, dass es ihm den Umständen entsprechend "gut" geht, und lasse keine anderen negativen Gedanken zu. Für den Fall, dass er unverschuldet in Not geraten ist, muss sichergestellt sein, dass man weiter nach ihm sucht. Deshalb darf Ihre Beteiligung, liebe Leserin, lieber Leser, nicht abbrechen.


Sonntag, 12.August (00:05): Die Kleine zeitung hat sich nun doch eingeschaltet. Vor wenigen Minuten (Samstag um 23:58 Uhr) ging ein kleiner, schüchterner Beitrag online. Ein Wunder. Ich bedanke mich artig bei der "Kleinen Zeitung" und hoffe auf ein Wiedersehen in der kommenden Druckausgabe.
(Anmerkung: Die Kleine Zeitung hat in der Sonntagsausgabe vom 12.August über Toni berichtet. Vielen Dank!)


So.11.August (00:26 Uhr): Soviel ich weiß wurde Toni's alter PKW noch immer nicht vom luxuriösen Flughafenparkplatz geschleppt, und so muss er weiterhin geschätzt circa 40 Euro pro Tag für den Stellplatz bezahlen. Das dürfte den Wert des alten Gebrauchtwagens schon vielfach überschritten haben. Liebe Familie: Jemand muss Hans tatkräftig unterstützen. Er ist jetzt bald drei Wochen an dem Fall dran, und braucht unbedingt eine Auszeit, und die Möglichkeit mit seinen Arbeitsprojekten Geld zu verdienen. Ich verstehe aber auch, dass er an nichts anderes denken kann, und nur diese eine Sache machen will. Meine Ablenkungsversuche haben bislang nicht gegriffen. Jemand Ideen? Hallo Hans! Hörst Du mit? :-) Hi.


Die folgenden Portrait-Bilder zeigen meinen Bruder Toni im September 2012 (Oma's 89.Geburtstag). Genau so fröhlich kennen wir unseren Toni, und nicht anders. Wir hoffen sehr, dass er am 1.September beim großen 90.Geburtstag unserer lieben Koschuh-Oma dabei sein kann.

[Als Urheber der obigen Fotodateien erteile ich Ihnen, den Medien, und allen Personen die sich an der Suche beteiligen wollen, die uneingeschränkten Nutzungsrechte für diese Fotos, so lange sie der Suche dienen (Zuschnitt OK, Änderung von Helligkeit/Kontrast auch OK). Wenn Sie auf die Thumbnails klicken so öffnet sich eine hochauflösende Bilddatei mit der vollen Auflösung. Möglicherweise reduziert Ihr Browser die Fotos auf die Monitorgröße, dann klicken Sie bitte nochmal auf das Foto (Zoom akivieren), rechter Mausklick, speichern.]


So.11.August (02:57 Uhr): Ich brauche Pause und bin jetzt ein paar Tage offline. Zwischenzeitlich kann ich diese Seite nicht aktualisieren, bitte um Geduld.


Donnerstag, 15.August: Wir sind alle sprachlos. Zum Glück sind das viele Zeitungsredakteure nicht, und veröffentlichen fleißig den einen oder anderen Online- und Zeitungsbericht. DANKE, Ihr verleiht Toni eine Stimme.


Freitag, 16.August: Ich bekomme sehr oft die Anregung, der österreichweit bekannte ORF Radio-Journalist "Bernt Koschuh" könnte ja von Toni berichten, wozu habe man denn "Brüder"? Das Problem ist: Ich und Bernt sind überhaupt nicht miteinander verwandt, zumindest wüsste ich davon. Wir sind uns noch nichtmal begegnet. Schade eigentlich. Tatsache ist, dass der ORF schon sehr viel für uns getan hat. Dafür gibt es von mir ein großes Dankeschön. Die Leute sind stark daran interessiert wie es mit dieser Geschichte weitergeht. Deshalb sollte die Berichterstattung nicht aufhören.


Sa.17.August: Von der Grazer Kripo haben wir noch immer (!!) keine Telefonliste oder Daten zu den Kontobewegungen erhalten. Ist das denn normal? Braucht das so lange? Kann man da nichts machen? Kennst sich irgendjemand der das liest mit solchen Dingen aus? Wir wollen doch nur wissen ob Toni mal irgendwann Geld abgehoben hat. Wir brauchen keine Details. Nur ein simples Lebenszeichen. Ist das denn zuviel verlangt?


Sonntag, 18.August: Die große Tageszeitung "OESTERREICH" hat mich angerufen und gefragt, ob sie in der Printausgabe etwas über meinen Bruder bringen soll. Ja bitte, unbedingt. Toni fehlt uns sehr.


Toni ist jetzt seit einem Monat wie vom Erboden verschluckt.

Mo.19.August: Toni ist jetzt seit einem Monat wie vom Erboden verschluckt. Dabei hat Toni noch vor der Hamburg-Reise weitere Geschäftstermine für die Zeit danach vereinbart. Er wollte Arbeiten und Projekte abgeben, Projekte die ihm persönlich wichtig sind. Die Familie ist ihm auch extrem wichtig. Er würde niemals freiwillig(!!) einen ganzen Monat lang auf den Kontakt zur Familie verzichten, da müsste er schon in Notlage stecken. Es gibt auch keinen Abschiedsbrief. Keinerlei Anzeichen für ein freiwilliges "Abtauchen".
Die Anteilnahme aus dem Bekanntenkreis ist sehr groß. Ich werde wegen Toni sehr oft angesprochen. Aber mir ist leider auch aufgefallen, dass sich mittlerweile keiner mehr traut, mir irgendetwas Fröhliches zu sagen. Den Leuten rutschen unabsichtlich so Sätze aus dem Mund, wie zum Beispiel: "Da kann man wohl nichts mehr machen" oder "nach der langen zeit wird man ihn nicht mehr finden", ohne zu wissen wie schmerzhaft es ist, so etwas hören zu müssen. Aber als Familie geben wir Toni nicht auf. Niemals. Toni könnte jetzt, in diesem Augenblick, irgendwo in Schwierigkeiten sein und unsere Hilfe brauchen. So lange das Gegenteil nicht bewiesen ist, geben wir die Suche nach ihm nicht auf. Basta.


Di. 20.August: Der alte Peugeot 106 wurde vom teuren Flughafen-Parkplatz entfernt. Unglaublich: Irgendein herzloser Mensch hat Toni's Auto demoliert. Ein Seitenspiegel ist abgeschlagen, und ein Reifen ist platt. Mir fehlen die Worte. Wer macht denn sowas? Wie kann man auf jemanden einschlagen der bereits am Boden liegt?


Update: Der ÖAMTC, der die Abholung des Wagens organisiert hat, überstellt diesen gerade nach Graz. Die Kosten hierfür sollen angeblich vom Schutzbrief weitgehend gedeckt sein. Eine gute Sache, so ein Schutzbrief beim ÖAMTC ;-) *zwinker* und *Daumenhochhalt*. Ich habe plötzlich so ein Lied auf meinen Lippen: "Der Ö-A-eM-Te-Ceeeeeh ist fein, der Ö-A-eM-Te-Ceeeeeh ist fein! Drum stimmet alle ein: Der Ö-A-eM-Te-Ceeeeeeeeeeeeehhhhhhhh..... ist fein!". Manchmal muss ich mich selbst über mich wundern.


Dienstag, 20.August (20:34 Uhr): Ein großes Dankeschön an den Rechtsanwalt Dr.Gabl für die hervorragende Rechtsberatung, den guten Zuspruch, und die wertvollen Tipps.


Mittwoch, 21.August (13:05 bis 14:25 Uhr): Eine bodenlose Frechheit: Ich wollte bei der Polizeiinspektion Kalsdorf eine "Anzeige gegen Unbekannt" erstatten, denn es gibt berechtigte Sorgen, dass Toni das Opfer einer Gewalttat wurde oder noch immer "ist". Die Anzeige wurde mir von den diensthabenden Polizisten leider nicht ermöglicht. Obwohl ich mehrfach darauf hingewiesen habe, dass ich das Recht auf eine Anzeige habe, wurde mir dieses Recht mehr oder weniger "verwehrt", falls man es so audrücken kann. Ich habe mich aber nicht abwimmeln lassen. Nach mehreren Telefonaten mit dem Anwalt Dr.Gabl, der dann die Beschwerdestelle kontaktiert hat, bekam ich immerhin einen "Aktenvermerk" mit auf den Weg. Noch wärend ich auf der Wache war, liefen auf einmal die Telefone heiß, und man interessierte sich plötzlich (zum ersten Mal) für Toni's Auto. Leider zu spät, denn wir haben den Wagen schon vor zwei Tagen auf Eigeninitiative und mit Hilfe des ÖAMTC abschleppen lassen. Ein ganzes Monat stand der Wagen auf dem Luxusparkplatz am Airport Vienna, und wir bekamen vom Landeskriminalamt keine Vollmacht für den versperrten Wagen, oder sonstige Hilfestellung, obwohl wir darum gebeten haben. Niemand vom LKA hat beim ÖAMTC oder Parkhaus angerufen, um uns bei unserem Vorhaben zu unterstützen, weshalb es am Ende Wochen gedauert hat den Wagen abschleppen zu "dürfen". Die Parkplatzgebühren waren enorm. Und ganz ehrlich, nicht böse sein lieber Toni, das gesamte Auto ist nicht so viel wert, wie Dir der Parkplatz gekostet hat. Die Eltern haben die Rechnung am Ende bezahlt. Nunja. Es sah in meinen Augen so aus, als würde die Polizei jetzt sofort einen Ermittler zum Parkplatz der Wiener Abschleppfirma schicken, um den Wagen augenblicklich sicherzustellen und zu durchsuchen (meine Vermutung). Herzlichen Glückwunsch, aber das kommt exakt einen Monat zu spät. Kann man da von einer Ermittlungspanne sprechen? Hätte sich die Polizei schon früher für den Wagen interessiert, dann wären uns die hohen Parkplatzkosten vielleicht zum Großteil erspart geblieben. Und wenn es so gewesen wäre, dass sich im Auto Hinweise befunden hätten, die auf Toni's Aufenthaltsort schließen lassen, so hätte man Toni vielleicht schon längst gefunden. Aber leider befanden sich keine Hinweise in der Karre. Das Auto ist ausgelutscht. Meine Familie hat es gründlich untersucht, als es für den Abschleppvorgang geknackt wurde.


Mittwoch, 21.August (14:40 Uhr): Man kann sich nicht vorstellen wie niedergeschlagen man ist, wenn man merkt, wie sehr man auf die ermittlungstechnische Hilfe der Polizei angewiesen ist, diese Hilfe aber nicht im ausreichenden Maß (oder um ein Monat zu spät) bekommt. Meine Familie hat seit der Abgängigkeitsanzeige unvorstellbare psychische Qualen durchlitten, weil Toni in Gefahr sein könnte, aber vom LKA wurden noch immer keine Hanydaten und Kontoinformationen angefordert (Anmerkung: Das ist meine Vermutung. Weder wurden uns derlei Daten vorgelegt, noch hat man uns stolz von der Einletung solcher Schritte berichtet). Wir haben weder aktuelle Anruflisten, noch die alten Daten vom Zeitpunkt rund um Toni's Verschwinden. Die Fragen die alles klären konnten bleiben weirterhin offen: Mit wem hat Toni zuletzt telefoniert? Hat er einen Notruf abgesetzt? Konnte er unsere SMS abrufen? Wir wissen gar nichts. Und die Polizei sagt uns nichts!


Mittwoch 21.August (15:30 Uhr): Große "Toni-Konferenz" in der Wohnung meiner Eltern. Wir können kein einziges Lebenszeichen verbuchen. Niemand hat Toni gesehen. Einen Suizid schließen wir aus. Gründe die gegen einen Suizid sprechen gibt es viele: Seine Leidenschaft für die Natur und die Landschaftsplanung. Toni hat einen großen Bekannten- und Freundschaftskreis, sowie den Rückhalt einer großen Familie. Toni ist gebildet und sozial engagiert. Mit seiner Arbeit setzt er sich beruflich für die Umwelt ein. Ein Suizid kann daher mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ ausgeschlossen werden.


Mittwoch, 21.August: Ein Kriminalbeamter der mit dem Fall nichts zu tun hat, erklärt mir in vereinfachter Weise, wie die Polizei im Bedarfsfall an die Telefondaten (Verbindungsdaten) und die Kontodetails kommt: Die Ermittler gehen zum Staatsanwalt, der Staatsanwalt versucht den Richter zu überzeugen, ist dieser überzeugt wwerden die Papiere unterschrieben, und man weiß in welcher Region Toni zuletzt telefoniert hat, mit wem er telefoniert hat, und zu welcher Uhrzeit, sowie wann er zuletzt Geld behoben oder Einkäufe getätigt hat. Niemand versteht, warum das bisher nicht geschehen ist.


Mi. 21.August (03:13 Uhr): Eine weitere schlaflose Nacht. Und eine Idee: DU KANNST HELFEN. JEDER kann helfen. Und so einfach geht's: Mache die lokalen Zeitungen auf den Fall aufmerksam, und bitte sie etwas über Toni zu berichten. Egal wo Du wohnst. Ob in Deutschland oder Österreich. Ob Berlin oder Heckholzhausen, München oder Neustadt-Glewe, Sinabelkirchen oder Stinatz. Jede Hilfe zählt. Kontaktiere die lokalen Medien. Beteilige Dich auf diese Weise an der Suche, und trage so zu einem positiven Ausgang bei. Das sind gut investierte 60 Sekunden. Ich danke DIR.


Donnerstag 22. August, 11:00 Uhr: Meine Familie verfolgt eine neue Theorie und bittet um Eure Mithilfe !! Nötiges Basiswissen: Toni ist Naturwissenschaftler. Er ist es gewohnt wochenlang zu Fuß die Natur zu erkunden um bedrohte Insektenarten zu finden. Er hat schon zahlreiche Expeditionen solcher Art durchgeführt (und sich regelmäßig gemeldet). Auf Expeditionen schläft er selten draußen in der Natur, sondern sucht sich ein gepflegtes Gastzimmer, um für den nächsten Tag frische Energie tanken zu können. Meine Familie tröstet sich daher mit der Theorie, dass Toni jetzt gerade draußen unterwegs ist, irgendwo in Deutschland oder Österreich, aber in welcher Verfassung? Zur Suche besonders in Frage kommt das so genannte "Grüne Band", also die ehemalige Grenze zwischen Westdeutschland und der DDR, weil dort weitgehend unberührte Natur herrscht, und sowieso gerade ein Projekt in Planung ist. Aber es kommt auch jedes andere Gebiet in Österreich und Deutschland in Frage. Städte, Freiflächen, Wiesen, Mischwälder und sogar Siedlungsgebiete. Der springende Punkt: Toni hat sich in Hamburg "merkwürdig" verhalten und er war gestresst. Es wäre also möglich, dass er einen Burnout hat, was auch erklären würde, warum er sich bei niemandem meldet. Wenn diese Theorie stimmt, dann ist Toni am Leben, und es geht ihm "den Umständen entsprechend" gut. Aber es könnte ebenso sein, dass er verzweifelt ist, und sich in einer schwierigen Notlage befindet. Vielleicht benötigt er jetzt in diesem Augenblick dringend seelische, finanzielle oder eine tatkräftige Unterstützung. Es ist also wichtig, dass jeder nach ihm Ausschau hält, egal wo man zu Hause ist. Werter Leser, bitte hilf auch Du mit, indem Du Deine Lokalzeitung bittest von dem Fall zu berichten. Falls Du dort der zweite oder Dritte bist der sich meldet, so macht das gar nichts. Je mehr sich melden desto besser. Bitte helft alle mit. Falls Toni in Not ist können wir ihm JETZT noch helfen.


Donnerstag, 22.August (18:17 Uhr): Es gibt nun einen Kontakt zu einem Grazer Staatsanwalt. Er würde einen Antrag auf Handyortung und Kontoerhebung SOFORT unterschreiben, aber unglaublich, ein solcher Akt liegt bisher nicht auf !?!?!?!?!?!?!?!?!?!??!?!?!?! Offensichtlich ist es so: Der Staatsanwalt wartet darauf tätig werden zu dürfen, aber seine Dienste werden vom LKA nicht angefordert? (Vermutung). Spricht man in diesem Zusammenhang von einer Ermittlungspanne? Und wer haftet eigentlich, wenn Hilfe zu einer Zeit angefordert wird, als eine Hilfe noch möglich gewesen wäre, die Hilfe aber erst dann kommt, wenn es dafür bereits zu spät ist? Meine Familie hat alles getan um Toni zu finden, jetzt sind die Behörden dran. Los geht's. Wir und die Öffentlichkeit warten auf Resultate.


Donnerstag, 22.August (02:27 Uhr): Noch eine schlaflose Nacht. Und noch immer keine Spur von Toni.


Freitag, 23.August: Ich bedanke mich für die freundlichen Zuschriften, und die Hilfsangebote. Ich werde immer wieder gefragt wie man helfen kann: Versuchen Sie die Medien einzuschalten, egal wo Sie zu Hause sind, das ist meine große Bitte.


Sonntag, 25.August (22:16 Uhr): Am kommenden Samstag (1.September) feiern wir Oma's 90.Geburtstag. Diesen Anlasss würde sich Toni niemals (frewillig) entgehen lassen. Auch ist es undenkbar, dass er so lange keinen Kontakt zur Familie hat, ohne in Not zu sein. Ich werde immer wieder gefragt was die Polizei tut um den Fall aufzuklären. Ich kann Ihnen diese Frage leider nicht beantworten. Aber mein persönlicher Eindruck ist mittlerweile jener, dass die Polizei keinen besonders großen Wert darauf legt, unseren Toni wieder zu finden. Ungeachtet dessen steht die Polizei bei schönem Wetter beim Kreisverkehr und fischt Autofahrer raus die vergessen haben zu blinken. Während in Dobl die Limousinen, LKW's und Traktor-Gespanne ungebremst durch die unübersichtliche 30er-Zone rasen, ausgerechnet dort wo Kinder aus der benachbarten Schule massenhaft die Strassenseite wechseln, weil der Supermarkt mit Süßigkeiten und Jausenbroten lockt. Ich stehe dort jeden Tag um Einkäufe zu erledigen, und sorge mich um die jungen Persönlichkeiten. Es hat den Anschein es müsse immer erst etwas passieren, bis die Behörden Maßnahmen ergreifen. Ich weiß nicht wie lange das in Dobl noch gut geht.


Montag, 26.August (10:08 Uhr): Toni wird mit dem heutigen Tag seit 5 Wochen vermisst. Und es gibt noch immer kein Lebenszeichen. Die Polizei sagt uns nicht, ob es irgendwelche Ermittlungsergebnisse gibt, deshalb glauben wir, dass es noch gar keine Ergebnisse gibt. Die Polizei sagt uns nicht, ob und welche Schritte unternommen wurden um ihn zu finden, deshalb glauben wir, dass noch keine wirksamen Schritte eingeleitet wurden. Wir wissen nicht, ob die Handy-Verbindungsdaten bereits ermittelt wurden, und ob die Polizei bereits Informationen zu den Kontobewegungen hat, wir vermuten daher, dass dies noch nicht geschehen ist. Freunde und Geschäftspartner die zuletzt mit ihm telefoniert haben geben an, dass sie von der Polizei noch immer nicht befragt wurden. Deshalb meine Frage an Sie, werte Leserin und werter Leser: In welchem Staat leben wir? Befinden wir uns in einem Staat, in dem die Menschenwürde an erster Stelle steht, und alles unternommen wird um verzweifelten Menschen zu helfen? Oder befinden wir uns in einem afrikanischen Entwicklungsland, in dem es den "Behörden" völlig egal ist, wenn eine Person vermisst wird? Müsste es nicht jede Österreicherin / jeden Österreicher schwer beunruhigen, dass am Beispiel meiner Familie fünf Wochen verstreichen können, ohne dass es ein Ermittlungsergebnis gibt? Können Sie sich so ein Schneckentempo für den Fall vorstellen, falls ausgerechnet eine Person aus Ihrem Umfeld vermisst wird? Würden Sie so lange warten wollen, bis endlich die Handydaten ermittelt werden? Würden Sie sich lauthals aufregen, wenn Sie selbst betroffen wären? Würden Sie die Medien um Mithilfe bitten?


Mittwoch, 28.August (08:12 Uhr): Die steirische Wochenzeitschrift "meine WOCHE, Graz-Umgebung Süd" berichtet in der Ausgabe vom 28.August ausführlich über den Fall (siehe die Seiten 12 und 13). Das öffentliche Interesse an dem Fall ist mittlerweile recht groß. Meine Familie hofft, dass jetzt auch einige Medien außerhalb von Hamburg und Graz auf den Fall aufmerksam werden. Toni könnte sich überall in Österreich oder Deutschland befinden, und wir brauchen dringend Klarheit über seine physische und psychische Verfassung. Ich stehe für Interview-Anfragen jederzeit zur Verfügung. Meine Mailadresse lautet: max @ koschuh . com


Mittwoch, 28.August (11:10 Uhr): Wichtiges Update! Ich habe erfahren, dass die Grazer Kriminalpolizei bereits am Anfang dieser Woche die Telefon-Verbindungsdaten und Kontobewegungen juristisch angefordert haben soll. Ein entsprechender Akt sei bereits auf dem Weg zum Staatsanwalt, so habe ich das jedenfalls verstanden, und hoffe dass diese Angaben stimmen. Warum dies nach 5 Wochen plötzlich geschieht weiß ich nicht, kann mir auch egal sein, hauptsache es tut sich etwas. Dann sollten wir in Kürze offiziell wissen, ob Toni sein Handy und seine Bankomatkarte benützt. Ich bedanke mich bei den betreffenden Stellen, und hoffe dass die Daten auch wirklich angefordert werden, und die Anforderung vom Staatsanwalt und dem Richter positiv bearbeitet wird.


Jeder Hinweis kann wichtig sein!

Lobend erwähnen möchte ich die Zivilcourage der Öffentlichkeit. So haben wir bisher einige seriöse Hinweise bekommen. Auch wenn bisher noch kein Treffer dabei war, bitten wir Sie weiterhin um Mithilfe. Falls Sie bedenken haben ob Ihre Wortmeldung wichtig sein könnte oder nicht, dann kann ich Ihnen sagen, dass jeder Tipp wertvoll sein kann. Die zentrale Meldestelle hierfür lautet: wirsuchentoni@gmx.at , ich danke Ihnen.


Mittwoch, 28.August (13:56 Uhr): Die Zeitschrift NEWS hat sich soeben eingeschaltet. Ein Interview-Termin wurde vereinbart. NEWS gehört zur Bertelsmann Gruppe, und ist damit in gewisser Weise mit der Kronen-Zeitung, dem deutschen "Stern" und den RTL-Fernsehsendern verwandt. Wir sehen das als eine große Chance.


Mittwoch, 28.August (18:00 Uhr): Im Online-Forum Allmystery wird fleißig über Toni spekuliert. Das ist gut so. Ich sehe es aber als dringend notwendig, gewisse Dinge klarzustellen, die ich bislang irrtümlicherweise als selbstverständliches Basiswissen vorausgesetzt habe. Aus diesem Anlass ein paar grundlegende Punkte:


Donnerstag, 29.August (16:09 Uhr): Alle die mit Toni am Tag seines Verschwindens (Montag 22.Juli) telefoniert oder SMS-geschrieben/erhalten haben, möchten sich bitte bei mir (oder meiner Familie) melden. Details gerne per E-Mail oder am Telefon. Die Angaben werden vertraulich behandelt.


Donnerstag, 29.August (19:08 Uhr): Die Kriminalpolizei wollte am Anfang der Woche tätig werden. Jetzt ist es schon Donnerstag Abend. Und so viel ich weiß gab es noch kein Ermittlungsergebnis.Es gibt von offizieller Seite noch immer keine Informationen über Toni's Kontobewegungen und Handydaten.


Freitag, 30.August (15:36 Uhr): Große Toni Konferenz mit NEWS-Interview. Bitte gehen Sie ab Donnerstag (5.September) in den Kiosk und kaufen Sie sich die neueste Ausgabe von NEWS.


Freitag, 30.August (17:00 Uhr): Toni's PKW ist jetzt wieder in Graz. Seit dem Erstkontakt mit dem ÖAMTC am 8.August (siehe oben) hat es also 22 Tage gedauert, um den Wagen vom Flughafenparkplatz nach Graz zu überstellen. Aber das ist OK, weil die Kosten schon seit einiger Zeit gestoppt sind, und ohne den ÖAMTC wäre das vermutlich nicht möglich gewesen.


Samstag, 31.August (circa 07:00 Uhr): Ich habe geträumt dass Toni wieder zu Hause ist.


Samstag, 31.August (11:43 Uhr): Es kommen aktuell sehr viele Hinweise aus dem privaten und geschäftlichen Umfeld vom Toni herein. Wir sammeln auch die kleinsten Hinweise. Damit erstellen wir ein genaues Abbild der letzten Wochen und Tage vor Toni's Verschwinden. Vom letzten Tag haben wir sogar eine besonders genaue (9-seitige) Chronologie der Ereignisse, die nur mehr winzige Lücken aufweist. So wie es aussieht hat sich der sympathische Naturwissenschaftler bis zuletzt ganz normal verhalten. Er wird von seinen Freunden und Geschäftspartnern als sehr engagiert, seriös, freundlich und voller Tatendrang beschrieben. Irgendetwas muss ihn kurz vor oder während des Hamburg-Aufenthalts aus der Bahn geworfen haben. Wir suchen weiterhin nach dem ausschlaggebenden Ereignis. Er könnte zu Fuß in Deutschland unterwegs sein. Ein unbestätigter Hinweis lautet auch, dass Toni zu Fuß nach Hause gehen wollte. Ein anderer Hinweis besagt, dass sich Toni in Montenegro (südlich von Kroatien) aufhalten könnte, weil dort ein Projekt zu erledigen ist. Ein anderer Geschäftspartner ist sich sicher, dass Toni das "grüne Band", also den ehemaligen "Eisernen Vorhang" zwischen Ost- und Westdeutschland erkundet, was ebenfalls ein Projekt von Toni gewesen sein könnte. Wir wissen nur, dass wir Toni unendlich vermissen, und uns nichts sehnlicheres wünschen als irgendein Lebenszeichen von ihm. Von der Polizei fordere ich jetzt ganz öffentlich die Konto-Informationen und den Blick auf die Verbindungsliste ein. Niemand versteht, warum das nicht schon längst passiert ist.


Samstag, 31.August (18:30 Uhr): Meiner Familie geht es zunehmend schlechter.


Sonntag, 1.September 2013 (12:00 Uhr): Oma's 90.Geburtstag. Leider ohne Toni. So richtig will bei mir keine Feierlaune aufkommen. Ich bekomme viel Zuspruch von meiner Verwandtschaft. Niemand sagt dass Toni verloren ist.


Sonntag, 1.September (Nachts): Meinem Vater geht es schon seit Tagen sehr schlecht. Wir mussten einmal die Rettung und einmal den Notarzt verständigen. Nun erlitt er eine "akute physiologische Entgleisung" (Anmerkung: editiert am 3.sept) und weist sich selbst ins Krankenhaus ein. Mein Bruder Hans, der den Fall seit Beginn an "leitet", und mit seinen Kräften schon länger am Ende ist, tritt eine mehrtätige Auszeit an, und ist gezwungen seine berufliche, selbständige Arbeit zu vernachlässigen. Meine Mutter ist "angeschlagen" und in einem zerbrechlichen Zustand. Ich selbst bin ebenso "am Ende". Dazu habe ich Existenzsorgen, weil es mir oft mehrere Tage am Stück nicht gelingt in die Firma zu fahren, um Versandaufträge abzuwickeln. Glück im Unglück: Alle meine Kunden denen ich die schwierige Situation erklärt habe, haben mir ihr vollstes Verständnis zugesichert. Aber ich weiß nicht wie lange das noch gut geht. Egal wo ich bin, ob zuhause vor dem Büro-Computer, oder in meiner Versandfirma, ich bin schon seit Wochen nicht mehr produktiv. Die gesamte Familie ist wie gelähmt. Auch meine Verwandtschaft, und alle die an der Aufklärung beteiligt sind, leiden unter der Ungewissheit. Unsere Moral wird außerdem durch eine, wie ich es bezeichne: "schleppende Polizeiarbeit", untergraben.


Montag, 2.September 2013 (09:05 Uhr): Vor mehr als einer Woche sah es mal kurz so aus, als würde sich die Kriminalpolizei (zum ersten Mal seit einem Monat) für Toni's Auto interessieren, nämlich zu dem Zeitpunkt, als meine Anzeige gegen Unbekannt "abgelehnt" wurde. Siehe meinen Eintrag vom 21.September. Als ich die Wache wieder verlassen wollte, liefen dort plötzlich die Telefone heiß. Wo das Auto sei wollte man wissen. Ich habe dann versucht den aktuellen Standort zu ermitteln, habe gesagt dass der Wagen erst kürzlich abgeschleppt wurde. Schließlich gelang es der Polizei und mir die Position zu bestimmten (der Wagen stand einige Tage am Parkplatz eines Wiener Abschleppunternehmens). Ich hatte dann den Eindruck die schicken jetzt sofort einen diensthabenden Kollegen in Wien los, der den Wagen durchsucht, und alle potentiellen Hinweise sicherstellt. Nun steht der Wagen wieder in Graz, und wir haben ihn selbst durchsucht. Sicher ist nur, es wurden von der kriminalpolizei keine potentiell interessanten Hinweise sichergestellt. Wir haben im Auto ein Zweithandy gefunden. Dafür hat man sich nicht interessiert? Es ließ sich noch einschalten. Den PIN haben wir bei Toni's Unterlagen gefunden, so gelangten wir zur Rufliste. Außerdem haben wir Toni's Fahrtenbuch gefunden. Diverse Papiere, Zettelchen, Notizen, Visitenkarten. Alles potentiell wichtige Hinweise. In meinen Augen ist das eine schwere Ermittlungspanne. Wenn diese Hinweise nicht sichergestellt wurden, dann wurde auch nicht danach gesucht. Punkt. Langsam entwickelt sich die gesamte Polizeiarbeit zur Farce. Ich bin wütend und hilflos. Ich glaube nicht mehr, dass man sich auf die Polizei verlassen kann. Meine Hoffnung ist nun die Öffentlichkeit, die sich immer stärker für den Fall interessiert. Gemeinsam muss es doch möglich sein Toni zu finden. Er könnte sich in Not befinden.


Montag, 2.September (22:00 uhr):

Anton Koschuh wird nun seit 6 Wochen vermisst.

Wir können und wollen Toni nicht aufgeben. Ich habe Veständnis dafür, dass sich viele Menschen nicht vorstellen können, dass Toni nach so langer Zeit noch nach Hause kommen kann. Aber wir kennen Toni. Eine "Auszeit" die ein oder zwei Monate dauert ist in unseren Augen kein lebensbedrohliches Szenario. Das Einzige das uns Sorge bereitet, ist Toni's besorgniserregender sozialer Zustand vor dem Verschwinden, und dass er sich nicht mehr meldet. Hätte er gesagt dass er mal zwei Monate weg ist und das Handy ausschaltet, würden wir uns keine Sorgen machen. Aber zusammen mit den Schilderungen in Hamburg, ergibt sich ein gefährlicher Mix, der viele (berechtigte) Spekulationen zulässt.


Montag, 3.September (15:02 Uhr): Ich bekomme von der Öffentlichkeit weiterhin viele Fragen gestellt. Die möchte ich hier ausführlich beantworten:

Warum ist Toni nach Hamburg gereist, und wollte Toni diese Reise überhaupt machen? Das Warum dieser Reise habe ich oben ausführlich erklärt. Er wurde zur Reise eingeladen und hat lange gezögert mitzufahren. Er hat gegenüber Freunden erwähnt, dass er eigentlich nicht nach Hamburg will. In Hamburg hat er dann gegenüber Freunden gesagt, dass die Reise ein Fehler war. Er hätte nicht nach Hamburg reisen sollen. Was auch immer das zu bedeuten hat. Vielleicht hatte er soviel Stress mit der Arbeit, dass er lieber zu Hause an der Fertigstellung von Projekten gearbeitet hätte. Ich weiß es nicht.

Was ist der letzte bekannte Aufenthaltsort? Toni wollte um circa 15:30 Uhr in Hamburg, bei der S-Bahn Station "JUNGFERNSTIEG", plötzlich nicht in die U1 in Richtung Norden (Flughafen) umsteigen. Das lief in etwas so ab: Sein Geschäftspartner steigt in die U-Bahn ein, Toni bleibt überraschender Weise draußen am Bahnsteig stehen, und bevor sich die Türen schließen, sagt Toni sinngemäß, dass er nun doch lieber mit dem Zug heimfahren möchte. Für mehr Konversation war keine zeit. Dann schließt sich die Türe und die U-Bahn fährt mit dem ratlosen Geschäftspartner los. Das ist der letzte persönliche Sicht-Kontakt. Ich möchte erwähnen, dass sein Geschäftspartner dann noch mehrmals versucht hat Toni zum Nachkommen zu überreden. Dass er danach zur Polizei ging und eine "Sachverhaltsdarstellung" gemacht hat, halte ich für absolut verständlich. Schließlich dürfte er sich als "Einladender" in gewisser Weise für seinen Reisegast verantwortlich gefühlt haben, wozu er aber nicht verpflichtet gewesen wäre. Und er hat auch mitbekommen, dass Toni sich in einer "extremen Ausnahmesituation" befand. Er bedauert jetzt, dass er Toni überhaupt aus den Augen gelassen hat, aber man kann ihm deswegen keinen Vorworf machen. Ich finde er hat sich der Situation entsprechend verhalten, und bis zuletzt Zivilcourage bewiesen. Um 18:52 Uhr hat Toni einem Kumpel per SMS mitgeteilt, dass er noch in Hamburg ist, am "Bahnhof". Um 20:18 Uhr telefoniert Toni mit einem anderen Kumpel eine knappe Minute. In diesem Gespräch ist davon die Rede, dass er am Bahnhof ist und mit dem Zug nach Hause fahren will. Man solle sich keine Sorgen um ihn machen. Er schaffe das schon. Und von Stress war die Rede. Der viele Stress. Und von 300 Euro. Wir wissen nicht, ob Toni überhaupt in einen Zug gestiegen ist. Ein weiterer Kontakt behauptet, Toni hätte gesagt, wenn er keinen Zug bekommt, dann geht er eben zu Fuß nach Hause, aber diese Aussage wurde mir nur über Dritte vermittelt ("stille Post"), ist daher unbestätigt. Fakt ist, Toni dürfte sich von circa 18:00 bis mindestens 20:30 uhr bei irgendeinem Bahnhof in Hamburg aufgehalten haben. Wahrscheinlich beim Hauptbahnhof.

Wie sicher ist es, dass Toni mit dem Zug nach Hause wollte?: Das haben mehrere Personen direkt mitgehört. Bereits am frühen Nachmittag war davon die Rede. Und alle haben auf ihn eingeredet, er solle doch das Flugzeug nehmen. Zu diesem Zeitpunkt war Toni bereits "psychisch angeschlagen", wie Augenzeugen und Gesprächspartner später schildern. Vielleicht erste Anzeichen von einem Burnout. Oder ein sich abzeichnender medizinischer Notfall. Oder er wurde zuvor telefonisch bedroht.

Mal angenommen Toni geht wirklich zu Fuß nach Hause, wie lange würde das dauern? Diese Frage kann mein Bruder Hans am besten beantworten. Hans hat bereits mehrere wochenlange Wanderungen durchgeführt, einerseits aus Freude am Wandern, andererseits um Geodaten zu erheben (er ist Spezialist für "Open Streetmap"). Er hat verschiedenste Länder zu Fuß bereist, unter anderem Marokko, Grönland, den Oman, die USA (Pacific Crest Trail), aber auch viele "triviale" europäische Länder. Er sagt, dass man pro Tag realistisch nur 10-20km Luftlinie schafft. Warum? Es gibt kaum Wege die gerade nach Süden führen. Direkte Wege wären beispielsweise Landstraßen, aber auch die machen Kurven und Umwege, und sind für Toni aus ökologischer Sicht eher uninteressant. Wenn er etwas von der Natur sehen möchte, oder sich vor einem potentiellen Feind verstecken möchte, muss er Umwege in Kauf nehmen. Also wird er die viel interessanteren Feldwege und Kleinstraßen gehen, wo er sich unbemerkt fortbewegen kann. Für 10km Luftlinie ist man eine erheblich längere Strecke unterwegs. Realistisch betrachtet braucht man von Hamburg nach Graz rund zwei Monate. Geht man davon aus, dass Toni öfters stehen bleibt um in der Natur Beobachtungen zu machen, dann braucht er wesentlich länger.

Wie bewerten Sie die Burnout-Theorie? Liest man die offizielle Beschreibung von "Burn-Out", dann würde das Toni's Situation erklären. Aus Erzählungen über Burnout weiß ich jetzt, dass es veschiedene Arten von Burnout gibt. Manche Betroffene schaffen es monatelang nicht mehr aus dem Bett heraus, und nehmen am sozialen Leben nicht mehr teil, was ganz furchtbar ist. Andere Menschen "irren" monatelang durch die Gegend, und wissen danach selbst nicht mehr wie sie von A nach B gelangt sind. Ich schätze, Toni wäre im Falle eines schweren Burnouts jemand der einfach losmarschiert. Toni war in der Vergangenheit für spontane Entscheidungen gut. Er hat mal eine gigantische Strecke mit seinem Fahrrad zurückgelegt, weil er den letzten Zug verpasst hat. Warum also nicht von Hamburg nach Hause gehen, das Handy abschalten, und einfach mal ungestört sein? Lange Wegstrecken sind für Toni kein Problem, er wandert gerne, und er ist ausgesprochen sportlich. Falls die Burnout-Theorie stimmt, dann wäre das eine realistische Erklärung für Toni's Fernbleiben. Aber eine Sache haben alle Burn-Out Fälle gemeinsam: Isolation. Die Erkrankten haben keinen Kontakt zur Außenwelt. Nichtmal die engsten Familienmitglieder wissen wo sich die betroffene Person aufhält. Und irgendwann ist der Vermisste wieder da. Ich denke Burn-Out ist ähnlich wie ein Schutzmechanismus, der den Körper vor schweren Falsch-Entscheidungen schützt. Ich möchte Burnout auch mit einem langen "Schlaf" vergleichen, bei dem sich die Seele "ausruht". Wenn es gut geht "wacht" man irgendwann auf, und hat das Verlangen ins Leben zurückzukommen. Ich weiß gar nicht ob es für die Betroffenen überhaupt gut wäre, wenn man sie aus diesem "Schlaf" vorzeitig aufweckt. Aber es ist Fakt, dass Burnout zum Suizid führen kann, deshalb ist die Burn-Out Theorie alleine noch keine ausreichende Beruhigungspille für mich und meine Familie. Falls Toni jetzt irgendwo unterwegs ist, und einen schweren Burnout hat, dann könnte er sich in Gefahr befinden. Ich betone gerne, dass ich Toni als "nicht-suizidgefährdet" einschätze, aber ich kann solche Dinge nicht mit Sicherheit beantworten, weil ich als Angehöriger voreingenommen bin.

Warum glauben Sie dass Toni bedroht wurde? Dafür gibt es mehrere Fakten und Anhaltspunkte. Über die Bedrohung selbst, und von wem sie kommt, darüber ist nichts näheres bekannt. Aber das Szenario ist real, und deswegen wollte ich eine Anzeige gegen Unbekannt erstatten, die mir leider "verwehrt" wurde. Nebenbei: Ich habe selbst einmal am Telefon Todesdrohungen erhalten, und das hat mich einige Tage schwer traumatisiert. Ich habe wirres Zeug geredet, mich verkrochen. Ich habe mich ähnlich verhalten wie ein Burnout-Kranker. Wenn man zum Zeitpunkt der Bedrohung nicht zu Hause ist, zum Beispiel in einer fremden Umgebung, dann müsste die Bedrohung noch schwerer im Magen liegen. Fakt ist, dass sich Toni bedroht gefühlt hat. Ein Beobachter spricht sogar von Verfolgungswahn. Da fällt mir ein, wenn in der Öffentlichkeit von Personen die Rede ist, die sich "verfolgt" fühlen, so spricht man gerne von "Verfolgungswahn". Aber von einem "Wahn" zu sprechen würde dem Opfer unterstellen, dass die Sorge erfunden oder unbegründet ist. So lange das Gegenteil nicht bewiesen ist, kann man nicht von einem "Wahn" sprechen.Das wäre unfair dem Betroffenen gegenüber. Statt dem Wort "Verfolgungswahn" bevorzuge ich daher die längere Formulierung "Der Betroffene fühlt sich verfolgt". Wenn man tatsächlich bedroht und verfolgt wird, zum Beispiel weil man als Gutachter arbeitet, oder weil man sich in fremde Angelegenheiten eingemischt hat, dann ist es sicherlich am vernünftigsten, wenn man das Telefon in den Boden stampft. Weiters sollte man keine unüberlegten Dinge tun, die eine elektronische Rückverfolgung möglich machen (also keine Benutzung der EC-Karte, keine Telefonate, kein Gang zur Polizei, denn JEDER ist verdächtig oder könnte mit der Bedrohung vernetzt sein). Falls Toni mitliest: Du könntest ja irgendeinem unserer Nachbarn eine Karte oder einen Brief schicken, und um Weiterleitung einer bestimmten Nachricht bitten. Der Empfänger wird die Daten vertraulich behandeln, und der Familie nur wissen lassen, dass es Dir "gut" geht. Dann wäre die Suche beendet. Falls Du aber Hilfe brauchst, Du kannst von uns jede erdenkliche Unterstützung haben.

Haben Sie oder Ihre Familie schonmal selbst in Hamburg nach Toni gesucht? Wir dachten die Polizei unternimmt alles. Als die Zweifel kamen, war bereits klar, dass schon viel zu viel Zeit verstrichen ist, um von Passanten und Fahrgästen einestichhaltige Auskunft zu bekommen. Es ist nunmal so, dass man sich als Bahnreisender nur an wenige Dinge erinnern kann. Dinge die besonders aufgefallen sind. Zum Beispiel ein Kinderwagen der von alleine losrollt. Meine Familie hat nicht die Kraft nach hamburg zu fahren, und Recherchen anzustellen. Die notwendigen Videobänder und Auskünfte bekommt man sowieso nur mit polizeilicher/richterlicher Unterstützung. Da nützt es nichts wenn wir selbst zum Bahnhof gehen und nach Videobändern fragen. Die Polizei kann noch viel erreichen, aber sie muss JETZT tätig werden. Ich glaube nicht, dass in Zeiten internationaler terroristischer Bedrohungen, Videobänder von essentiell wichtigen Knotenpunkten wie einem Hauptbahnhof, bereits nach einem Monat gelöscht werden. Vielleicht gibt es diesbezüglich EU-weite Richtlinien, die den öffentlichen Einrichtungen vorschreiben, wie lange Aufzeichnungen behalten werden müssen (Vorratsdatenspeicherung?). Außerdem glaube ich nicht, dass es sich um "Bänder" handelt, sondern um Festplatten-Aufzeichnungen mit Zeitstempel. Ein Sachverständiger schreibt mir: Technisch gesehen wäre es heute problemlos möglich, statt Videoaufzeichnungen nur noch die Gesichtserkennungsdaten zu speichern. Ein Großcomputer wertet die Livebilder aus, und speichert die erfassten Gesichtsdaten in einer Datenbank. Dann hätte man statt riesiger Video-Datenmengen nur mehr eine kleine, platzsparende Datenbank. Dort könnte man nachlesen, welche Personalnummer um welche Uhrzeit vor welcher Kamera aufgetaucht ist, ohne auch nur eine Minute Videomaterial ansehen zu müssen. Diese "Gesichts-Zeit-Geo-Daten" würden extrem wenig Speicherplatz benötigen, und könnten mühelos über viele Jahre hinweg gespeichert bleiben. Und Gesichtserkennung über Video ist kein Zukunftskram, sondern schon lange marktreif. Es wäre denkbar, dass große Städte bereits mit dieser Technologie ausgestattet sind. Im Falle eines Terrorangriffs würde man also nicht ein ganzes Team bemühen um tausende Stunden Videoaufzeichnungen manuell zu sichten, sondern man würde die Datenbank nach den gesuchten Gesichtsdaten abfragen und hätte in sekundenschnelle einen Treffer oder nicht. In so einer Datenbank könnten alle EU-Bürger gespeichert sein, die einen Reisepass, Führerschein oder einen Behördenweg mit Foto gemacht haben. Personen die nicht vom System erfasst sind, weil sie beispielsweise nicht aus der EU kommen, würden dann lediglich als Gesichtsmerkmal "XY123abc987" gespeichert werden (so ähnlich wie ein Produktcode im Supermarkt). Weiters wäre es schon heute problemlos möglich, elektronische Gesichtsmerkmale anhand von Fahndungsfotos herzustellen (Scanner), und in der Datenbank nach ähnlichen Gesichtsmerkmalen zu suchen. Alles rein spekulativ, aber technisch machbar.

Falls Toni sich eine Auszeit genommen hat, warum meldet er sich dann nicht einfach bei der Familie? Aus Erzählungen von Burn-Out Fällen weiß ich jetzt, dass sich Erkrankte oft monatelang nicht melden. Dazu auch gar nicht das Bedürfnis haben sich zu melden. Einfach deshalb, weil das Gehirn mit elementaren Fragen ausgelastet ist. Es wäre auch möglich, dass sich Toni nicht meldet, weil er tatsächlich verfolgt/bedroht wird, und daher keine Kommunikationsmittel nutzen möchte. Oder er schämt/ärgert sich für die ungewollte Medienpräsenz, und hat deswegen Angst sich zu melden. Oder er kann sich nicht melden, weil er in einer Notlage ist.

Wusste die Familie von dem Zweithandy? Das Zweithandy ist bekannt. Ich schätze es wurde durch einen späteren (besseren) Firmentarif(?) abgelöst und einfach mal so behalten. Oder es fand prinzipiell als Zweithandy Verwendung (Privathandy?). Das Handy war jedenfalls kein Geheimnis. Wir wissen jetzt, dass es nur selten benutzt wurde, zuletzt im Juni, und es befanden sich auch keine anderen Fotos oder Textnachrichten am Handy, die noch nicht gesendet wurden. Aber das konnte man vorher nicht wissen, ohne das Handy einzuschalten. Deshalb ärgert es mich, dass die Polizei diesen potentiellen Hinweis nicht geprüft hat.

Haben Sie nicht Angst, dass Sie es sich mit der Polizei verscherzen, wenn Sie hier so kritische Dinge schreiben? Das ist mir egal. Die Polizei ist dazu verpflichtet die Arbeit gewissenhaft und im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu erledigen, egal ob sie mich und meine Wortmeldungen sympathisch findet. Und nebenbei: Ich habe der Polizei vor circa zwei Wochen ein seriöses Dokument vorgelegt, das ausführlich und stichhaltig darstellt, warum ich von einem Verbrechen ausgehen muss. Es wurde trotz mehrfacher Bitte keine Anzeige aufgenommen, sondern nur ein "Aktenvermerk". Seitdem ist viel Zeit vergangen, und ich sehe es als erwiesen an, dass mein Aktenvermerk zu keinen Ermittlungen gegen "Unbekannt" geführt hat. Das ist traurig und macht mich nachdenklich. Zum Vergleich: Vor meiner Siedlung wurde in den letzten Tagen ein Diebstahl aufgeklärt, das gesamte Ereignis habe ich fotografisch dokumentiert. Da hat wohl irgendjemand eine ganze Menge Leerpaletten gestohlen (Wert: insgesamt circa 500 bis 1000 Euro) und in einem verschlossenen Lieferwagen vor meinem Fenster gelagert. Es waren zeitgleich vier Beamte in Zivil, drei Polizisten, ein ÖAMTC, und offensichtlich weitere Beamte irgendwo am anderen Ende der Telefonleitungen an dem Fall beschäftigt. Danach wurde der Wagen stundenlang von einer Streife observiert, bis der Eigentümer die gestohlenen Leer-Paletten abgeholt hat. Ich dachte mir nur: Wow, so sieht gute Polizeiarbeit aus. OK, auch wenn die Einsatz-Kosten den Warenwert wohl weit übertroffen haben, und sich niemand in akuter Gefahr befand. Trotzdem, wirklich, eine sehr gute und schnelle Polizeiarbeit. Eine meisterhafte Präsentation von Stärke und Macht. Ich bin als österreichischen Bürger mit Stolz erfüllt. Ich wünschte nur, die Polizei würde einen Bruchteil dieser Energie hier und jetzt für unseren Toni einsetzen. Und uns von den Ermittlungsergebnissen berichten. Auch wenn Tatsachen dabei sein sollten, von denen die Polizei glaubt, dass wir sie nicht hören wollen.


Mittwoch, 4.September 2013 (10:11 Uhr): Ich bedanke mich für das große öffentliche Interesse an Toni. So viele Menschen sprechen mir Mut zu. Und aus den zahlreichen Kontakten haben sich auch tolle Hilfsangebote entwickelt (Medien, Beratung, Tipps, Überlegungen, Hinweise). Das Tagebuch war anfangs nur als "Selbsttherapie" gedacht, später für den Informationsaustausch mit der Familie. Dann wurde der Link irgendwann verteilt. Damit Sie einen Überblick bekommen über die Zugriffszahlen: Im Monat August haben über 20.000 Menschen auf dieses Tagebuch zugegriffen und meine persönlichsten Gedanken gelesen. Das ist mir peinlich. Aber wenn es dazu dient, dass Toni gesucht und gefunden wird, dann soll es mir recht sein. Alleine in den drei Tagen vom 1. bis 3.September haben bereits 3000 Menschen mitgelesen. Wenn jeder auch nur eine einzige E-Mail an eine lokale Nachrichtenredaktion schicken würde,.... kaum vorstellbar was wir alles erreichen könnten. Ich habe daher eine E-Mail für Sie vorformuliert. Sie bräuchten nur noch eine Empfänger-Adresse eintragen und die Mail abschicken: E-Mail an die Medien

Hier ist eine Liste von Deutschen Zeitungen:
Deutsche Zeitungen

und hier eine Liste von Österreichischen Zeitungen:
Österreichische Zeitungen

Deutschsprachige zeitschriften:
Zeitschriften

Deutsche Radiosender:
Hörfunksender in Deutschland

Österreichische Radiosender:
Hörfunksender in Österreich

Wir sind verzweifelt und freuen uns über jede Art von Mithilfe!! Danke! Danke! Danke!


Mittwoch, 4.September 2013 (12:00 Uhr): Ein Redakteur der "KLEINEN ZEITUNG" hat sich bei mir gemeldet. Er möchte ab circa Montag in dieser Sache tätig werden. (Update circa 13:00 Uhr: Interview mit der "Kleinen", Bericht soll schon morgen am Donnerstag erscheinen).


Donnerstag, 5.September 2013 (11:32 Uhr): Großer Beitrag in der "KLEINEN ZEITUNG". Riesiger Beitrag (2 Seiten) in der NEWS. Sehr große Reichweite!! DANKE! Gemeinsam werden wir Toni finden.


Donnerstag, 5.September (12:39 Uhr): Als ob ich nicht schon genug Probleme hätte. Jetzt läutet alle paar Minuten mein Telefon, und aufgebrachte Menschen beschimpfen mich. Irgendeine deutsche Internet-Firma verkauft unter Angabe meiner Adressdaten nagelnaue Unterhaltungselektronik, ohne diese an die Kunden zu liefern. Meine Identität wurde gestohlen!! Ich hoffe ich bin ein Zufallsopfer, und es hat nichts mit meinem Engagement für Toni zu tun.


Samstag, 7.September (10:07 Uhr): Die Sache mit der fremden Betrugs-Webseite tötet meinen letzten Nerv. Mein telefon läutet morgens bis Abends, und ich muss auf jeden Anrufer persönlich eingehen, weil ich meine Seriösität als Händler nicht verlieren darf. Unterdessen gibt es noch keine heiße Spur von Toni. Aber viele Hilfsangebote. DANKE!


Samstag, 7.September (15:16 Uhr): Stephan Sacher hat eine Liste mit Kliniken in Hamburg erstellt, wo sich Toni in Behandlung befinden könnte (Schwerpunkt psych.). Ich habe alle Kliniken in der Liste angeschrieben, inklusive Personenbeschreibung, Foto und Kurzfassung des Falls, und um deren Mithilfe gebeten. Als nächstes würden mich die "normalen" Kliniken in und um Hamburg interessieren. Es kann aber auch sein, dass Toni seit dem 22.Juli zu Fuß oder per Anhalter in Deutschland oder Österreich unterwegs ist. In einer Zeitschrift steht, dass Toni in Hamburg ein Zugticket für 300 Euro gekauft hat und in einen Zug gestiegen ist, ich wüsste aber nicht auf welchen Fakten diese Behauptung beruhen soll. Ich habe weder offizielle noch inoffizielle Hinweise die das bestätigen würden. Nebenbei: Ich habe keinen Facebook-Account und kann die Nachrichten die dort geschrieben werden nicht lesen. Sie können mich gerne direkt kontaktieren, per E-Mail oder Telefon.


Sonntag, 8.September (14:00 Uhr): Nach Anregung von "PaulVitti" habe ich die IUCN kontaktiert. Dabei handelt es sich um eine internationale Naturschutz-Organisation mit Schwerpunkt "Grasshoppers". PaulVitti hat mir eine Liste mit IUCN-nahen Mailadressen erstellt, was meine Arbeit stark erleichtert hat. Solche Hilfsangebote nehme ich gerne an.


Montag, 9.September (9:12 Uhr): Die ersten Rückmeldungen von den Krankenhäusern und IUCN-Mitglieder sind gekommen. Leider noch ohne Ergebnis. Aber ich werde weiterhin alles tun was man in solch einem Fall tun sollte, um ein Szenario nach dem anderen ausschließen zu können. Dabei werde ich mit meinen Kräften sparsamer umgehen müssen, und neben Toni auch vermehrt in andere "erreichbarere" Ziele (Firma) investieren. Sonst bin ich bald selbst von Burnout betroffen. Und ab dem kommenden Sonntag bin ich für mindestens 4 Tage "ausgeschaltet" (kein Chance den Spekulationen: da wird nur eine längst fällige Nasen-OP gemacht damit ich wieder Luft bekomme).


Montag, 9.September (9:43 Uhr): E.Jauch hat mir vorgeschlagen die Hamburger Ärztekammer um Mithilfe zu bitten. Das habe ich jetzt getan. Vielleicht ist man dort bereit meine Suchmeldung weiterzuleiten. Die Ärztekammer hätte die theoretische Möglichkeit alle Kliniken und Ärzte zu erreichen, wenn sie es möchte. Darüberhinaus wäre ein Ausweitung der suche auf ganz Deutschland möglich. Wir wissen überhaupt nicht wo sich Toni befindet.


Anton Koschuh wird nun seit 7 Wochen vermisst (22.Juli 21:30 Uhr bis 10.September 21:30 uhr).


Dienstag, 10.September (10:37 Uhr): Die Hamburger Morgenpost möchte nochmal ausführlich über den Fall Toni berichten. Und es gibt Fakten die jetzt dafür sprechen, dass die Polizei aktiv ermittelt. Bisher hatten wir ja den Eindruck, dass die Ermittlungen mit Handbremse erfolgen. Diese Handbremse wurde jetzt offensichtlich gelöst. Wir erhoffen uns aus der Polizeiarbeit neue Erkenntnisse über den Verbleib von Toni. Und abschließend noch ein kurzes Wort zu diesem Tagebuch: Es wurde in den letzten 9 Tagen über 10.000 mal angeklickt, also circa 40.000 mal seit dem Bestehen. (Ich bedanke mich für das große Interesse an Toni). Was das Seitenlayout betrifft, so habe ich nun professionelle Hilfe bekommen (Nachtrag von 22:06 Uhr: völlig kostenlos). Es wird in Kürze ein Update online gehen, das für alle Leser übersichtlicher gestaltet ist. Ich sage sorry für das aktuelle üble Design, aber als ich angefangen habe zu Schreiben hatte ich die Wahl: Schreibe ich das Tagebuch im einfachsten Format unter Verzicht auf zeitraubenden Perfektionismus, oder lasse ich es ganz bleiben. Ich bin jetzt froh dass ich es nicht bleiben ließ, das Tagebuch hat uns ein Stück naher an Toni gebracht. Wir alle hoffen dass dieser Albtraum bald ein Ende hat, und wir unseren Toni gesund zurück bekommen.


Dienstag, 10.September (11:39 Uhr): Vom Hamburger Fundbüro kommt die Rückmeldung, dass ein Rucksack, der am 22.Juli gefunden wurde, und den wir irrtümlich Toni zugeschrieben haben, nicht von Toni stammen kann. Das ist für uns sehr beruhigend, weil wir uns mit dem Gedanken wohler fühlen, dass Toni seinen Rucksack noch hat. Sein Rucksack ist übrigens grau-blau, mit zwei Seitentaschen. Toni hatte eine Baseballkappe (verwaschenes Rot, oder lachsfärbig?) ohne Aufrduck.


Dienstag, 10.September (15:44 Uhr): Florin Rutschmann aus der Schweiz schreibt, er kennt Toni nicht persönlich, aber er schätzt seine Kommentare in den Heuschreckenforen sehr. Er sagt, Toni war sehr gerne in Montenegro und Rumänien unterwegs. Außerdem meint Florin, für eine "Auszeit" wäre Montenegro ein idealer Ort. Besonders gefallen habe Toni dieser Bergpass: (Google öffnen, und bei der Suchzeile eingeben: loc 42.217500, 18.972222 ). Die Auszeit-Theorie ist aber leider nur eine von vielen Theorien. Man würde sich verrückt machen wenn man jede einzelne Theorie persönlich verfolgt. Toni könnte überall sein. Aber vielleicht liest das jemand der Kontakte nach Montengro hat, und dort irgendetwas erreichen kann.


Dienstag, 10.September (15:46 Uhr): Philipp Anz hat die "DB Rent GmbH" angeschrieben, welche besser bekannt ist als "StadtRAD Hamburg", also ein Verleihservice für Fahrräder. Dort hat Herr Anz angefragt ob sich ein Toni Koschuh ein Fahrrad ausgeliehen hat. Super Idee. Danke. Vielleicht bekommen wir ja eine Rückmeldung.


Dienstag, 10.September (22:06 Uhr): Ich habe heute Vormittag geschrieben, dass ich professionelle Hilfe mit dem Webdesign bekommen habe. Ich fürchte das war eine unüberlegte Mitteilung, weil unvollständig. Was ich zu einem späteren Zeitpunkt auf jeden Fall noch erwähnt hätte, ist, dass diese Arbeiten KOSTENLOS von einem IT-Spezialisten durchgeführt werden. Jetzt haben sich schon viele (völlig zu Recht) beschwert warum ich in dieser Situation Geld für eine Webseite ausgebe, wo das Geld doch an anderer Stelle viel sinnvoller eingesetzt werden könnte. Und ich verstehe auch absolut die negativen Reaktionen im Netz. Also nochmal zur Beruhigung, das Update ist kostenlos, das hätte ich spätestens beim Relaunch hervorgehoben. Ich investiere weder Zeit noch Geld in das neue (Medien-taugliche) Design. Ich hatte auch schon kurz Gelegenheit mir das neue Seitenlayout anzusehen, und es ist wirklich viel besser weil übersichtlicher und ansprechender. Ja klar, das aktuelle "Design" ist authentisch und wäre für die Sache schon ausreichend, aber es ist nicht "kompatibel" mit den Medien und der Generation Facebook. Es wird eh noch ein paar Tage dauern bis die neue Seite online gehen kann. Bis dahin ist mein Bruder Toni sicherlich schon wieder zu Hause :-)


Mittwoch, 11.September (6:50 Uhr): Geträumt, dass Toni während der Sommerferien in einer leeren Schule Unterschlupf gesucht hat, und nun (zu Schulbeginn) die Schule verlassen musste, und zu Hause eingetroffen ist. Leider nur ein Traum. Heute hat mein Bruder Hans dem ORF Steiermark ein Interview gegeben. Der Beitrag wird am nächsten Vormittag laufen.


Donnerstag, 12.September (9:28 Uhr): Der ORF hat einen längeren Radiobeitrag über Toni gebracht, inklusive Interview mit meinem Bruder Hans. Ich habe den Beitrag nicht gehört, aber er soll sehr gut gewesen sein. Es ist wichtig dass Toni weiterhin gesucht wird.
Philipp Anz hat fleißig recherchiert: StadtRAD Hamburg: Koschuh hat sich in Hamburg kein Fahrrad ausgeborgt, Martin Löwenstein von der Pfarre "Kleiner Michel" Jesuiten: Toni ist bereits bekannt wurde aber nicht gesehen, Dompfarrer Msgr. Peter Mies von der Domgemeinde St.Marien in Hamburg: Kennt die Facebook-Seite schon, hat den Toni aber nicht gesehen. DANKE! Unterdessen haben sich weitere IUCN-Mitglieder gemeldet, leider ohne Treffer.
Natascha vielen Dank für Deine Unterstützung.
Susanne, wir danken Dir für die Facebook-Suchseite.


Zusammenfassung aller potentiellen "Sichtungen":

Donnerstag, 12.September (10:25 Uhr): Zwei Personen glauben Toni am 4.September gesehen zu haben, jedoch an zwei völlig unterschiedlichen Orten (um 8:00 Uhr morgens in Norditalien, und 12 Stunden später, um 20:00 Uhr, in Steyregg in Öberösterreich, nahe Linz). (Wichtige Anmerkung vom 3.Oktober 2013: Die Beobachtung in Steyregg hat sich aufgeklärt: Es war nicht Toni.). Diese Orte sind viele hunderte Kilometer voneinander entfernt, aber es wäre möglich. Vielleicht war der 4.September Toni's Reisetag, von Italien Richtung Norden. Immerhin soll die Ähnlichkeit mit Toni so verblüffend gewesen sein, dass sich die Augenzeugen ein klein wenig "erschreckt" haben. Ich nehme beide Sichtungen sehr ernst, und beide stammen aus seriösen Quellen. Aber ich habe berechtigte Zweifel ob es wirklich Toni war, der da gesehen wurde. Es gibt wichtige Details die mit unserem Toni einfach nicht zusammenpassen wollen. Und die Kleidung war unterschiedlich. Toni müsste sich unterwegs umgezogen haben, oder es waren zwei unterschiedliche Personen. Aus diesem Grund, und weil ich die Wahrnehmung der Öffentlichkeit nicht beeinflussen wollte, und weil ich möglichen Verfolgern keinen Tipp geben wollte, habe ich die "potentiellen" Sichtungen bis jetzt nicht veröffentlicht. Meine Familie hat in allen Fällen SOFORT ALLES getan, um vor Ort eine Bestätigung einzuholen, und die Menschen vor Ort für die Suche zu sensibilisieren. Leider ohne Erfolg. Bitte konzentrieren Sie Ihre Suche daher nicht auf die zwei oben genannten Punkte. Toni könnte wirklich überall sein. Er kann zu Fuß unterwegs sein, oder sich seit Wochen irgendwo am selben Ort befinden (gefangen vom Burnout). Gedächtnisverlust nicht ausgeschlossen. Wochen zuvor gab es mal eine Sichtung im Grazer Oeverseepark, die leider nicht bestätigt werden konnte ("versteckt sich im Gebüsch, aber sieht älter aus als am Fahndungsfoto"). Mein Bruder Hans und mein Cousin Wolfgang haben den Overseepark sofort durchsucht, und das "Stammpublikum" befragt. Alle kannten Toni aus den Medien, sind täglich mehrmals vor Ort (Spazieren,oder mit dem Hund Gassi gehen), aber niemand hat Toni gesehen. Zuvor gab es eine mögliche Sichtung in einem Grazer Plasma-Spende-Center (aber das wird von der Geschäftsführerin abgestritten). Fakt ist, in Graz ist Toni mittlerweile bekannt wie ein "bunter Hund" und würde sofort auffallen wenn er auch nur die Strasse betritt. Relativ ähnlich ist es in Hamburg, dort sind wir mit der Öffentlichkleitsarbeit auf einem guten Weg. In Hamburg will ihn übrigens auch mal jemand gesehen haben, direkt nach dem Verschwinden, aber hier passt einiges nicht zusammen, trotzdem haben wir es überprüft. Leider sind das alle Sichtungen die uns bisher gemeldet wurden. Wenn Sie glauben Toni gesehen zu haben, dann melden Sich sich bitte. bei uns oder jeder Polizei-Dienststelle. Auch wenn Sie sich nicht sicher sind, oder die Begegnung schon länger her ist. Vielleicht gibt es eine Übereinstimmung mit den bisher geschilderten Kleidungsstücken. JEDER Hinweis ist wichtig. Es stört sicher nicht wenn Sie sich melden.


Freitag, 13.September (10:29 Uhr): Die ORF-Fernsehsendung THEMA möchte über Toni berichten. In der KLEINEN ZEITUNG und in der KRONEN ZEITUNG sind heute kleinere Beiträge erschienen. Philipp Anz hat eine Email an die Sankt-Petri Gemeinschaft geschickt (Hauptkirche St.Petri neben dem HBF), und eine email an die Heinz-Sielmann-Stiftung, die in Deutschland einige Naturlandschaften und Projekte betreut, unter anderem auch beim "Grünen Band". Man müsste noch mehr Wissenschaftler, Naturkundige und Organisationen für die Toni-Suche begeistern (Imker, Förster, Jäger, Wander-Vereine). Da gibt es zum Beispiel einen neuen Trend mit GPS-Suche (Dinge werden im Wald versteckt und müssen per GPS gefunden werden, lief gestern bei Galileo auf PRO7). Gerade eben hat sich die GANZE WOCHE (Stmk) bei mir gemeldet und einen Interviewtermin angefragt. Heute Abend treffen sich alle Toni-Freunde bei meinem Bruder Hans und wir besprechen das weitere Vorgehen. Pünktlich zur Jahreszeiten-Umstellung habe ich ein wenig Halsweh einkassiert. Nicht auszudenken was Toni durchmacht, falls er wirklich zu Fuß unterwegs ist. Die Temperaturen liegen nachts bei 5-10 Grad Celsius. Ich hoffe er hat irgendwo einen Unterschlupf gefunden. Die ganze Wanderschafts-Theorie ist ungewiss. Er könnte auch irgendwo in einem verdunkelten Zimmer sitzen. Toni, wo bist Du?


Freitag, 13.September (11:07 Uhr): Beim Online-Forum Allmystery schreibt Zfaktor auf Seite 22, dass Toni mittlerweile vielleicht nur noch aufgrund seiner Größe zu identifizieren ist. Er könnte jetzt einen Bart tragen, seine Kleidung könnte schmutzig sein, er könnte lange Haare haben (gibt es einen Phantombildzeichner der tätig werden möchte?). Richtig ist auch, dass Toni vielleicht irgendwo Unterschlupf gefunden hat, vielleicht bei einem ganz normalen Bürger der einfach nur hilfsbereit ist, oder bei Menschen außerhalb der Gesellschaft, die nicht nach einem WIESO, WESHALB, WARUM fragen. Ich habe viele Burnout-Fälle geschildert bekommen und staune immer wieder über die Vielfältigkeit dieser ernsten Erkrankung. Betroffene tauchen nach 3 Monaten wieder auf, und können selbst nicht mehr beschreiben wo sie genau waren, und wie sie all die Zeit verbracht haben. Andere Betroffene verlieren vorübergehend das Gedächtnis, oder wissen lange Zeit nicht in welchem Jahr sie eigentlich leben. Andere Betroffene leben einen fremden Charakter, oder zu einem früheren Zeitpunkt in der Vergangenheit. Das menschliche Gehirn ist ein großes Wunder, das erst ansatzweise erforscht ist. Wir alle hoffen auf irgendein Wunder, und dass Toni plötzlich wieder nach Hause kommt.

Was die Spekulationen über Toni's Bargeld betrifft, so wissen wir nur, dass Toni sehr sparsam ist, und mit Geld gut haushalten kann. Er hat in Hamburg öfters nur Wasser bestellt. Seine Geldtasche wird von den Abmessungen her als eher klein beschrieben. Es war nicht zu erkennen wieviel Bargeld Toni in Hamburg dabei hatte. Ich glaube nicht, dass er die Reise ohne Bargeld angetreten hat, auch wenn er zum Flug eingeladen war. Sicherlich hatte er als Vernunftsmensch ein paar hundert Euro dabei, man weiß ja nie was alles passiert, 1000km von zu Hause entfernt. Wenn man unterwegs sparsam lebt, kommt man mit einem Kapital von 100 Euro ein paar Monate aus. Notfalls kauft man immer nur ein leeres Brot, da hat man ein paar Tage was davon. Ich schätze aber, dass man in Deutschland wie auch in Österreich kein Geld benötigt um auf der Strasse zu überleben. Siehe auch die Fernseh-Dokumentation "Ohne Geld bis ans Ende der Welt". Toni ist sehr höflich und hilfsbereit. Er würde problemlos Unterstützung bekommen, wenn er nur danach fragt. So könnte er am Wanderweg bei Häusern anläuten und nach einer kleinen Mahlzeit fragen. Meine Familie hat selbst immer wieder fremde Menschen liebevoll aufgenommen, obwohl der Tisch voll besetzt war (6-Personen-Haushalt). Mir war das oft unangenehm, aber heute denke ich anders darüber. Es ist schön wenn man jemandem helfen kann.

Wir beginnen jetzt mit den Planungen, wie man Toni das Heimkommen erleichtern kann, und was zu tun ist, wenn er wieder da ist. Nochmal kurz zurück zur Suche: Wir haben anfangs lange überlegt ob wir mit der Suche überhaupt an die Öffentlichkeit gehen wollen. Eben weil wir massive Bedenken hatten. Toni hätte ja vielleicht nur auf einem Urlaub sein können. Es ist höchst unangenehm wenn man nichtsahnend nach Hause kommt, und dann erfährt, was für ein riesen Wirbel veranstaltet wurde. Aber Fakt ist, Toni könnte in Gefahr sein, oder in einer Notlage stecken, oder sonstwie Hilfe benötigen. Deshalb muss die Suche weitergehen. Wenn er dann wieder nach Hause kommt, und wegen dem Medienecho verärgert ist, so ist das immerhin ein Szenario das einen gesunden Toni voraussetzt. Und wenn Toni wieder da ist: ich zu meinem Teil kann nur sagen, er muss mir gegenüber nichts erklären. Auch keine Fragen beantworten wenn er das nicht will. Genau genommen muss er nichtmal nach Hause kommen, falls er diesbezüglich schon längst einen anderen Beschluss getroffen hat (das wäre sehr traurig, aber wir würden es akzeptieren und ihn bei seinem Vorhaben voll unterstützen). Wir wollen nur endlich sicher wissen dass er lebt, und dass es ihm gut geht. Falls er wieder nach Graz kommen möchte, so ist davon auszugehen, dass Toni sein Leben ganz normal weiterführen kann, wenn er das möchte. Toni's bisherige Geschäftspartner und Auftraggeber werden ihn voll unterstützen. Seine berufliche Laufbahn muss wegen einer schweren Krise keinen Schaden nehmen. Seine Freunde sind auch alle bereit ihn wieder in die Arme zu schließen, ohne nachzufragen was nun genau los war. Jeder wäre nur wahnsinnig froh wenn er endlich wieder da wäre.

In Oberösterreich wurde jetzt ein 29-jähriger gefunden, der 9 Tage lang vermisst wurde. Nun stellte sich heraus: Er war neun Tage lang ununterbrochen zu Fuß unterwegs. Obwohl er teilweise auch mit dem Regionalzug gefahren ist, hat er nur eine Luftlinie von circa 93km zurückgelegt. Das sind circa 10km Luftlinie pro Tag. Und die Luftlinie wurde von einer Strasse begleitet. Ich sehe damit die These meines Bruders Hans bestätigt, dass man auf dem Fußweg von Norden nach Süden nur etwa 10-20km Luftlinie pro Tag schafft. Es ist realistisch, dass Toni noch unterwegs ist, falls er sich ab Hamburg für den Fußmarsch entschieden hat.


Samstag, 14.September (16:51 Uhr): Die auflagenstärkste österreichische Wochenzeitung "die ganze Woche" hat ein ausführliches Interview geführt. Der große Beitrag wird am Mittwoch erscheinen. Von Toni fehlt weiterhin jede Spur. Die Dame die Toni in Italien gesehen haben will hat mich gestern Abend nochmal angerufen. Sie ist davon überzeugt, dass sie Toni gesehen hat. Sie meint, dass ein Phantombild mit Bart und langen Haaren nicht nötig ist, weil Toni gepflegt ausgesehen hat. Ich habe gestern auch mit der Dame aus Oberösterreich telefoniert, die Toni in Steyregg gesehen haben will. Sie ist auch weiterhin stark davon überzeugt, dass sie Toni gesehen hat.

Wenn Sie jemanden sehen der wie Toni aussieht, dann sprechen Sie ihn bitte an. Fragen Sie ihn ob er der Toni ist. Fragen Sie ihn woher er kommt und wohin er geht. Abschließend fragen Sie ihn ob er etwas braucht. Sie können mich gerne anrufen (069911090399). Oder melden Sie die Beobachtung nachträglich bei wirsuchentoni@gmx.at oder bei jeder Polizeidienststelle.


Toni kurz vor der Abgängigkeit, in Hamburg. Er breitet die Arme aus.

Toni's Geburtstag im Jahr 2012. Links Toni, rechts Hans.

Familienidylle 2012

Spielen, 2012

1981: Werner, Hans, Toni, ich, und der stolze Papa


Sonntag, 15.September (10:54 Uhr): Ich muss jetzt zur Nasen-OP (Nasenscheidewand-Korrektur) und werde ein paar Tage lang keine Updates machen können. Bitte helfen Sie uns, und dem Toni, indem Sie weiterhin nach ihm suchen. Ich danke Ihnen.


Großes Update

Freitag, 20.September (14:55 Uhr): Ich entschuldige mich bei allen Lesern für die lange Wartezeit auf dieses Update. Ich bin jetzt wieder vom Krankenhaus zurück. Auch wenn es noch ein paar Tage dauern wird bis die Schmerzen weg sind, und ich wieder normal Luft bekomme, kann ich mich ab jetzt wieder voll um die Toni-Suche und das Tagebuch kümmern. Leider gibt es noch keine Neuigkeiten bezüglich meines Bruders Toni. Die Staatsanwaltschaft schätzt die Chance auf grünes Licht zur Rufnummernverfolgung sehr gering ein (sinngemäß: "gegen Null"). Die Feststellung ob diese Ermittlung stattfindet erfolgte angeblich bereits am Mittwoch (18.Sept). Seitdem ist es meinem Bruder Hans nicht mehr möglich einen Kontakt mit dem zuständigen Staatsanwalt herzustellen. Wir vermuten daher, dass die Staatsanwaltschaft keine derlei ermittlungstechnischen Schritte mehr anpeilt oder umsetzen wird. Das ist eine Katastrophe für Toni. Und ein herber Rückschlag für meine Familie. Es ist absolut depremierend. Wir hatten den verständlichen Wunsch ein elektronisches Lebenszeichen von unserem lieben Toni zu erhalten, diesem Wunsch wird aber offenbar nicht entsprochen!? Das heißt, wir müssen nach 2 Monaten Abgängigkeit ab jetzt wirklich ALLE Nachforschungen selbst in die Hand nehmen. Wir hatten schon zuvor das Gefühl 95% der Ermittlungen selbst zu erarbeiten, ab jetzt sind es eben 100%. Unsere Möglichkeiten sind im Gegensatz zur Polizei winzig, aber wir sind viele. Und es werden täglich mehr. Vom 1. bis zum 19. September wurde mein Onlinetagebuch bereits 21.000 mal aufgerufen. Das sind mehr als 1000 Aufrufe pro Tag. Insgesamt wurde mein Tagebuch 50.000 mal aufgerufen. Und jetzt geht es mit Volldampf weiter.

Die auflagenstärkste österreichische Wochenzeitung "Die ganze Woche" hat in der Ausgabe vom 18.September einen zweiseitigen Bericht über die Toni-Suche veröffentlicht.

Wir bitten alle Kollegen, Kumpel, Geschäftspartner und Freunde von Toni, die uns bisher noch keinen Rufnummernauszug zugesandt haben, dies jetzt zu tun. So können wir eine nahezu vollständige Verbindungsliste herstellen. Wir wollen anhand der Telefonate herausfinden ob und wann Toni's heiler Lebensalltag aus der Bahn geworfen wurde. Unser Ziel mit der Rufnummernrückverfolgung wäre es aber auch gewesen, herauszufinden, ob Anton irgendwann vor seiner Abgängigkeit einen Notruf getätigt hat. Ein Notruf würde darauf schließen lassen, dass Toni vor seiner Abgängigkeit in einer Notsituation steckte, und daher nicht freiwillig verschwunden ist. Uns geht's beschissen. Wie mag es Toni gehen?


Freitag, 20.September (15:24 Uhr): Toni hat im Hinflug (von Wien nach Hamburg) einer frierenden Dame sein einziges Ersatz-T-shirt geborgt. Das lief so ab: Die Dame hat geklagt dass ihr so kalt ist, aber das Flugpersonal hat nicht reagiert. Toni ist aufgestanden, hat sein Handgepäck durchwühlt, und der Dame sein T-Shirt geborgt. Die Dame war überglücklich, hat sich beim Aussteigen aus dem Flieger nochmal bei Toni bedankt, aber vergessen ihm das Shirt zurückzugeben. Toni hat also "sein letztes Hemd gegeben". Es war zwar nur eine Kleinigkeit, aber für mich ist Toni trotzdem ein Held. Weil er Zivilcourage gezeigt hat. Die Szene wurde von mehreren Personen im Flieger beobachtet, unter anderem auch von seinem Geschäftspartner. Dieser hat sich noch über so viel Hilfsbereitschaft gewundert. Insofern wäre die mögliche Sichtung in Steyregg (Oberösterreich) passend. Da wurde ja beobachtet wie ein Mann der wie Toni aussieht, einer Frau mehrfach am Zigarettenautomaten geholfen hat, weil der Automat Ihre Banknoten nicht annehmen wollte. Der Mann verschwand dann wieder im Nichts des weiträumigen Parkplatzes, wo bereits alle Geschäfte geschlossen hatten (20:00 Uhr). Es wurde nicht gesehen dass er in ein Auto gestiegen wäre. Der typische Zigarettenkäufer bleibt ja mit seinem Auto direkt beim Automaten stehen, holt sich die Lungenpackung seines Vertrauens, und steigt wieder ins Auto ein. Das war bei der Person vom 4.september aber nicht so. Der Mann kam aus dem Nichts, und verschwand wieder im Nichts. Das würde für einen rastlosen Wanderer sprechen (unsere Wander-Theorie). Noch dazu liegt Steyregg in der Luftlinie zwischen Hamburg und Graz, und ist ökologisch interessant. Was nicht für Toni spricht ist, dass der Mann Zigaretten gekauft hat, Toni aber Nichtraucher ist. Er könnte im Folge eines Burnouts aber in eine zeit zurückversetzt worden sein, in der er sehr wohl geraucht hat. Oder seine Situation war so unerträglich, dass er wieder mit dem Rauchen begonnen hat. Oder er hat die Packung für jemand anderen gekauft. Das passierte am 4.September um 20 Uhr in Steyregg, bei der Shopping Meile Steyregg (SMS). Auf dem Gelände befinden sich mehrere Kameras, aber es ist uns nicht gelungen jemanden der Verantwortlichen dazu zu bewegen, sich die Aufnahmen vom 4.September 20 Uhr anzusehen. Ich habe alle Daten und Gesprächsprotokolle rund um diese Sichtung an die zuständige LKA-Beamtin weitergleitet, aber keine Rückmeldung erhalten. Ich glaube nicht, dass die Polizei diese Aufnahmen angefordert hat. Und die Zeugin die das Geschehen am Zigarettenautomaten aus wenigen Metern Entfernung beobachtet hat sagt auch, dass sie von der Polizei bisher nicht dazu befragt wurde. Die unbekannte Dame der Toni beim Zigarettenautomaten geholfen hat, konnte leider noch nicht ausfindig gemacht werden. Die Zeugin glaubt, dass die Automatenkundin präzisere Aussagen machen kann, weil sie der Person direkt in die Augen gesehen hat, und mit dem Mann gesprochen hat. Sie sei öfters in der Shoppingmeile unterwegs gewesen und vom Sehen her bekannt. Falls Sie am 4.September um ziemlich genau 20 Uhr bei der Shoppingmeile Steyregg Zigaretten geholt haben, und Ihnen ein unbekannter Mann geholfen hat, dann melden Sie sich bitte umgehend bei mir.


Montag, 23.September (circa 12 uhr): Wir haben ein Foto zugespielt bekommen das einen Toni-Doppelgänger in Österreich zeigt. Leider ist die darauf zu sehende Person nicht unser Toni. Die Kleidung ist untypisch, und die Person hat einen "Bauch". Aber die Ähnlichkeit ist stark. Ich bedanke mich für die Zivilcourage und den Mut ein Foto zu machen. Wenn ich selbst Zeuge in einem anderen Fall wäre, ich wüsste nicht ob ich in so einer Situation klar denken könnte. Wer denkt dann schon an ein Foto? Im Idealfall fotografieren Sie die Person und beginnen einen Smalltalk, mit dem Ziel den Namen und den nächsten Schritt zu erfahren. Aber das verlangt wirklich keiner. Bitte berichten Sie uns jede mögliche Sichtung. Auch wenn es keine Fotos oder Konversation gab.


Bombe geplatzt!!

Montag, 23.September (11:00 Uhr): Mein Bruder Hans Koschuh hat vorhin mit dem Staatsanwalt telefoniert. Die Aktenerhebung (Handy und Bankkonto) wurde von der zuständigen Richterin ABGELEHNT. Begründung: Toni sei wohlauf, er sei ja am "Grünen Band" gesehen worden. Dabei bezog sich die Richterin auf eine Sichtung vom Samstag den 10.August in Lauterberg (5th Rock Avenue, Bar) die leider nicht stichhaltig ist, weil hier einfach viel zu viel gegen Toni spricht. Und außerdem ist diese Sichtung gänzlich unbestätigt. Im Gegenteil. Wir haben damals sogar mit der Bar telefoniert und den Fall geschildert, und dann wurde uns bestätigt, dass es nicht der Toni gewesen sein kann. Aber nochmal, auch falls Toni am 10.August tatsächlich in dieser Bar gewesen wäre (was leider nicht stimmt), so wäre er seitdem erneut seit einem Monat und 12 Tagen verschollen, weshalb man nicht davon sprechen kann, dass er wohlauf ist. Es ist mir absolut schleierhaft wie man diese unbestätigte, unwahrscheinliche Sichtung herannehmen kann, um eine so wichtige Ermittlungsarbeit abzulehnen. Wir haben uns alle an diesen schritt geklammert. Das war unsere letzte Hoffnung. Wie kann man uns das verwehren? Das ist UNMENSCHLICH. Meine gesamte Familie, Verwandtschaft, Freunde, wir alle sind stinksauer und wütend. (editiert am 25.September 2013, ich widerrufe alle meine polizeikritischen Äußerungen)


HILFE, HILFE

Montag, 23.September (13:45 uhr): (An dieser Stelle habe ich Anwälte um Unterstützung gebeten. Mittlerweile haben wir einen Anwalt gefunden der unsere Interessen gegenüber Polizei und LKA vertritt. Ich bedanke mich bei Herrn RA Christoph Rappold. Somit konnte der Hilferuf gelöscht werden. Editiert am 25.September.)


Mittwoch, 25.September (15:09 uhr): Am 22.September um circa 6:45 Uhr wurde im Zug von Bremen nach Oldenburg ein Mann beobachtet der wie Toni aussah. Hier ist das anonymisierte Gesprächsprotokoll (PDF). Die Sichtung ist ernstzunehmen, aber es gibt keine Garantie dafür dass es Toni war. Es spricht manches dafür, und manches dagegen. Gesprächsprotokoll


Mittwoch, 25.September (15:32 uhr): Nachtrag. Toni unterhielt sich per SMS mit einem seiner Kumpel, am 22.Juli von Hamburg aus. Seine letzten Worte aus Hamburg: "Bin noch am Bahnhof".... "In Hamburg". Danach blieben alle weiteren Kontaktversuche ergebnislos.


Bitte nutzen Sie weiterhin die E-Mail an die Medien und bitten Sie die Zeitungen/Zeitschriften/Radiosender um Berichterstattung über Toni.
Ich und meine Familie stehen für Interview-Anfragen bereit.


Unsere Familie, 2012. Von links nach rechts: Toni, Max, Hans, Werner. Unten: Papa & Mama.


Freitag, 27.September (11:40 Uhr): In Bezugnahme auf Toni's Arbeit als Naturschützer/Gutachter und die daraus abgeleiteten möglichen Bedrohungsszenarien: Ein Projektpartner der anonym bleiben möchte hat mir jetzt auf Nachfrage mitgeteilt: Insekten stellen in der Regel keine Ausschlußfaktoren für Großprojekte dar. Und im Zusammenhang mit Toni's Projekten gab es keine "skrupellosen" Großkonzerne. Auch wird bestätigt, dass Toni kein "Öko-Extremist" ist. Er ist zwar leidenschaftlich gerne für den Naturschutz unterwegs, aber er war bisher noch nie ein "Projektverhinderer". Bedenken bezüglich gefährdeter Insektenarten waren selten aber berechtigt, und es wurden stets Kompromisse gefunden (Ausgleichflächen, Schutz- bzw. Renaturierungsmaßnahmen). Das ist jedoch nur die Meinung eines einzigen Ökologiebüros für das Toni gearbeitet hat. Daneben hat Toni auch noch für andere Büros und Agenturen gearbeitet. Es wäre theoretisch möglich, dass es im Zusammenhang mit anderen Projekten ein Bedrohungsszenario gegeben hat. Diese Wahrscheinlichkeit wird jedoch von Seiten des Insiders als verschwindend gering eingeschätzt, weil wie gesagt Insekten in der Regel keinen Hinderungsgrund für Großprojekte darstellen. Meine persönliche Meinung: Es ist beruhigend zu wissen, dass Toni sich nicht mit mächtigen Gegnern angelegt hat. Gebe aber zu bedenken: Das ist nur die Sichtweise eines einzigen Geschäftspartners. Es ist bis jetzt nicht sicher erwiesen, dass es KEINE Bedrohung gab. Auch wenn ich persönlich nichts von Verschwörungstheorien halte, und mittlerweile von der möglichen Bedrohung durch Industrie-Fürsten abgekommen bin: Toni könnte sehr wohl durch mafiöse Strukturen bedroht worden sein, oder ein Opfer derselben sein. Solange Toni nicht zu Hause ist, und wir keine konkrete Entwarnung geben können, müsste die Polizei in diese Richtung ermitteln. Das ist bislang nicht geschehen, und das ist eine Schande für ganz Österreich. Man müsste sofort mit richterlicher Zustimmung prüfen wer zuletzt mit Toni telefoniert hat, und schlussfolgern ob sich daraus mögliche Bedrohungsszenarien ergeben. Ich behaupte mal ganz kühn Toni ist ein Opfer oder wurde ein Opfer, von der Polizei fordere ich öffentlich den Gegenbeweis. Toni ist klarerweise nicht systemrelevant für Österreich, aber er ist ein liebevoller Mensch der von vielen anderen Mitmenschen geliebt wird. Die Familie und unzählige Freunde leiden ganz massiv unter der quälenden Ungewissheit. Für mich ist klar dass Toni Hilfe braucht, es muss endlich etwas unternommen werden.


Freitag, 27.September (15:03 Uhr): In Österreich gab es einen weiteren "Abgängigkeitsfall". Zwei Wochen lang wurde nach der 21-jährigen Larissa gesucht, und die Polizei wurde fehlgeleitet. Nun steht fest dass Larissa ermordert wurde, von ihrem eigenen Freund, mit dem sie erst ein paar Wochen zusammen war (Ich spreche der Familie mein größtes Beileid und Mitgefühl aus, ich finde keine passenden Worte für diese schreckliche Tat! Ich biete aber mein Gespräch an.). Der Freund hat jetzt ein Geständnis abgelegt. Wie bereits beim Fall Toni, hat sich die Polizei dummerweise auf eine unbestätigte Zeugenaussage verlassen, und sich selbst bei den Ermittlungen behindert. Zeugenaussagen sind schön, sehr wichtig, und ein Trostpflaster für die Angehörigen. Wir brauchen auch weiterhin Zeugenaussagen. Aber so lange es keine 100%ige Bestätigung für eine Sichtung gibt, darf man deswegen keine essentiellen Ermittlungs-Instrumente auslassen. Genau das ist aber bei Larissa passiert. Jemand hat geglaubt Larissa beim Verlassen des Gebäudes gesehen zu haben. Das hat den Täter entlastet. Aber in Wahrheit wurde Larissa zuvor im Haus getötet und leblos aus dem Haus abtransportiert. Furchtbar. Und nun macht die Polizei beim Fall Toni den selben Fehler wie beim Fall Larissa? Es gibt keine Bestätigung dafür, dass wirklich Toni gesehen wurde. Niemand weiß ob Toni lebt. Er könnte sich in diesem Moment in Gefahr befinden, physisch oder psychisch. Vielleicht wurde Toni auch das Opfer einer Straftat. Ich kann das nicht glauben, will das nicht glauben, und niemand kann es glauben, aber der Punkt ist, es ist nicht auszuschließen. Es gibt zu viele berechtigte Hinweise (siehe mein Versuch eine Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten). Die Polizei muss aus dem Fehler im Fall Larissa lernen. Ich glaube nicht, dass bisher alles getan wurde um Toni zu finden. Man kann aber auch nicht sagen die Polizei wäre tatenlos, das wäre unfair, die tun sehr wohl etwas. Aber es fehlen die richtigen Instrumente. Hätte Toni am Bahnhof einen Koffer mit einer Bombe abgestellt, so hätte man ihn schon längst gefunden. Es gäbe Videoaufnahmen. Die gibt oder gab es von Toni auch so, davon bin ich überzeugt, aber sie wurden nicht angefordert. Hätte Toni einen Fahrgast überfallen, hätte man den Toni schon gefunden. Hätte Toni einen Fahrkartenautomaten zerstört, man hätte ihn schon gefunden. Aber Toni hat nichts angestellt. So ein Pech. Er war "brav", ein ganz normaler, korrekter Österreicher. Die Belohnung die er dafür jetzt erhält, ist, dass nicht stärker nach ihm gesucht wird. Danke. Er wird halt "nur" vermisst. Und zwar "nur" von seiner Familie und seinen Freunden. Das ist scheinbar kein Grund für weitere Ermittlungsschritte. Ich kann das alles nicht verstehen. Toni hat sich bestimmt nicht (bei klarem Verstand!!) für eine Auszeit entschieden. Sein Fernbleiben ist ganz sicher unfreiwillig, möglicherweise die Folge eines Verbrechens, oder die Folge einer psychologischen Erkrankung (dann droht Suizid-Gefahr). Die Richterin bezog sich (circa am 18.September) auf eine Sichtung vom 10.August, wohlgemerkt eine Sichtung die mit großer sicherheit nichts mit Toni zu tun hat, und nebenbei, zum Zeitpunkt der Inbezugnahme war diese Sichtung bereits 39 Tagen alt, und verweigert deswegen die Zustimmung für weitere Ermittlungsschritte. In meinen Augen, und in den Augen der Öffentlichkeit, war das eine klare Fehleinschätzung, ein Irrtum, Verzeihen sie mir Frau Richterin. Menschen machen Fehler, und Staatsanwälte und Richter sind auch "nur" Menschen. Man muss aber die Größe haben zu seinen Fehlern zu stehen, und die Bereitwilligkeit etwas daran zu ändern, sonst ist man für größere Aufgaben nicht geeignet. Wenn Fehler passiert sind, und das ist meiner meinung nach so, dann müssen diese Fehler schnellstmöglich korrigiert werden, bevor sie für Toni unangenehme Konsequenzen haben. Jeder der aktiv an der Aufklärung des Falls beteiligt ist, trägt in gewisser weise auch ein Stück Verantwortung. Das Vorgehen der Polizei mag rechtlich korrekt sein, oder auch nicht, vielleicht wurden alle Ermessensspielräume voll ausgeschöpft, oder auch nicht, aber die Menschlichkeit hat sicherlich verloren. Wenn Toni nun sterben muss, weil die nötige Hilfe zu spät kommt, dann werden sich manche Personen dafür verantworten müssen, so einfach ist das. Punkt. Der Fall Toni hat im Laufe von 9 Wochen eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Es ist nicht mehr alleine die Familie Koschuh, die sich für den Fall interessiert, nein, sondern auch tausende aktive Leser dieses Tagebuchs interessieren sich für Toni, und hunderttausende Leser von Zeitungen und Zeitschriften ebenso. Sie alle geben Toni eine Stimme und fordern von der Polizei weitere schritte ein. Wir warten....


Neue Erkenntnisse zu Toni's Bankkonto!!!

Samstag, 28.September (12:53 Uhr): Toni's Hausbank hat ihm die Kontoauszüge automatisiert per Post zugesendet (weil Toni 3 Monate lang keine Kontoauszüge ausgedruckt hat). Dadurch haben wir endlich Zugriff auf die Kontobewegungen. Die beunruhigende Gewissheit: Toni hat seit dem Verschwinden kein Geld mehr abgehoben oder Einkäufe mit seiner Bankomatkarte bezahlt. Von kleinen Dauer-Abbuchungsaufträgen abgesehen gab es keine manuellen Kontobewegungen. Toni hat vor der Hamburg-Reise ein letztes Mal Geld abgehoben, aber nur 240 Euro, das ist ziemlich exakt das was man für einen zweitägigen Ausflug in eine fremde Stadt benötigt: Benzin (Graz - zum Flughafen Wien Schwechat - und zurück nach Graz), Parkgebühren, Essen und Trinken, und ein bischen Reservegeld. Mehr hatte er nicht mit. Toni's Geldtasche müsste daher schon längere Zeit leer sein. Wer jetzt noch immer behauptet Toni wäre freiwillig verschwunden, der liegt definitiv falsch, oder behindert die Ermittlungen fahrlässig! Das Landeskriminialamt MUSS jetzt handeln, das bedeutet: die Rufnummernaushebung muss SOFORT erfolgen, am besten noch am Wochenende. Unbekannte Rufnummern müssen ermittelt werden, Gesprächspartner verbindlich befragt werden, SMS Inhalte ausgelesen, usw usw. Es gibt sehr viel zu tun. Toni hat in den Monaten vor Hamburg immer nur sehr kleine Geldbeträge abgehoben (nur 40 bis 100 Euro), und das mit großen zeitlichen Abständen. Toni war sehr, sehr sparsam. Er konnte sich unmöglich auf irgendeine versteckte Art und Weise eine "Geldreserve" anlegen, oder Bargeld in größeren Mengen horten. Das spricht absolut gegen eine freiwillige Auszeit, oder einen Langzeiturlaub/Neuanfang. Hätte er einen Neuanfang geplant, so hätte er das Konto leergeräumt. Dort liegen zwar keine Reichtümer, aber für eine Auszeit hätte es gereicht. Dieses Geld wurde nicht angetastet. Anderes Geld steht nicht zur Verfügung. Fazit: Toni ist unfreiwillig verschwunden.

Neue Erkenntnisse zum Zugticket!!!

Laut Kontoauszug hat Toni am 22.Juli, am Tag seines Verschwindens, um 20:19 Uhr, beim DB BAHN REISECENTER Hamburg, ein Ticket im Wert von 272,60 Euro gekauft. Es ist nicht bekannt um welches Ticket und um welches Reiseziel es sich dabei handelt. Bei der Online-Preisrecherche (Zug an einem Montag, ab Hamburg) finde ich kein Ticket nach Graz, Wien, oder sonstwohin nach Europa, das annähernd 272,60 Euro kostet. Nichteinmal erste Klasse Nachtzug. Ich habe mich sofort an die Deutsche Bahn (Kundendialog) gewandt, und das Problem ausführlich geschildert, und um Mithilfe gebten. Die enttäuschende wie auch unmenschliche Antwort der deutschen Bahn kam relativ schnell, sie lautet sinngemäß: "Man bedaure sehr, dass mein Bruder vermisst wird oder vielleicht tot sei, aber man könne mir die Ticketdaten nicht mitteilen. Datenschutz. Die Polizei müsse selbst den Kontakt zur Bahn herstellen". Ich habe sofort zurück gemailt, sinngemäß: "Wenn es die Polizei in 9 Monaten nicht geschafft hat die Deutsche Bahn zu kontaktieren, und nach einem Ticketkauf durch Anton Koschuh zu fragen, so würden sie es auch jetzt nicht schaffen. Die Deutsche Bahn solle ihre Erkenntnisse sofort auf Eigenregie der Polizei mitteilen." So leben wir weiter mit der Ungewissheit, und wertvolle zeit verstreicht. Zeit in der man Toni vielleicht noch helfen kann. So aber ist weiterhin nicht bekannt wohin ihn das Ticket geführt hätte, und ob er das Ticket verwendet hat. Ich veröffentliche diese Daten hier und jetzt, in der Hoffnung, dass einer der Leser Rückschlüsse aus dem Ticketpreis ziehen kann. Nur so können wir gezielt nach ihm suchen.


Montag, 30.September (22:46 Uhr): Leider wissen wir noch immer nicht was mit Toni ist. Die Polizei scheint von einem "freiwilligen Verschwinden" auszugehen?!?! Anders kann ich mir den "Stillstand" bei den Ermittlungen nicht erklären. Es ist mir aber völlig schleierhaft wie man die vielen Tatsachen die gegen Freiwilligkeit sprechen ignorieren kann: Nein, Toni ist nicht freiwillig weg, hier stimmt etwas ganz gehörig nicht. Toni könnte natürlich machen was er will, da haben wir ja nichts dagegen, und wir würden ihn auch voll unterstützen, egal was er vorhätte. Und wohlgemerkt, es ist ja auch nicht so, dass wir unseren Toni ausspionieren wollten. Falsch. Wir wollen nur wissen ob er lebt und ob er Hilfe braucht. Uns würde ein kleines (offiziell bestätigtes) Lebenszeichen voll genügen, und die Suche wäre sofort beendet. Wir könnten wieder ruhig schlafen, und der Albtraum hätte ein Ende.


Mittwoch, 2.Oktober (11:49 Uhr): Nachtrag: Meine Eltern haben am Montag von der Staatsanwaltschaft Graz eine Benachrichtigung erhalten, mit dem Inhalt dass die Ermittlungen gegen Unbekannt eingestellt wurden. Das Schreiben ist datiert auf den 23.September 2013 und bezieht sich auf meinen Versuch, eine Anzeige gegen Unbekannt zu machen. Fraglich ist, warum das Schreiben meinen Eltern zugestellt wurde, schließlich war ich es der die Anzeige gegen Unbekannt erstatten wollte. Ich habe jedoch kein Schreiben erhalten. Die noch größere Frage ist, warum die Mord-Ermittlungen überhaupt eingestellt wurden. Absolut unverständlich. Es gibt in meinen Augen zahlreiche Anhaltspunkte die für ein Gewaltverbrechen sprechen. So lange nicht das Gegenteil bewiesen ist, sind mögliche Täter weiterhin vor jeglicher Strafverfolgung geschützt. Unfassbar. Mein Bekanntenkreis fragt mich jetzt, ob die Staatsanwaltschaft für oder gegen uns arbeitet. ich sage immer, dass ich an das Gute im Menschen glaube. Mein Eindruck ist jedoch, dass zu wenig getan wird, und der Ermessensspielraum bei den Entscheidungen falschrum ausgenutzt wird. Eine Folge meiner Berichterstattung? Das darf nicht sein, also kann man das ausschließen. Mein Online-tagebuch wurde im Spetember rund 36.000 mal aufgerufen, und das von rund 26.000 verschiedenen(!!) Lesern.

Zugriffe auf mein Online-Tagebuch

Heute ist der Tag des Schutzengels, und meine Cousine Susanne hat für Toni dieses wunderschöne Gedächtnisbild erstellt:


Neue Gewissheit: Toni war am 4.September sicher NICHT in Steyregg!

Donnerstag, 3.Oktober 2013 (12:46 Uhr): Ich habe ja am 12.September davon berichtet, dass am 4.September um 20:00 Uhr in Steyregg (Oberösterreich) eine Person gesichtet wurde, die möglicherweise Toni gewesen "hätte sein können". Diese Sichtung ist jetzt leider hinfällig. Nochmal kurz zusammengefasst: Zwei Frauen haben eine Situation bei einem Zigarettenautomaten beobachtet, bei der ein Mann (jetzt ist klar: es war leider nicht Toni) einer dritten Frau mit der Zahlungsabwicklung geholfen hat. Jetzt hat sich die Frau vom Zigarettenautomaten bei uns gemeldet. Im Gegensatz zu den beiden anderen Zeuginnen stand sie der unbekannten Person direkt gegenüber, und hätte die Sichtung im Idealfall bestätigen können, was sie aber leider nicht kann. Sie bestätigt zwar die große Ähnlichkeit mit Toni auf unseren Fahndungsfotos, aber sie kommt zu dem Schluss, dass die Person unmöglich Toni gewesen sein kann, weil viel zu jung. Alter circa 20 Jahre, andere Statur. Die Beobachtung in Steyregg war bisher unsere hoffnungsvollste Spur, und hat sich jetzt leider in Luft aufgelöst. Es gibt aktuell keine einzige konkrete Spur von Toni. Umso wichtiger ist, dass die Juristen endlich tätig werden, und meinen Mordvorwürfen nachgehen. Alles andere wäre fahrlässig, unverantwortlich, und ein echtes Geschenk für den oder die Täter. Unterdessen beobachten wir auf Facebook das Phänomen, dass zwei oder mehrere Facebook-Mitglieder die Arbeit der Polizei vehement verteidigen, jedoch ohne Angabe von Gründen. Und auf Rückfrage auf welchen Fakten dieses Positivurteil denn beruhen soll, erfolgte bisher auch keine Reaktion. Die betroffenen Mitgliedskonten sind "verschlossen" und geben keine persönlichen Informationen frei. Beobachter dieses "peinlichen Szenarios" mutmaßen jetzt, es könne sich um Angehörige des Polizeiapparates oder um Beamten selbst handeln, was natürlich nicht sein kann, weil die Polizei absolut seriös ist. Ich bitte von solchen Überlegungen Abstand zu halten. Richtig ist lediglich, dass JEDER bei Facebook einen Kommentar abgeben kann, und dabei nicht unbedingt einen richtigen Namen angeben muss. Ich habe bisher viel Kritik geübt. Aber ich habe auch durchblicken lassen, dass ich in gewisser Weise Verständnis für die Handlungweise der Justiz habe. Und das ist auch kein Geheminis: Ich lasse mich von der Qualität der Polizeiarbeit gerne positiv überraschen. Bisher bin ich aber "verhältnismäßig enttäuscht". Ich glaube man könnte mehr tun, aber das ist nur meine persönliche Meinung. Beispiel: Man hätte die Deutsche Bahn schon vor Wochen fragen können, ob ein Herr Anton Koschuh ein Ticket gekauft hat. Vielleicht wurde das auch schon vor Ewigkeiten gemacht, aber wir wurden darüber nicht benachrichtigt, wo man sonst berechtigterweise stolz ist auf jeden Ermittlungsfortschritt. Selbiges gilt für Kontoöffnung und Handyverbindungsliste, beides wurde nicht gemacht, oder doch? Unser Anwalt hat bisher noch keinen Einblick in die Ermittlungsakte erhalten. Naja. Vielleicht bin ich zu kritisch. Toni ist ja kein Kind mehr. Und es sind erst zehneinhalb Wochen vergangen. Schließlich ist es ganz normal, dass berufstätige Menschen alles liegen und stehen lassen, und für zehneinhalb Wochen spurlos verschwinden, ohne sich zu melden oder Geld abzuheben, nachdem sie sich am Telefon verzweifelt und gestresst angehört haben.

Ich bitte die lokalen Medien jetzt wieder verstärkt über den Fall zu berichten. Nun wo klar ist, dass Toni am Bahnhof ein Ticket gekauft hat, könnte er sich tatsächlich in einer anderen Großstadt als Hamburg befinden. Ich und meine Familie stehen für Interviews bereit.


Ich habe meine negative Einstellung zur Polizeiarbeit grundlegend geändert:

Montag, 7.Oktober 2013 (10:00 Uhr, Nachtrag): Wir wurden heute um 10:00 Uhr ins Landeskriminalamt Graz zu einem Treffen eingeladen. Es hat eine knappe Stunde gedauert. Eines vorweg: Das LKA wäre zu diesem Treffen nicht verpflichtet gewesen. Bei 800 Vermisstenfällen im Jahr wäre das auch gar nicht möglich. Ich vermute mal, dass meine Berichterstattung und die Spekulationen im Internet Anlass dafür gewesen sind. Wie auch immer. Das Gespräch war sehr erbaulich. Auch wenn wir in Kauf nehmen mussten, dass wir sowohl aus datenschutzrechtlichen, als auch aus "ermittlungstaktischen" Gründen, nicht alle Informationen bekommen können, die die Polizei bereits gesammelt hat. Auch eine Akteneinsicht war leider nicht möglich, das ist aber laut unserem Rechtsanwalt in Ordnung, weil das so im Gesetz nicht vorgesehen ist. Wir wurden über die bisherigen Routineschritte ausführlich informiert. Wir wissen jetzt, dass die Fahndung im gesamten Schengenraum läuft, inklusive aller Routinemaßnahmen. Toni könnte dennoch durch das Polizeinetz fallen, weil bei Routineüberprüfungen selten eine "EKIS" durchgeführt wird (Abfrage der Identität beim Polizeicomputer). Falls ein Polizist den Toni als Vermissten Anton Koschuh erkennen würde, so wäre das meiner Einschätzung nach ein reiner Zufall (wir sind also weiterhin auf die Mithilfe der Medien und Bevölkerung angewiesen). Die Polizei hat aber viele andere Möglichkeiten von Toni ein Lebenszeichen zu bekommen (was genau ist Polizeigeheimnis). Im Falle von Lebenszeichen würden wir sofort eine info bekommen. Anhand von Toni's Kontoauszügen, die wir der Polizei weitergeleitet haben, und anhand der Höhe der letzten abgebuchten Handyrechnungsbeträge, sei jetzt auch ohne Verbindungslistenabruf erkennbar, dass Toni sein Telefon nicht mehr benutzt hat, und er keine manuellen Kontobewegungen wie Abhebungen, Einkäufe oder Überweisungen durchgeführt hat. Eine richterliche Öffnung des Bankkonto's, und Nachschau der verbindungsliste, sei weiterhin nicht möglich, weil es keine erwiesenen Hinweise für einen Suizid oder ein Gewaltverbrechen gebe. So habe ICH das jedenfalls verstanden. Die bloße Annahme, dass Toni etwas passiert sein könnte, sei für einen Richter nicht ausreichend genug, um mächtigere ermittlungstechnische Instrumente abzurufen. Ich habe das jetzt schweren Herzens akzeptiert. Überraschend für mich war, dass die Polizei die Fahndung in Rumänien verstärkt hat, vermutlich gab es irgendwelche Pläne für Projekte, aber die genauen Hintergründe kenne ich nicht. Nebenbei, es gab auch Hinweise für andere Projekte in anderen Ländern. Ob diese Hinweise verfolgt werden, das habe ich vergessen zu fragen. Nach ausführlicher Aufklärung durch das LKA, konnten wir einen großen Fragenkatalog durchgehen, und ja, es wurden uns alle Fragen beantwortet. Beispiel: Falls Toni in einem Zeugenschutzprogramm wäre, dann hätten wir das schon längst erfahren. Oder falls er gegenüber der Polizei angegeben hätte, dass niemand über seinen Aufenthaltsort informiert werden soll, hätten wir das auch schon erfahren (freilich ohne Infos zum Aufenthalsort). Toni gilt erst dann als gefunden und OK, wenn seine Identität durch einen Polizisten bestätigt wurde. Es würde dann eine "Treffermeldung" an die ausschreibende Polizeiinspektion erfolgen. Ich schätze es liegt dann am Toni, ob er Hilfe in Anspruch nimmt, oder in Ruhe gelassen werden will. Eine Hilfestellung durch die Polizei erfolgt wahrscheinlich nur dann, wenn Toni offensichtlich Hilfe benötigt, oder er explizit Hilfe wünscht. Darüber haben wir aber mit dem LKA nicht gesprochen. Auf unsere Frage bezüglich des DB Bahn Tickets wurde uns mitgeteilt, dass die DB der Polizei gesagt hätte, dass anhand der Buchungszeile keine Recherche durchgeführt werden könne. Was das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt betrifft (meine Anzeige wegen Mordes), so verstehe ich jetzt, dass die Ermittlungen beendet wurden. Mangels von Beweisen hatte die bearbeitende Stelle keine andere Möglichkeit gehabt als den Fall zu schließen. Toni's E-Mail Account bei Gmail kann nicht geöffnet werden, weil es keinen Anlass für einen Richterspruch gibt.

Fazit: Ich bin jetzt der Meinung, dass die Polizei eine gute Arbeit macht. Meine "Restzweifel" sind gering. Die Ermittlungen laufen, mehr können wir nicht tun, die Polizei vermutlich auch nicht. Ich hoffe jetzt auf regelmäßige (kurze) Berichterstattung der Polizei zu den laufenden Ermittlungen, ohne dass wir jedesmal nachfragen oder nachbohren müssen. Auf die Polizeiarbeit dürfte jedenfalls verlass sein. Eigentlich könnten wir unser persönliches Engagement damit beenden. Aber das ist nicht richtig. Ich bin weiterhin der Meinung, dass man die Suche privat ausbauen muss, indem wir den Kontakt zu den Medien verstärken, damit Toni nicht vergessen wird. Ich bin davon überzeugt, dass Toni jetzt in diesem Moment in einer Art Krise steckt, und Hilfe benötigt. Diese Hilfe muss ihm schnellstmöglich zukommen lassen.


Montag, 7.Oktober 2013 (11:07 Uhr, Nachtrag): E-Mail von der Deutschen Bahn. Ich darf zitieren: "(...) müssen wir nochmals darauf hinweisen, dass sich die Polizei ggf. an unseren Fachbereich wenden muss. Wir müssen uns an den Datenschutz halten und weichen hiervon auch nicht ab. Es werden von uns keine Recherchen durchgeführt und wir treten nicht mit der Polizei in Verbindung. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir nicht anders handeln können."

Es ist ärgerlich, wenn die Meinungen so weit auseinandergehen. Zusammenfassend:


Montag, 7.Oktober 2013 (21:30 Uhr, Nachtrag): Viele Menschen aus meinem Bekanntenkreis, und auch manche Leser dieses Tagebuchs, machen sich Sorgen um meinen Gemütszustand. Ich kann allen versichern, dass ich nur soviel Kraft und Zeit in die Suche investiere, wie ich in meiner Situation und für meine Gesundheit gefahrlos opfern kann. Mir ist bewusst, dass für meine Familie das Risiko besteht, selbst an Burnout zu erkranken, wenn wir uns zu intensiv mit dem Fall beschäftigen. Es wäre gefährlich wenn sich unser Leben nur noch um die Toni-Suche drehen würde. Meine Familie hat es in den letzten Wochen mehr oder weniger gut geschafft, das Engagement schrittweise zu verringern. Nicht weil wir Toni jetzt plötzlich weniger vermissen würden, nein, im Gegenteil. Sondern weil es einfach notwendig ist, im Interesse unserer eigenen Gesundheit. Was mich betrifft, so habe ich das Gefühl einen guten Mittelweg zwischen Vollzeitsuche und Nichtstun gefunden zu haben. Es gibt vereinzelt noch Halbtage, Ganztage und Nächte, die ich nur für Toni verwende, aber das ist spürbar weniger geworden. Und ich bin sehr froh darüber. Wir versuchen jetzt unser normales Leben langsam zurückzugewinnen. Das ist schwierig, weil man ständig an Toni denken muss. Und man sich ständig Vorwürfe macht, ob man denn genug getan hat. Dazu kommt diese Ungewissheit. Aber man darf sich deswegen nicht verrückt machen. Wir haben viel Unterstützung, das ist wichtig, bitte weiter so. Wir versuchen jetzt verstärkt unsere eigenen "Probleme" in den Griff zu bekommen. Aber damit es keine Missverständnisse gibt: Wir wollen und können Toni nicht loslassen (außer man findet Toni und er will aus irgendwelchen Gründen in Ruhe gelassen werden). Wir haben jetzt gelernt auf die Hilfe von außen zu vertrauen (Polizei, Medien, Bevölkerung). Wir müssen mit dieser neuen Situation erst umgehen lernen. Das wird schwierig. Aber wir schaffen das. Toni, Du schaffst das auch! wir freuen uns auf den Tag an dem Du wieder da bist.


Dienstag, 8.Oktober 2013 (15:06 Uhr): Bei mir haben sich wieder zwei große Zeitungen gemeldet, um sich über den aktuellen Stand zu informieren. Es wird in Kürze wieder Zeitungsbeiträge geben.


Die erste Spur!!

Freitag, 11.Oktober 2013 (12:07 Uhr): Gestern war es noch eine unbestätigte Information, mit der ich nicht an die Öffentlichkeit gehen wollte, heute ist es Gewissheit: Der Rucksack wurde gefunden.

Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn hat am Montag den 7.Oktober (circa 11:00) bei einer routinemäßigen Streckenbegehung an der Bahnböschung südlich von Hamburg einen Rucksack gefunden. Er gab ihn bei der Polizei in Uelzen ab. Der Rucksack ist nach bisherigen Aussagen stark ramponiert und er enthielt Toni's REISEPASS. Die Marke des Rucksacks lautet Lamonza. Darin befand sich auch eine NIKON Coolpix in Farbe Weiss mit Aufbewahrungstasche, aber ohne Speicherkarte. Ladegerät. Badehose. Kappe. Diverse Kleidungsstücke. Wir sind bereit die Gegenstände zu identifizieren, müssen aber noch auf die Fotos warten.

Eine Beamtin vom BKA Wiesbaden hat sich nun in die Ermittlungen eingeschaltet. Üblicherweise wird in solch einem Fall die Gegend rund um den Fundpunkt mit Hunden abgesucht. Wo genau der Rucksack gefunden wurde, das wissen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider noch nicht. Aber: Die Ermittlungen gehen jetzt endlich in die nächste Runde. Die von uns seit Monaten angeforderten Schritte werden jetzt endlich durchgeführt. Die Grazer Beamtin hat meinem Bruder Hans gegenüber nochmals erwähnt, dass ab sofort in alle Richtungen ermittelt wird: inklusive Rufdatenrückverfolgung. Die deutsche Polizei hat sich jetzt mit der Deutschen Bahn in Verbindung gesetzt, um das Rätsel des Tickets aufzuklären. Etwas spät, aber doch. Unterdessen ist mir weiterhin unklar, ob es überhaupt möglich wäre, aus einem modernen Zug noch während der Fahrt "auszusteigen". Oder ob lediglich der Rucksack durch das Fenster gepasst hätte.


Der Rucksack wurde in Uelzen abgegeben. Dies ist NICHT der Fundort.

Dass Toni's Rucksack mit Reisepass gefunden wurde ist für uns als Familie natürlich sehr beunruhigend. Uns wäre lieber gewesen wenn Toni seinen Rucksack noch bei sich hätte. Klar ist, dass er den Rucksack unmöglich freiwillig entsorgt haben kann, wo sich doch all seine Kleidungsstücke, die Kamera und der Reisepass darin befunden haben. Es wäre lediglich noch möglich, dass Toni den Zug ein paar Stationen vorher verlassen hat, und den Rucksack im Zug vergessen hat. Dann könnte jemand anders alle Wertsachen entnommen und den Rucksack über das Fenster entsorgt haben. In diesem Fall wäre Toni noch am Leben. Eine andere Möglichkeit wäre, dass Toni den Rucksack absichtlich weggeschmissen hat, um sich aus dem "System" zu verabschieden. Wir können und müssen uns aber auch das Schlimmste vorstellen. Es wäre möglich, dass Toni in der Nähe des Rucksacks gefunden wird, so realistisch sind wir schon sein. Wir haben bisher alle möglichen Phasen der Trauer durchlebt (siehe nächster Absatz) und sind auf negative Mitteilungen durchaus vorbereit. Trotzdem haben wir weiterhin die Hoffnung dass Toni lebt.

Eine kurze aber ebenso wichtige Geschichte, die uns noch einmal zum Beginn der Abgängigkeit zurückführt. Ein paar Tage nach Toni's Verschwinden wurde in Hamburg, ganz in der Nähe seines Hotels, und zwar in der Alster, eine unbekannte männliche Leiche entdeckt. Mein Vater hat diesen Nachrichtenbeitrag im Internet entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt gingen die deutschen Behörden noch von einem Mann in einem Alter von circa 20 Jahren aus. Toni ist etwas kleiner als der europäische Durchschnitt, und er ist für sein Alter äußerst athletisch. Es wäre vorstellbar gewesen, dass man Toni auf 20 Jahre geschätzt hätte. Deshalb waren wir bereits sehr beunruhigt, und haben den Fall weiter verfolgt. Kurze Zeit später wurde das Alter auf circa 40 Jahre korrigiert. Wahnsinn! Unvorstellbar was wir durchgemacht haben. Wir durchlebten daraufhin eine unvorstellbar schwere Zeit. Schließlich haben wir die Hamburger Beamtin per E-Mail kontaktiert, mit Foto von Toni, und der Bitte um rasche Rückmeldung. In der Zwischenzeit saßen wir in der Wohnung meiner Eltern zusammen, und uns war klar, dass wenn man alle Fakten berücksichtigt, es sich hier eigentlich nur um Toni handeln kann. Alles andere, so dachten wir, wäre purer Zufall. Da sich die Beamtin nicht bei uns gemeldet hat, haben wir sie schweren Herzens angerufen. Und dann passierte das Unglaubliche, mit dem wir kaum noch gerechnet haben: Wir gingen telefonisch die Körpermerkmale durch, und es war keine Übereinstimmung gegeben. Nun war klar, dass es sich bei dem unbekannten Toten nicht um Toni handeln konnte. Die Erleichterung die wir damals gefühlt haben ist unmöglich in Worte zu fassen. Nun stehen wir erneut vor dem Abgrund, und können nur hoffen, dass lediglich der Rucksack gefunden wurde, und Toni noch immer am Leben ist.


Samstag, 12.Oktober 2013 (14:11 Uhr): In den letzten 24 Stunden habe ich sehr viel über moderne Züge erfahren. Es ist definitiv NICHT möglich während der Fahrt "auszusteigen". Und aus dem Fenster hätte maximal ein Rucksack gepasst. Daher glaube ich nicht mehr, dass in der Nähe des Rucksacks auch weitere Spuren gefunden werden. Meine Theorie lautet jetzt: Toni hat den Rucksack im Zug vergessen. Uelzen ist circa 60km südlich von Hamburg entfernt, und eine Art Verkehrs-Knotenpunkt der Deutschen Bahn. Hier kann man in alle Himmelsrichtungen umsteigen. Es wäre möglich, dass Toni in Uelzen ganz regulär aus- oder umgestiegen ist, und den Rucksack im Zug vergessen hat. Man muss bedenken, das Ganze dürfte sich spät Nachts abgespielt haben. Toni hat das Ticket nach 20 uhr in Hamburg gekauft, und der Zug Richtung Wien wäre erst um 21:36 Uhr ab Hamburg losgefahren (der nächste dann um 3:40 uhr). Toni hat schon in den Nächten zuvor über Schlafmangel geklagt, und er hatte sehr viel Stress. Vielleicht war er übermüdet und hat deswegen sein Reisegepäck im Zug liegen gelassen. Man kann nicht immer darauf hoffen dass ein Fundstück in ehrliche Hände gelangt. Dann wäre der Rucksack irgendwo nach Uelzen aus dem Zug geschmissen worden. Leider wissen wir noch immer nicht wo genau der Rucksack gefunden wurde, lediglich dass er in Uelzen abgegeben wurde. Mit den Koordinaten steht und fällt meine Theorie. Ich bin aber davon überzeugt dass Toni noch lebt. Nach allem was ich bisher über Züge weiß, und wenn man bedenkt dass seit dem Rucksackfund viele Stunden ohne ein weiteres Suchergebnis vergangen sind, kann der Rucksack alleine noch kein Beweis für eine traurige Gewissheit sein. Toni lebt. Und die Suche muss weitergehen.

Die große Tageszeitung "Kurier" hat mich heute Mittag angerufen. Morgen wird in der Sonntagsausgabe ein Bericht erscheinen. Die Tageszeitung "Österreich" wollte mich auch sprechen, die Anrufe habe ich aber leider verpasst, und bei Rückruf war das betreffende Büro nicht mehr besetzt. Es freut mich, dass die Resonanz der Medien aktuell so groß ist. Auch wenn ich mit dem Inhalt mancher Artikel nicht einverstanden bin.



Chronologie der Ereignisse, Stand 12.Oktober, danke Hans für die Grafik


Mittwoch, 16.Oktober 2013 (12:03 Uhr): Ein paar notwendige Updates:

Richtigstellung eines Zeitungsbeitrages: Toni ist bisher noch nie "ausgestiegen". Ja, er war früher des öfteren für längere Zeit im Ausland, aber das waren Projekte, und er hat sich immer bei seiner Familie gemeldet. Wir wussten zu jedem zeitpunkt wo er sich gerade aufhält. Bei einem Auslandsaufenthalt hat er sein Handy verloren, oder es wurde gestohlen, aber darüber hat er uns sofort informiert. Ich glaube seitdem hatte er immer ein Zweithandy dabei. Falsch ist auch: Toni wurde damals in Rumänien NICHT von Einheimischen gepflegt. Er hatte sich in Rumänien ein einfaches Zimmer genommen und dieses auch ganz normal bezahlt. Wir freuen uns trotzdem über jeden Zeitungsbeitrag. Wir bitten Sie nur, die Inhalte vorher besser zu recherchieren, oder bei uns nachzufragen. Wir stehen gerne für Fragen bereit. Auch wäre es besser, wir könnten jeden Beitrag vorher auf inhaltliche Fehler überprüfen.

Toni war vor Hamburg physisch und psychisch gesund. Meiner Einschätzung nach gab es in den Wochen vor Hamburg keine Anzeichen für irgendeine Erkrankung.

Ich hatte gestern ein Interview mit der "Allgemeinen Zeitung", Landkreis Uelzen. Den Artikel können Sie HIER nachlesen. Der Online-Beitrag könnte gekürzt sein, vielleicht kann mir die Redakteurin wie versprochen den gesamten Beitrag als PDF mailen. Der Zeitungsbeitrag ist sehr seriös gestaltet. Und er bringt meiner Familie neue Erkenntnisse. Erkenntnisse die wir leider aus den Medien erfahren mussten, statt aus erster Hand. Das ist ärgerlich.

Rucksack Fundort: Aus dem Zeitungsartikel entnehme ich ein offizielles Statement von Antje Freudenberg, Polizeisprecherin der Polizeiinspektion Lüneburg. Sie sagte gegenüber der Allgemeinen Zeitung, dass der Rucksack an der Bahnstrecke Hamburg-Hannover im Bereich Suderburg/Unterlüß gefunden wurde. Ich habe bei Google Maps nachgeschaut. Dieser Streckenbereich beginnt etwa 8km südlich von Uelzen, bei Suderburg, und führt in südlicher Richtung weiter nach Unterlüß. Der Streckenabschnitt ist circa 10km lang, und größtenteils von Wald und Äckern umgeben. (Google maps: Im Suchfeld folgende Koordinaten eingeben: 52.869855,10.377588). Wo genau der Rucksack gefunden wurde, ist uns weiterhin unbekannt. Ich bitte die Leser vom Absuchen des Streckenabschnitts in Eigenregie Abstand zu nehmen. Der Aufenthalt in Gleisnähe ist gefährlich. Ich vertraue darauf, dass die deutsche Polizei eine perfekte Arbeit abliefert, und keine Unterstützung durch Privat benötigt. Der Fundort südlich von Uelzen bestätigt meinen Verdacht, dass Toni in Uelzen regulär aus- oder umgestiegen sein könnte, und den Rucksack im Zug vergessen haben könnte. Dann hätte ein unehrlicher Finder den Rucksack südlich von Uelzen aus dem fenster geworfen. Aber das ist nur eine Spekulation. Toni könnte den Streckenabschnitt auch zu Fuß erkundet haben, und dabei den Rucksack verloren haben, oder fehlgeleitet durch eine psychische Erkrankung den Rucksack wissentlich entsorgt haben.

Meine Bitte an die Bevölkerung rund um Uelzen: Bitte prägen Sie sich das Fahndungsfoto ein. Wenn Sie jemanden sehen der wie Toni aussieht, dann sprechen Sie ihn bitte an, auf welche Weise ist erstmal egal. Sie könnten zum Beispiel folgendermaßen vorgehen: "Entschuldigung! Sie sehen einer Person sehr ähnlich die aktuell vermisst wird. Sind Sie der Herr Anton Koschuh? Ihre Familie sucht Sie". Eine potentielle Sichtung sollte möglichst vor Ort verifiziert werden. Keine Sorge, mein Bruder Toni "beißt" nicht. Er wird Ihre Frage höflich beantworten, dann haben Sie Gewissheit. Wenn er seine Identität bestätigt, dann fragen Sie ihn bitte, ob er irgendeine Hilfe benötigt, oder ob er Kontakt mit seiner Familie aufnehmen möchte. Wenn er in Ruhe gelassen werden will (auch das wäre rein theoretisch möglich), dann lassen Sie ihn bitte weiterziehen. Melden Sie die Sichtung aber umgehend beim Polizeinotruf. Wenn Sie zu Hause sind, kontaktieren Sie mich bitte telefonisch oder per E-Mail. Ich weiß, das ist jetzt ein bischen viel auf einmal. Aber niemand verlangt dass sie alles richtig machen. Sprechen Sie ihn einfach an, nur das zählt.

Wir haben vom Rucksack noch immer keine Fotos erhalten. Somit konnten wir den Fund noch immer nicht persönlich identifizieren.

Toni hatte in Hamburg ein sehr kleines Notebook dabei. Ein so genanntes Netbook. Uns ist nicht bekannt ob das Netbook beim Rucksack dabei war. Wenn Sie im Raum Hamburg ein Netbook gefunden haben, vor Tagen oder Monaten, dann melden Sie das bitte beim Notruf. Wenn wir das Netbook Toni erfolgreich zuordnen können, dann schenke ich Ihnen meinen alten Laptop. Der ist zwar nicht am neuesten Stand, aber damit sind Sie viel besser im Internet unterwegs als mit dem Netbook. Was Toni's Geldtasche und Handy betrifft, so glauben wir, dass er beides direkt am Körper trug (Gesäßtasche? Jeans Tasche?). Uns ist nicht bekannt ob diese Sachen im Rucksack waren.

Meine persönliche Nachricht an Toni: Du kannst unbesorgt nach Hause kommen. Du musst Dich vor niemandem rechtfertigen. Du bist niemandem eine Erklärung schuldig. Wenn Du es gerne möchtest, dann kannst Du Deinen Beruf sofort wieder ausüben. Bisher haben alle Deine Projektpartner volle Unterstützung signalisert. Dein Freundeskreis kann es kaum erwarten Dich wiederzusehen. Wir alle und Deine Familie wären über jedes Lebenszeichen unendlich froh, wir können es kaum erwarten Dich wieder in die Arme zu schließen. Wenn Du für die Zukunft andere Pläne hast: Gib uns bescheid, wir unterstützen Dich dabei.

Der NDR hat mit mir am Telefon ein Radiointerview durchgeführt. Wenn der NDR meine Denkpausen rausschneidet könnte das ein durchaus brauchbarer Radiobeitrag werden :-) . Ich kann eben besser schreiben als frei sprechen.

Für morgen ist auf Initiative des NDR ein Fernsehinterview beim ORF geplant. Mal sehen ob, wie, wo, und wann. Ich weiß es selber noch nicht. Es freut mich, dass sich die Medien für Toni interessieren. Jeder Beitrag erhöht die Chancen ihn wohlauf zu finden.

Es gibt viele Spekulationen im Internet. Viele davon sind für uns Angehörige nur schwer zu ertragen. Wenn Sie mich fragen: Ich persönlich bin davon überzeugt, dass Toni lebt. Ich bin außerdem davon überzeugt, dass sein Verschwinden unfreiwillig oder aber mindestens "unbewusst" entstanden ist. Dass er mit dem Verschwinden keinerlei Plan verfolgt, auch nicht absichtlich den Kontakt zur Familie abgebrochen hat. Toni hatte bereits vor Hamburg sehr viel Stress und musste mit einigen völlig unverschuldeten Mini-Krisen fertigwerden. In Summe ist das ein sehr schwerer Brocken, der auch für völlig gesunde Menschen wie Toni schwer zu schlucken ist. Ich kann mir vorstellen, dass Toni weit weg von seiner gewohnten Umgebung einen Burnout oder Nervenzusammenbruch erlitten hat. Dazu kann übrigens auch der verlust des Rucksacks als i-Tüpfelchen zur Gesamtsituation beigetragen haben. Auch ein kleiner Schlaganfall wäre theoretisch möglich (Toni soll sich am Telefon wie jemand verhalten haben, der sich "kurz vor einem medizinischen Notfall" befindet). Sein Blick auf den Hamburg-Fotos war leer und völlig untypisch für Toni, wir hätten in selber kaum erkannt. Vielleicht hat er in der Folge eines physischen oder psychischen Notfalls sein Gedächtnis verloren, oder auch den Bezug zur Zeit. Dann würde er sich ganz normal verhalten, aber nur mit dem Unterschied, dass er selber gar nicht weiß, dass er vermisst wird. Solche Fälle sind bekannt. Er könnte jetzt irgendwo ganz normal wohnen, vielleicht kostenlos bei einer hilfsbereiten Person, oder gegen Mitarbeit am Bauernhof/Betrieb/Feldarbeit. Keinem würde etwas auffallen, oder dass mit Toni etwas nicht stimmt, oder in welcher kritischen Situation er sich gerade befindet. Deshalb darf die Berichterstattung nicht abreißen. Wir müssen ihn gemeinsam finden und ihn ganz behutsam zu seinem alten Leben einladen. Auch ein Neuanfang oder "Ausstieg aus dem System" wäre denkbar. Dafür gab es aber keine Anzeichen im Vorfeld. Und dann stellt sich unweigerlich die Frage, warum er das restliche Geld nicht abgerufen hat. Und warum er sich nicht wenigstens kurz bei seiner Familie abgemeldet hat. Wir hatten in der Vergangenheit niemals einen Streit, das Familienleben ist und war immer intakt. Ein Suizid ist für mich unvorstellbar. Toni hatte zu viele Alternativen. Und sein persönliches Umfeld bildet ein riesengroßes Netz das ihn problemlos aufgefangen hätte. Ein Gewaltverbrechen möchte ich auch ausschließen. Toni ist kein leichtes Opfer, er ist kräftig, und er sieht nicht nach Reichtum aus. Das Ganze hätte in Deutschland stattfinden sollen (hunderte Kilometer entfernt von wirklich "gefährlichen" Schauplätzen wie zum Beispiel dem Alexanderplatz in Berlin). Im beschaulichen Uelzen. Das ist unvorstellbar. Aber OK. Ausschließen kann man nach dem derzeitigen Wissensstand gar nichts.


Donnerstag, 17.Oktober 2013 (12:19 Uhr): Die ARD hat uns zu Hause mit einem netten Kamerateam besucht. Das Interview lief äußerst seriös ab. Auf den sonst üblichen "Tränendrüsen-Journalismus" wurde zu 100% verzichtet, da hätten wir auch gar nicht mitgemacht. Der Beitrag dürfte demnächst im NDR zu sehen sein. Unser Ziel ist es, die Suche nach Toni mit Hilfe des NDR auszuweiten. Es wäre durchaus möglich, dass jemand der bisher noch nichts von der Suche wusste, und jetzt zum ersten Mal davon hört, sich wieder an den sympatischen Steirer erinnern kann. Bitte melden Sie uns jede Kleinigkeit, denn jeder noch so kleine Hinweis kann entscheidend sein. Die Nacht vom 22.auf den 23.Juli war übrigens eine Vollmondnacht, ganz Deutschland war hell beleuchtet. Vielleicht hat das helle Mondlicht dort eine Beobachtung ermöglicht wo sonst Dunkelheit herrscht, oder wenigstens die Sinne der "Nachtschwärmer" geschärft.

Meine Eltern machen sich große Sorgen um ihren Toni. Die beiden konnten heute leider nicht die Kraft aufbringen um beim ARD-Interview dabei zu sein. Das letzte große Interview bei dem sie noch dabei waren haben sie nicht besonders gut weggesteckt. Meine Eltern recherchieren aber weiterhin im Hintergrund, unbemerkt von Facebook & co. Ich habe kein Verständnis für all jene Personen, die meinen Eltern den ungerechtfertigten Vorwurf machen, sie würden zu wenig tun. Das ist Blödsinn. Nur weil Ihr Engagment nicht im Fokus unserer Öffentlichkeitsarbeit steht, heißt das noch lange nicht, dass sie nur still zu Hause sitzen. Im Gegenteil. Mein Vater beispielsweise arbeitet jeden Tag viele Stunden vor dem Computer und zerbricht sich den Kopf mit der Frage was er noch alles für seinen Sohn tun kann. Er wertet E-Mails aus, Geodaten, Online-Artikel, Foren, sucht in den Ereignissen nach Gemeinsamkeiten, ist um Kontakte bemüht, und verfolgt vorsichtshalber auch ungewöhnliche Denkansätze.


Donnerstag, 17.Oktober 2013 (19:10 Uhr): Wieder erfahre ich alles nur aus den Medien. Auf der NDR-Online-Webseite stand sinngemäß: In der "Nähe" (?!?) des Rucksack-Fundortes wurden "Knochen" (?!?) gefunden. Der Beitrag ist mittlerweile gelöscht und nicht mehr zugänglich. Update: Der NDR-Bericht ist wieder online. HIER nachlesen.

Ich habe Angst.


Freitag, 18.Oktober 2013 (09:32 uhr): Der NDR-Fernsehbeitrag wurde gestern Abend gezeigt. In der Fernsehsendung "NDR Aktuell". Leider wurde der Beitrag so stark gekürzt, dass es nur noch um den Knochenfund geht, von dem wir zum Zeitpunkt des Interviews noch gar nichts wussten. Unser Hauptziel wäre gewesen, mit dem ausführlichen Interview die Bevölkerung um Mithilfe zu bitten, dieses Ziel wurde leider gründlich verfehlt. Vom Interview ist nämlich nichts übrig geblieben. Es wurde lediglich ein einziges Statemant ausgestrahlt, als ich sagte, dass wir uns über die schrecklichen Dinge die Toni passiert sein "könnten" keine Gedanken machen, weil das weder uns noch Toni hilft. Und zu dem zeitpunkt wussten wir wie gesagt noch nichts vom Knochenfund. Mein Bruder Hans, der ganz viele wichtige Dinge gesagt hat, ist im Beitrag gar nicht zu hören. Auch unser Appell an die Bevölkerung, nach Toni Ausschau zu halten, wurde nicht gesendet. Schade, schade. Trotzdem bedanke ich mich beim Team der ARD, das eine so weite Anreise in Kauf genommen hat, nur um uns zu helfen.

Neue Hoffnung: Angeblich bestehen von Seiten der Kriminalisten Zweifel ob es sich bei den gefundenen Knochen überhaupt um menschliche Überreste handelt. Auch der Fundort der Knochen ist ungewiss. Anfangs hieß es noch man hätte die Knochen "unweit des Rucksacks" gefunden, in manchen Medien heißt es jedoch mittlerweile, man hätte die Knochen "direkt neben dem Rucksack" gefunden. Jetzt weiß ich nicht was ich davon halten soll. Vielleicht haben wir Glück, und es wurde von Seiten der Medien etwas zuviel in den Knochenfund hinein interpretiert. Ich hoffe weiterhin, dass es keinen Zusammenhang zwischen Toni's Rucksack und den "unbestimmten" Knochen gibt. Auf das DNA-Ergebnis müssen wir circa eine Woche warten. Heute soll der Bereich rund um den Rucksack mit einer größeren Suchmannschaft erneut abgesucht werden. Wir hoffen sehr, dass es dort nichts zu finden gibt.

Neue Sichtung: Der Beitrag in der Allgmeinen Zeitung zeigt Wirkung. Eine Zeugin hat sich bei der deutschen Polizei gemeldet. Sie glaubt den Toni gesehen zu haben. Mit Stadtplan in der Hand, und auf der Suche nach dem Stadtpark. Wo und wann das gewesen sein soll weiß ich nicht. Wir müssen die Ergebnisse abwarten....


Freitag, 18.Oktober 2013 (22:18 uhr): Das Wichtigste in kurzen Sätzen: Heute war der Fernsehsender ATV bei mir und hat ein ausführliches Interview gemacht. Dieses war auszugsweise bei den ATV-Nachrichten zu sehen. Der ORF ist heute auch groß in die Berichterstattung eingestiegen. Unsere Suche nach Toni lief auf ORF2 in der Sendung "Mittag", gleich zu Beginn, mit Live-Schaltung nach Deutschland, und später nochmal in aktualiserter Kurzform im größten Österreichischen Nachrichtenformat, der Fernsehsendung "Zeit im Bild", kurz ZIB. Die Hamburger Morgenpost wird auch wieder berichten. Viele werden es daher schon gesehen/gelesen haben: Es wurden weitere Knochen gefunden (Mich würde interessieren: Wie weit weg vom Rucksack entfernt? Die ersten Knochen sollen ja etwa 100m vom Rucksack entfernt gelegen haben). Toni's Mini-Laptop wurde gefunden (Auch hier meine Frage: Wie weit war der vom Rucksack entfernt?). Man hat lange spekuliert ob es sich beim ersten Fund vom Donnerstag überhaupt um menschliche Knochen handelt, und sie deshalb zur näheren Begutachtung nach Hamburg geschickt. Die Knochen müssen also extrem klein oder extrem wenige gewesen sein. Daher finde ich es absolut unmöglich, dass die Polizei bereits davon spricht, dass es "keinen Anhaltspunkt auf ein Gewaltverbrechen" gibt. Wie auch immer. Falls es irgendwann Gewissheit geben sollte, dass der Fund mit Toni in Verbindung steht, dann werden wir das so akzeptieren. Aber in der Zwischenzeit sollte die Suche nach Toni weitergehen. Es besteht immer noch berechtigte Hoffnung. Bedenke: Es wurde keine Kleidung gefunden. Und kein Skelett. Und angeblich liegt eine riesige Entfernung von circa 100 Metern zwischen dem Rucksack- und dem Knochenfund. Ich vermute folgendes: Dass Toni beim Knotenpunkt Uelzen ausgestiegen ist, den Rucksack im Zugabteil vergessen hat, und ein Unbekannter den Rucksack geplündert hat (ich kann mir vorstellen, dass für Gelegenheitsdiebe nur Bargeld interessant ist. Wenn die Polizei beim nächsten Bahnhof zusteigt möchte man die gestohlene Kamera und den Laptop nicht unbedingt bei sich haben). Also hätte man den Rucksack aus dem Fenster geworfen, ohne die elektronischen "Wertsachen" zu behalten, schon alleine wegen der Fingerabdrücke. Toni hätte sich zu dem Zeitpunkt schon ganz wo anders befunden. Und damit hätten die Knochen nichts mit ihm zu tun. Das ist nur eine Theorie. Aber ich würde sie als "schlüssig" bezeichnen. Wenn da nicht die winzigen Knochenfunde wären. Es wäre schon ein unglaublich großer Zufall, wenn ausgerechnet Toni's Rucksack dazu beigetragen hat, dass ein anderer Mensch gefunden wurde.

Gernot Leskovar hat mich auf folgendes aufmerksam gemacht: In der Nähe des Rucksackfundortes neben der Bahn-Trasse gibt es einen so genannten "Geo-Cache". Das sind elektronische "Fährten". Kurz erklärt: Man bekommt GPS-Koordinaten und muss anhand dessen eine wasserdicht verschlossene Dose aufspüren. Dort kann man sich in ein Logbuch eintragen. Vielleicht ist einem Geochacher etwas aufgefallen, irgendetwas völlig Unbedeutendes, das jetzt plötzlich extrem wichtig sein könnte. Hier die Infos zum Cache mit der ID "GC4HCTZ" und der Bezeichnung "Kleine Pause", Zitat: "Der Weg führt von Räber nach Unterlüß entlang der Bahnstrecke Hamburg - Hannover. Der Cache befindet sich nahe einer Sitzbank". Der Cache wurde am 29.Juli ausgelegt, das ist circa eine Woche nach Toni's Verschwinden. Jeder Hinweis aus der Geocacher-Szene kann wichtig sein.


Samstag, 19.Oktober 2013 (13:22 Uhr): Ich habe früher auch immer gerne die Zeitung gelesen, und die Nachrichten geschaut. Aber jetzt, als Betroffener, wird mir bewusst wie Massenmedien funktionieren. Manche arbeiten seriös und gehen sorgsam mit der Würde der Angehörigen um. Andere Medien treten uns mit den Füßen. Die Kronen Zeitung zieht bereits ihre eigenen Schlüsse. Obwohl beim Großteil der gefundenen Knochen noch immer nicht geklärt ist, ob es sich überhaupt um menschliche Überreste handelt, schreibt die Krone bereits, Zitat: "Die Chancen, den seit 22. Juli vermissten Grazer Toni Koschuh noch lebend zu finden, sind praktisch gleich null.". Ich bin Realist, und mir ist sehr wohl bewusst, dass es sich beim Knochenfund tatsächlich um Toni handeln könnte. Aber der Beitrag der Krone ist purer Sensations-Journalismus. Und was mich noch mehr ärgert: Auch negative Werbung ist Werbung für die Krone. Hätten sie uns vorher gefragt, ob wir mit der Art von Berichterstattung einverstanden wären, wir hätten nein gesagt. Das wusste die krone, und deshalb hat sie uns nicht gefragt. Die Krone schreibt auch folgende Schweinerei: Toni könnte Wildschweinen zum Opfer gefallen sein. Ich habe daraufhin mehrere Mitglieder der "Jägerschaft des Landkreises Uelzen e.V." angeschrieben, und um ihre sachverständige Meinung gefragt (Antwort steht aus, aber ich hab das eMail ja auch gerade erst rausgeschickt).

Ich vermisse meinen Bruder ganz toll. Seine fröhliche Art. Sein Lächeln. Sein spitzbübischer Blick, wenn er gleich einen "Schmäh" raushaut. Seine Bockigkeit, wenn er mich um Rat fragt, und dann doch exakt das tut, was er sich schon vorher in den Kopf gesetzt hat. Wie er Nichte und Neffe auf liebevolle Weise spielerisch unterhält, die beiden sind begeistert von ihm. Wenn wir Toni von einem großen Schmetterling erzählen, und er uns mit lateinischen Fachausdrücken ratlos macht. Wenn wir am Sonntagstisch zusammensitzen und laut lachen. Toni ist mein großer Bruder. Ja sicher, auch wir hatten harmlose Streitigkeiten, das ist normal. Wir waren vier Kinder in einer überschaubaren Wohnung. Ernsthafte Streits gab es jedoch nie. Nach Toni's Volljährigkeit ist er irgendwann aus der elterlichen Wohnung ausgezogen, und aus dem brüderlichen "Konkurrenzkampf" wurde eine herzliche Freundschaft. Die Interessen sind zwar verschieden. Toni liebt den Fussball, macht extrem viel Sport, er nähert sich der Natur auf eine wissenschaftliche Art und Weise, macht lange Wanderungen. Ich interessiere mich mehr für Elektronik, bleihaltiges Lötzinn, integrierte Schaltkreise, sitze gerne vor dem Fernseher oder dem Computer. Ich sehe Toni sonst jede Woche bei den Eltern, und wir freuen uns immer wenn wir uns sehen. Wenn wir nacheinander bei den Eltern zum Sonntagsessen eintreffen, und sich die Wohnung langsam füllt, fallen immer die gleichen wichtigen Fragen: "Kommt der Werner? Kommt Hans? Kommt der Toni? Ja, Toni kommt auch, aber sicherlich eine viertel Stunde später als vereinbart, so wie immer, aber wir werden mit dem Essen auf ihn warten!". Man muss die Menschen die man liebt auch festhalten und drücken. Sie später zu betrauern ist zu wenig. Das habe ich jetzt gelernt. Noch gibt es Hoffnung für Toni. Und für uns: in der Zukunft alles besser zu machen.


Samstag, 19.Oktober 2013 (14:20 Uhr): Nur für den Fall, dass die gefundenen Knochen tatsächlich unserem Toni zuzuordnen sind: Ich sehe eine mögliche Erklärung, warum bisher keine Kleidung gefunden wurde: Er könnte in einem Schlafwagen genächtigt haben. Und es war Hochsommer, mit unerträglich hohen Temperaturen. Toni könnte sich seiner Kleidung entledigt haben, um überhaupt schlafen zu können. Mir ist jedoch völlig schleierhaft, warum sich Toni aus dem Zug geworfen haben soll. Seine "Probleme" waren überschaubar. Wurde er Opfer eines Verbrechens? Und ist es überhaupt möglich aus dem fahrenden Zug auszusteigen? Ich hoffe noch immer, dass die Knochen nichts mit Toni zu tun haben. Toni hätte eine zweite Chance und mehr Zeit verdient.


Sonntag, 20.Oktober 2013 (11:46 Uhr): Wir haben weiterhin die große Hoffnung, dass der Knochenfund nichts mit Toni zu tun hat. Aber ja klar, der Knochenfund, und die "Nähe" zum Rucksack, das ist sehr schlüssig. Und ich habe deswegen auch große Angst. Aber wo ist die Kleidung? Die Brille? Die Schuhe? Der "Rest"? Und alle sagen es ist nicht möglich unbemerkt aus dem fahrenden Zug auszusteigen. Und ein Zusammenprall mit einem Wanderer wäre auch aufgefallen. Und es fehlt die Geldtasche. Die Speichekarte. Das passt alles nicht! Verstehen Sie? An der Geschichte ist einiges faul. Und so können wir weiter hoffen. Etwas anderes bleibt uns eh nicht übrig.

Der aktualisierte Fyler kann HIER runtergeladen werden. Die Bewohner von Uelzen und den Nachbarsstädten bitte ich, hängen Sie die Suchmeldung an möglichst vielen Stellen auf. Vielleicht darf man das auch in den Zügen tun? Oder an den Bahnhöfen? Nahversorger? Supermärkte? Vielleicht hat jemand etwas gesehen. Oder erkennt den Toni. Nicht jeder hat Fernsehen und Internet.


Video vom Streckenabschnitt, vielen Dank an Allmystery:

00:47:11 Zug fährt beim Bahnhof Uelzen ein (eindeutig: links die großen Nordzucker-Türme), ist Toni hier um- oder ausgestiegen?
00:53:34 Suderburg Bahnhof, 85,5Km
00:54:52 Brücke nach Räber
00:55:33 Streckenkilometer 80? (wir vermuten dass sich dort in der Nähe der Rucksack befand), Räberspring, http://www.openstreetmap.org/#map=15/52.8656/10.3813
00:55:53 Einfahrt Kreisbogen
00:57:10 Hochspannungstrasse 3007, Brücke
00:58:00 Unterlüß Bahnhof, 73,2Km
und nur zur Orientierung:
01:00:27 Brücke vor Eschede
01:01:50 Brücke, Bahnhof Eschede 61,7Km
01:02:20 Gedenkstätte Zugsunglück von 1998, 60,6Km
Fehler? Weitere Hinweise? Bitte um E-Mail.


Folgende Dinge wurden noch NICHT gefunden:

Montag, 21.Oktober 2013 (13:27 Uhr): Es fehlen noch ganz entscheidende Dinge: Kleidung wie Jeans (!!) und T-Shirt, die beiden Schuhe (!!), Schlüsselbund (!!), Brille, Geldtasche (!!!). Das lässt uns weiter hoffen. Wir warten jetzt den DNA-Test ab. Sollte uns dieser tatsächlich positive Nachrichten bringen ("Es ist nicht Anton Koschuh") werden wir tagelang feiern. Ich gebe aber zu, dass die Wahrscheinlichkeit nur gering ist. Es wäre die Sensation des Jahres 2013, wenn augerechnet Toni's Rucksack dazu beiträgt, dass ein völlig fremder Fall aufgeklärt werden kann. Wie auch immer. Die Diskussion bei Allmysterie wurde leider beendet (wow, 118 seiten), aber vielleicht ist das auch besser so. Ich konnte das Forum aus Zeitmangel nur stichprobenartig mitlesen, fand es aber sehr nützlich, auch wenn die Geschmacklosigkeit am Ende gesiegt hat. Aus Allmystery habe ich wertvolle Informationen und Gedanken entnommen, und es sind daraus viele hilfreiche Kontakte entstanden. Ich würde es begrüßen, wenn der Thread irgendwann wieder geöffnet wird. Was Interview-Anfragen betrifft, so steht meine Familie ab sofort nicht mehr zur Verfügung. Ich nehme aber gerne schriftlich Stellung zu akzeptablen Fragen. Sollte der DNA-Test (für uns) erfreulich ausfallen, werden wir die Suche wieder mit voller Kraft vorantreiben, aber momentan haben wir jede Kraft verloren. Sollte der DNA Test traurige Gewissheit bringen, wovon leider auszugehen ist, so wünsche ich mir Informationen aus erster Hand. Alles andere wäre grausam. Von den Behörden würde ich mir im Falle einer genetischen Übereinstimmung unbedingt eine großangelegte Suchaktion wünschen, gerne auch mit Freiwilligen aus der Umgebung. Experten sagen, dass man die Suche drastisch ausweiten müsste. Sollte dies trotz Übereinstimmung nicht geschehen, werde ich mich dafür einsetzen, dass es eine private Initiative gibt, aber nur mit professioneller Begleitung des THW oder anderer Organisationen. Mir wurde aus dem Internet großes Interesse daran signalisiert. Sage aber auch gleich dazu, dass ich nicht vor Ort sein würde. Die Koordination würde ich aber übernehmen, und irgendwoher eine Verpflegung für alle Helfer zaubern. Aber wie gesagt, warten wir mal den DNA-Test ab. Es gibt noch einen Funken Hoffnung. In der Zwischenzeit sollte man die Polizei in Ruhe arbeiten lassen. Ich bedanke mich im Namen der Familie Koschuh & unserer Verwandtschaft bei der Polizei für die große Suchaktion, den Aufwand mit den Hunden, und den vielen Beamten. Eure Suche war wichtig und hat vielleicht endlich für Klarheit gesorgt. Ich bedanke mich auch bei den vielen Menschen, die uns jetzt in dieser schweren Zeit mental unterstützen. Es sind sehr schöne Zuschriften dabei. Um nur einige Helfer zu nennen: Natascha, Ulrike, Philipp,.. Wir können die Unterstützung auch weiterhin gut gebrauchen. Und liebe Susanne, ohne Deine Facebook seite "wirsuchentoni" wären wir jetzt nicht dort angelangt, wo wir jetzt sind. Mein Dank gilt auch den hilfsbereiten Lokführern, Jägern, Sachverständigen, und auch den Hobby-Detektiven, die uns wertvolle Erkenntnisse und neue Gedankengänge geliefert haben. Der Fragenkatalog weist noch Lücken auf, wir hoffen auf Ihre Mithilfe und weitere Antworten.


Donnerstag, 24.Oktober 2013 (10:49 Uhr): Heute ist für circa 15:00 Uhr in der Wohnung meiner Eltern ein großer Besprechungstermin mit der LKA-Beamtin einberaumt. Wir gehen davon aus, dass wir heute über die DNA-Ergebnisse unterrichtet werden. Ich gehe weiters davon aus, dass es eine DNA-Übereinstimmung gibt, und dass wir Toni schon vor drei Montane verloren haben. Währenddessen ist eine weitere furchtbare Erkenntnis ans Licht gekommen, die ich heute mit meiner Familie besprechen werde. Bezüglich der neuen Erkenntnis hasbe ich die österreichischen und deutschen Behörden angerufen. Die Art und Weise wie man auf meine Nachfrage ausgewichen ist, lässt auf eine schreckliche Gewissheit schließen. Jede Beamtin und jeder Beamte verweist nur auf den Besprechungstermin. Ich habe jede Hoffnung verloren. Heute Nacht habe ich noch einmal von Toni geträumt. In dem Traum bin ich in einer anderen Realität aufgewacht, mit dem wunderschönen Elebnis dass alles nur ein Albtraum gewesen sei, weil der Toni ja neben uns sitzt. Dann erst bin ich wirklich aufgewacht, musste erstmal eine Weile nachdenken wo ich bin und was Sache ist, um dann zu erkennen, dass Toni NICHT zu Hause ist.


Berechtigte Fragen:

...wird ständig aktualisiert....


Donnerstag, 24.oktober 2013:

(Das Leben ist ein Geschenk. Anton Koschuh wurde 43 Jahre alt.)

Der DNA-Test hat ergeben, dass die in Deutschland gefundenen Knochen zweifelsfrei unserem Toni zuzuordnen sind. Die Polizei schließt einen Suizid vollkommen aus. Auch ein Zusammenprall mit einem Zug wird von Seiten der Bahnbetreiber völlig ausgeschlossen, weil die Züge mit Sensoren ausgestattet sind, und jede Erschütterung registriert wird. Außerdem hat man auf den Loks und am Gleisbett keine Blutspuren gefunden (die Suchhunde hätten auch 3 Monate danach sofort angeschlagen). Ein Sprung aus dem Zug ist ebenfalls ausgeschlossen, aufgrund der umfangreichen technischen Sicherheitsmaßnahmen und Sensoren. Somit ist die tatsächliche Todesursache weiterhin unklar, und vielleicht werden wir es auch nie erfahren, aber die Ermittlungen laufen noch. Bisher wurden noch keine Hinweise für ein Gewaltverbrechen gefunden, aber die Polizei schließt zum gegenwärtigen zeitpunkt selbst ein Verbrechen nicht mehr aus. Die Suche nach den fehlenden Gegenständen geht weiter. Anhand der möglichen Fundstücke erhoffen wir uns weitere Antworten auf die vielen Fragen.

Fakt ist: Toni hat keinen Selbstmord begangen. Es gibt auch keine Lebensversicherung. Toni hat sich auf zu Hause gefreut. Und wir alle vermissen ihn.

Unglaublich: Wie wir erst JETZT von der Polizei erfahren haben, hat am 24.Juli 2013 im besagten Waldgebiet "jemand" um Hilfe gerufen. Nur 1500 Meter vom späteren Fundort entfernt!!! Eine Jägerin hat die Hilfeschreie auf einem Hochstand vernommen. Daraufhin wurde die Polizei verständigt. Das Gebiet wurde am 24.Juli "geprüft" aber es wurde keine Person in Not gefunden. Wie gründlich am 24.Juli gesucht wurde, und ob es tatsächlich mein Bruder war der um Hilfe gerufen hat, das werden wir wohl nie erfahren. Es ist aber nur schwer vorstellbar, dass zwei völlig unterschiedliche Personen, im Umkreis von nur 1500 Metern, ganz im selben Zeitraum, in Not waren. Wir können nur hoffen, dass Toni nicht leiden musste.

Ich bin NICHT auf die deutsche Polizei wütend, im Gegenteil. Und es macht den Toni auch nicht mehr lebendig. Aber vielleicht hätte man am 24.Juli gründlicher suchen müssen. Nur zum Vergleich: Am 20.Oktober in Bad Bevensen (nahe Uelzen) hat man richtig reagiert. Hat zwar nichts mit dem Toni zu tun. Aber das war so: Krankenschwestern des Herz-Gefäß-Zentrums in Bad Bevensen haben nachts Hilferufe aus dem angrenzenden Wald gehört. Daraufhin wurde das gesamte Gebiet PROFESSIONELL abgesucht. Mit einem Polizeihubschrauber, der Freiwilligen Feuerwehr Bad Bevensen, und mit Hunden der DRK-Rettungsstafel. Es wurde sogar ein Boot im Elbeseitenkanal eingesetzt. Gefunden wurde an dem besagten 20.Oktober zwar niemand. Aber vielleicht(!!) hätte man unseren Toni am 24.Juli lebend gefunden, wenn man ebenso professionell gesucht hätte wie in Bad Bevensen.

Wir sind alle tief traurig. Es ist unmöglich die Gefühle in Worte zu fassen. Wir bedanken uns für die viele mentale Unterstützung, die E-Mails, Briefe und Beileidsbekundungen. Wie es weitergeht? Wir wissen es nicht. Zum Glück spüren wir den Rückhalt, den uns Familie, Verwandschaft und Freundeskreis bietet. Gemeinsam werden wir die Situation irgendwie meistern.

Bitte keine Interview-Anfragen mehr. Wir möchten jetzt in Ruhe trauern. Für "Tränendrüsen-Journalismus" sind wir nicht zu haben. Eventuell werde ich seriöse Anfragen schriftlich beantworten, wenn Sie dem Nachruf dienen.

Um möglichen falschen Spekulationen der Medien vorzubeugen, und wir keine Artikel lesen müssen die an den Haaren herbeigezogen sind, werde ich das Tagebuch weiterhin aktualisieren und hier über neue Erkenntnisse berichten. Wir nehmen auch weiterhin Zeugenaussagen entgegen. Bitte melden Sie sich, wenn Sie den Toni in der Nacht vom 22. auf den 23.Juli oder auch danach gesehen haben. Bitte melden Sie sich auch, wenn Sie irgendwelche Hinweise haben, die der Aufklärung des Falls dienlich sein könnten.


Sonntag, 27.Oktober (20:18 Uhr): Auf Wunsch meiner Liebsten, wegen des Drucks von Außen, und auf Anraten von Experten, zensiere ich mein Tagebuch hiermit selbst, und lösche die letzten drei großen, wichtigen Einträge. Den sorgfältig recherchierten Inhalt werde ich jedoch auf Anfrage an die Polizei weiterleiten. Hiermit beende ich mein Engagement. Ich werde in Zukunft nur noch sehr kurz über wichtige Neuheiten berichten.


Samstag, 2.Nov.2013 (13:45 Uhr): Eine schwere Zeit. Gestern war Allerheiligen. Ich habe den Friedhof in Kalsdorf besucht, weil mich die schöne Musik neugierig gemacht hat. Der große Friedhof war voller Menschen, fast jedes Grab war mit seinen Angehörigen besetzt. Toni hat kein Grab, und wir wissen nicht wie lange man seine sterblichen Überreste noch in Deutschland behalten wird, geschweige denn welche Kosten da noch auf uns zukommen. Solange die Wartezeit der Aufklärung des Falls dient habe ich dafür Verständnis. Bisher wurden aber nur wenige Knochenteile gefunden anhand dessen man noch ÜBERHAUPT NICHTS AUSSCHLIESSEN kann. Der Großteil der Überreste fehlt, und viele persönliche Gegenstände fehlen ebenso. Es ärgert mich daher, dass die deutsche Polizei immer wieder betont, dass es keine Hinweise für ein Gewaltverbrechen gibt (die wenigen Knochenstücke können freilich keine Auskunft geben), und dass keine Zusammenhänge mit anderen "Vorfällen" bestehen würden. Denn diese Scheuklappen-Ansicht ist nicht nur unangebracht, sie ist auch gefährlich. Viele besorgte Menschen schreiben mir E-mails. Sie haben den Eindruck gewonnen, die deutsche Polizei möchte um jeden Preis eine Panikreaktion rund um Uelzen verhindern, und die verfehlte(?!) "Hilferuf-Aufklärung" vom 24.Juli kleinreden, dabei habe ich der Polizei AUSDRÜCKLICH keinen Vorwurf gemacht. Man hat am 24.Juli "gesucht" und nichts gefunden, OK, so war das eben, ich akzeptiere das. Ich habe jedenfall nicht die Kraft wieder alle Tatsachen und Hinweise herauszukramen und die seriösen Rechercheergebnisse zu veröffentlichen, außerdem habe ich meinen Liebsten versprochen die Sache aufzugeben. Tatsächlich ist es so, dass alle möglichen Erkenntnisse nichts daran ändern würden, dass unser Toni niemals wieder zurückkommen wird. Bei dem Gedanken wird uns schlecht. Und dann noch die vielen Fragen: Musste Toni leiden? Hat er um Hilfe gerufen? Wir versuchen jetzt mit dieser Situation fertig zu werden. Da kommt es ganz schlecht, wenn jemand meiner Familie Vorwürfe macht, nur weil man EINMAL mit einem Lächeln gesehen wird. Viele Menschen verstehen nicht wie das jetzt sein kann, wir müssten doch trauern, da darf man doch nicht lachen! Offenbar haben wir jetzt von der Öffentlichkeit ein Lachverbot auf unbestimmte Zeit aufgebrummt bekommen. Dabei wünschen wir uns doch nur die Normalität zurück. Ist das denn zuviel verlangt?


Samstag, 2.Nov.2013 (14:10 Uhr): Am Mittwoch wurde der Fundort erneut abgesucht. Der Teil eines Brillenglases wurde gefunden, man arbeitet noch an der Zuordnung. Angeblich hat man auch eine kleine Platine gefunden. Ich bin Spezialist für Platinen aller Art, zeigt mir doch ein Foto von dem Zeug, und ich sage euch welchem Gegenstand das Teil zuzuordnen ist. Aber soviel ich weiß fehlen dem Toni keine elektronischen Teile: Laptop, Kamera und Handy wurden ja schon gefunden. Eine Anwohnerin hat mir per E-Mail mitgeteilt, dass auch am Donnerstag Polizei vor Ort war. Sie wollte am Donnerstag ein Kerzchen für Toni anzünden, aber eine Polizeistreife hat das Gebiet abgesperrt.


Freitag, 8.Nov.2013 (12:45 Uhr): Gestern Abend war eine kleine, inoffizielle Trauerfeier in der Pfarrkirche Graz St.Peter. Es war der Wunsch meiner Familie den Termin nicht zu veröffentlichen, damit wir ungestört von Journalisten trauern können. Ich habe mir sogar selbst überlegt ob ich überhaupt hingehen soll, weil ich gerade einen gestörten Zugang zu klerikalen Inhalten habe. Ich bin trotzdem hingegangen, weil es mir doch ein großes Bedürfnis war, und ich meine Familie keinesfalls alleine lassen wollte. Wir haben mit fünf bis maximal 20 Gästen gerechnet. Was soll ich sagen. Aus ganz Österreich sind Freunde und Verwandte angereist. Keine Ahnung wie sich die Info so schnell verbreiten konnte. Die Kirche war jedenfalls voll. Ich war zu Tränen gerührt. Das hätte ich mir nie vorstellen können. Es war für mich sehr tröstlich, dass SO VIELE Menschen Toni gemocht oder geliebt haben. Ich habe die ganze Zeit über mit den Tränen gekämpft. Da wir von Toni nichts Offizielles haben das wir betrauern können, hat die Mama eine schöne Idee gehabt und Toni's Schmetterlingsbuch vor den Altar gelegt. Das Buch fanden wir im Ausgust im verlassenen Auto. Toni hat das Buch im Jahr 1994 gebraucht gekauft und immer sehr gut darauf aufgepasst. Der Einband ist von der vielen Benutzung zwar stark abgegriffen, aber innen sind alle Seiten intakt. Toni muss das Buch geliebt haben. Sonst hätte er es nicht immer bei sich gehabt. Ich habe mich bei allen Gästen persönlich für das Kommen bedankt. Es gibt viele Begegnungen die mich SEHR berührt haben. So auch der Besuch des bekannten österreichischen Ökologen (Prof. Univ.-Doz. Dr.) Johannes Gepp, von dem Toni sehr sehr oft gesprochen hat. Er hat Toni's ökologische Interessen und Tätigkeiten gefördert und sagte gestern mit tieftrauriger Stimme: "Toni war ein Freund!".

Es tut mir jetzt im Nachhinein sehr leid, dass wir den Termin nicht richtig beworben haben, und deshalb nicht alle dabei sein konnten, für die solch eine Feier wichtig gewesen wäre. Ich entschuldige mich bei allen Trauernden. Aber es wird sicherlich noch eine richtige, offizielle Feier (oder ein Begräbnis?) geben, falls die deutschen Behörden irgendwann den Fall schließen und den Totenschein ausstellen (Bitte ermittelt gründlich, ich bin jedenfalls bereit zu warten!).


Montag, 11.November 2013 (10:46 Uhr): Dieses Tagebuch wurde im Oktober knapp 100.000 mal aufgerufen. Ich bedanke mich für das Interesse an Toni, und die Anteilnahme.


Freitag, 15.November 2013 (12:08 Uhr): Angeblich wurde Toni's Geldtasche gefunden. Von einem Förster oder Jäger, ich weiß es nicht. Angeblich fehlt nichts (Bankomatkarte, Kreditkarte und Naturschutzbund-Ausweis vorhanden). Am Montag besucht uns die Kommissarin und zeigt uns Fotos von den gefunden Gegenständen. Ich finde es sehr bedenklich, dass zwar eine winzige Geldtasche gefunden wurde, aber von den Laufschuhen mitsamt den dicken Kunststoffsohlen weiterhin jede Spur fehlt. Ebenso bedenklich ist, dass Toni's Zugticket nicht in der Geldtasche ist.


Dienstag, 19.November 2013 (15:53 Uhr): Die Kommissarin war zu Gast bei meinen Eltern (ich war nicht dabei, mein Bruder Hans schon). Uns wurden Bilder der gefundenen Gegenstände gezeigt. Und es gibt interessante Neuigkeiten. Das Handy war angeblich noch am 23.Juli in Betrieb, aber es kamen keine Gespräche mehr zustande. Bisher hieß es, dass das letzte Handysignal (Kontakt mit einem Sendemasten) am 22.Juli stattgefunden hat. Die kleine Platine (ich berichtete) kann jetzt der Digitalkamera zugeordnet werden (Bedienknöpfe). Und es wurden weitere Sachen gefunden (ÖAMTC Mitgliedkarte, und andere Plastikkarten). Ich habe berichtet dass die Bankomatkarte und Kreditkartze gefunden wurde, das stimmt leider nicht. Kreditkarte und Bankomatkarte fehlen, genauso wie der Schlüssel, das ist beunruhigend. Wir möchten gerne ein Gewaltverbrechen ausschließen. Und: Es wird weitere Suchaktionen geben.


Samstag, 23.November 2013: Kreditkarte und Bankomatkarte wurden gefunden. Sowie ein 50-Euro-Schein? Ich wurde außerdem darüber informiert, dass es bei "Räber" demnächst weitere Suchaktionen geben wird. Noch immer fehlt Toni's Schlüsselbund, die Fahrkarte, die beiden Schuhe mit den unverrottbaren Gummi/Plastiksohlen, die Brille, und die Speicherkarte. Auch von der robusten Jeanshose wurde noch keine einzige Faser gefunden. Was ist mit Toni's Sachen passiert? Warum wurde der Inhalt der Geldtasche so extrem weit verstreut?
Ich gehe von einem Unfall oder Fremdverschulden aus. Die Polizei ermittelt weiter.


Donnerstag, 28.November 2013: Gestern gab es eine Suchaktion. Es wurden erneut Knochenreste gefunden. Sowie Faser-Reste die von einer Jeans stammen "könnten". Und ein Schuh (oder zumindest eine Schuhsohle). Laut Kommissarin war dies die letzte Suchaktion (Wetterbedingt). Weitere Suchaktionen wird es nicht geben. Ich weiß jetzt gar nicht wie oft insgesamt gesucht wurde, aber es war sicherlich sehr oft, und das dürfte in dieser Region beispiellos sein. Leider fehlt weiterhin jede Spur vom Schlüssel, der Brille, der Jeanshose, vom zweiten Schuh, dem Bahnticket, der Speicherkarte, und dem Großteil der menschlichen Überreste. Wahnsinn: Es wurde bisher kein einziger Schädelknochen gefunden. Man kann es drehen und wenden wie man will. Man hätte die Handyortung einfach viel früher durchführen müssen (wir haben auch öffentlich immer wieder darum gebeten). Vielleicht hätte man damit den Suchraum sehr viel früher eingrenzen können, und vielleicht hätte man die sterblichen Überreste um Monate früher und intakt gefunden. So aber waren wir auf Kommissar Zufall angewiesen (Rucksackfund), und die deutschen Behörden waren auf die Suchmannschaften angewiesen. Statt Toni konnte man nur noch winzige Überreste von ihm finden. Eine unglaubliche Belastung für uns. Und die zahlreichen Suchaktionen haben dem deutschen Steuerzahler sicherlich auch ein Vermögen gekostet. Die Handypeilung wäre wohl kostenlos gewesen....


Sonntag, 15.Dezember 2013: Es gibt noch immer keine Neuigkeiten. Hans hat ein Fotobuch mit Toni's schönsten Insektenfotos von 2004-2013 erschaffen, mit schönen Texten, Erinnerungen und persönlichen Gedanken. Ich habe jetzt begonnen die schönsten Fotos von 2004 online zu stellen. Als kleinen Vorgeschmack. Die Fotos haben eigentlich eine deutlich höhere Auflösung. Um Toni einen würdevollen Abschied zu ermöglichen, und um das eine oder andere Umweltprojekt unterstützen zu können, habe ich die "Friendly Insects Foundation" ins Leben gerufen. Dazu später mehr.


Donnerstag, 9.Jänner 2014: Vor knapp einer Woche haben wir den Totenschein aus Hamburg erhalten. Es ist keine Todesursache angegeben. Es ist weiterhin unklar was mit unserem Toni passiert ist. ich habe mich längst damit abgefunden, dass unsere vielen Fragen nicht beantwortet werden. Noch immer tauchen in dem besagten Wald Knochen auf. Da fällt es schwer einen Abschluss zu finden. Wir können jetzt nur hoffen, dass auch wir irgendwann Ruhe finden. Mittlerweile wachsen uns die Kosten über den Kopf. Daher haben wir Toni's Versicherung um Unterstützung gebeten.

Toni hat für die Natur gelebt. Er hat sich bewusst dazu entschieden sein Leben dem Naturschutz zu widmen. Dafür hat er auch ein wesentlich geringeres Einkommen in Kauf genommen. Er hat bei Null angefangen, jeden Minijob gemacht, um sich seinen Traum vom eigenen Ökologiebüro erfüllen zu können. Sein Interesse für Insekten dürfte viele Herzdamen abgeschreckt haben. Auch das hat er schweren Herzens in Kauf genommen. Wir wissen jetzt: Toni stand kurz vor seinem beruflichen Durchbruch. Er wurde bereits als ernstzunehmender, seriöser Naturwissenschafter wahrgenommen. Sein beruflicher Durchbruch stand kurz bevor. Dann wäre auch eine "Frauentaugliche" Wohnung möglich gewesen. Mit einem separaten "Insektenzimmer". Er lebte bescheiden aber nicht ärmlich, sein Zimmer war sauber und aufgeräumt. Toni war ein ordentlicher Mensch. Für mich ist mein Bruder Toni ein Held. Ich liebe ihn für das was er für die Natur geleistet hat. Es ist bewundernswert. Auch die vielen schönen Fotos. Ich weiß nicht warum, aber er hat sie nie richtig öffentlich gemacht. Das wollen wir in Kürze nachholen.

Falls jemand helfen möchte: Am Freitag den 10.Jänner 2014, ab 17:00 uhr, wollen wir Toni's Zimmer ausräumen und besenrein machen. Was uns fehlt sind freiwillige Helfer die ein wenig anpacken möchten. Und ein großes Fahrzeug, um die paar Kisten und Möbel in ein Zwischenlager südlich von Graz bringen zu können. Wer helfen möchte: Steyrergasse 72, Graz. Ab 17 uhr. Ich sorge für Getränke und eine kleine Jause.


Dienstag, 14.Jänner 2014: Ich habe die Dokumente zur "Todesursachenermittlung" erhalten. Wie erwartet bleiben viele Fragen offen. Es ist nur von einer "vermutlichen Ursache" die Rede. Ein Unfall. Der genaue Hergang kann nicht rekonstruiert werden. Ich vermisse meinen Bruder SEHR.


Samstag, 8.Februar 2014: Kommende Woche am Freitag den 14.Febraur wird es für Toni ein Requiem geben. Um 16 Uhr. Pfarrkirche Graz St.Peter.


Dienstag, 18.Februar 2014: Dieses Tagebuch hat mir in den letzten Monaten sehr stark geholfen die dramatischen Ereignisse zu verarbeiten. Es hat geholfen unsere Suche nach Toni voranzutreiben. Und es hat Toni's Freunde und Verwandtschaft verzögerungsfrei über neue Erkenntnisse auf dem Laufenden gehalten. Zu guter Letzt hat es mir und wahrscheinlich auch vielen Angehörigen Trost gespendet. Den vielen schönen Zusendungen sei dank. Am Freitag den 14.Februar 2014 fand für Toni das Requiem statt (Fotos folgen noch). Es war für uns Angehörige ein unendlich großer Trost, dass SO VIELE MENSCHEN zu Toni's Trauerfeier erschienen sind. Einige hundert Menschen waren da und haben Toni die letzte Ehre erwiesen. Die Kirche war sogar so voll, dass unzählige Trauergäste keinen Sitzplatz mehr hatten, und die Messe im Stehen begleitet haben. Das Requiem war für mich und die meisten anderen wohl eine Art Abschluss. Auch wenn wir als Familie noch lange keinen Abschluss haben. Noch immer gibt es irrwitzige Behördenwege zu überwinden. Ungelöste Fragen abzuschütteln bzw. endlich zu vergessen. Mit der Ungewissheit klarzukommen. Was genau mit Toni passiert ist, wir wissen es bis heute nicht. In naher Zukunft möchten wir die Gebeine nach österreich überstellen lassen und Toni (im engsten Kreis der Familie) in Graz St.Peter bestatten. Daher denke ich, dass es langsam an der Zeit ist, die Aktualisierung dieses Tagebuch-Teils einzustellen. Die Seite möchte ich aber online belassen, in Gedenken an meinen lieben Bruder Toni. Die ungefilterte Schilderung der Ereignisse könnte für andere Menschen eine Hilfestellung sein, vor allem wenn sie sich in einer ähnlichen Situation befinden und einen geliebten Menschen vermissen. Was kann man tun um die Suche voranzutreiben? Welche Vorbereitungen sollte man persönlich treffen, für den Fall dass man selbst eines Tages verstirbt oder "nur" vermisst wird? Welche Informationen und Login-Daten sollte man bei einer Vertrauensperson hinterlegen? Mein Tagebuch soll aber auch ein Mahnmal sein für die vielen Missstände in der Gesetzgebung, und soll (ohne erhobenen zeigefinger) als Denkanstoß für die zukünftige Rechtsgestaltung dienen. Eine schriftliche Referenz wie diese müsste eigentlich ein Glücksfall für jeden Rechtsgestalter sein. Selten kann man die bestehenden Mängel so gut miterleben und herauslesen wie hier. Aber liebe Leute der Legislative, ein Vermisstenfall muss nicht unbedingt immer so enden wie dieser hier. Es hätte vielleicht auch alles ganz anders ausgehen können. Kurz vor Toni's Abgängigkeit, und gleich am darauffolgenden Tag, haben zwei völlig unterschiedliche Menschen, völlig unabhängig voneinander, der eine bei der Polizei in Hamburg, und der andere in Graz, Meldung erstattet. Beide Menschen wurden aber nicht ernst genommen ("Herr Koschuh ist erwachsen!"). Selbst als schon lange klar war, dass etwas absolut nicht stimmen kann, wurde von Seiten der Justiz weiterhin "gemauert". Als Gipfel der Unglaublichkeit wurde eine mehrere Monate alte (falsche) "Sichtung" in Hamburg als Indiz dafür herangezogen, dass Toni sich ja bester Gesundheit erfreue, und eine Handyortung wirklich nicht nötig sei. Das ist natürlich willkommene Nahrung für die Verschwörungstheoretiker. Warum hat man Toni nicht gesucht? Wollte man ihn nicht finden? Mit einer simplen Handyortung (und damit der Klärung der Frage mit welchem Handymast Toni's Handy zuletzt Kontakt hatte) hätte man den Suchradius sofort stark einschränken können. Monatelanges Leid mit der Suche wäre uns erspart geblieben. Bis heute verstehe ich nicht, wie man sich für den Dienst am Bürger derart verweigern kann. Und bis heute hat sich niemand bei uns entschuldigt. Weder von Seiten der Richterschaft, noch von Seiten der Bahnbetreiber. Ich hege keinen Groll gegen die Verantwortlichen. Aber vielleicht hätte man unseren Toni lebend finden können. Nur eines ist sicher: Man hätte seinen Leichnam rechtzeitg gefunden, lange bevor die Natur Besitz von ihm ergriffen hat. Wir haben monatelang gezittert und gebangt, Tränen vergossen. Diese Ungewissheit. Dieser Schmerz. Und dann kam ausgerechnet "Kommissar Zufall" zu Hilfe. Der Rucksackfund zeigte die erste Spur, eine Spur die eine Handyortung schon Monate vorher erzielt hätte. Hundertschaften der deutschen Polizei konnten die Fehler der Österreicher nicht mehr korrigieren. In wochenlanger kriminalistischer Kleinstarbeit konnten sie nur noch Fragmente finden. Das war nicht das Ende das unser Toni verdient hätte. Ich weiß nicht wie die Geschichte ausgegangen wäre, hätte ein führender Politiker oder ein hochrangiger Justizbeamter seinen Sohn vermisst. Falls ich meine freie Meinung noch äußern darf: Vielleicht hätte man in manchen Punkten anders entschieden. Wenn auch das traurige Ende der Geschichte unserem Toni keinesfalls würdig war, die Trauerfeier vergangenen Freitag war es. Ich danke den vielen lieben Menschen für ihre Anteilnahme und die wundervollen Worte.

Unabhängig von der Schließung des Tagebuchs: Ich möchte auch weiterhin schöne Erinnerungen an Toni "posten". Bitte maile mir Deine schönsten Erlebnisse, Gedanken und Geschichten rund um Toni.


Donnerstag, 1.Mai 2014: Es ist der 1.Mai, der österreichische Staatsfeierstag, endlich habe ich die Möglichkeit einmal durchzuschnaufen. Wieder ist viel Zeit vergangen. Und ich kann Ihnen sagen: Es geht mir jetzt wieder besser. Aber rückblickend war das die Schlimmste Zeit meines Lebens. In jeder Weise: seelisch, körperlich, und finanziell. Und ich kann die Menschen, die jetzt in einer ähnlichen Situation stecken wie ich, nur ermutigen: Es wird irgendwann der Tag kommen, an dem man das Schlimmste überstanden hat. Man merkt das daran, dass man eines morgens aufwacht und verdutzt realisiert, dass man schon einige Tage nicht mehr an den Schmerz denken musste, und dass man keine Alpträume mehr hat. Auch wenn Sie jetzt verzweifelt sind, sich eine Verbesserung der Situation unmöglich vorstellen können, und an das Aufgeben denken. Glauben Sie mir, irgendwann wird alles gut. Ich persönlich werde noch einige zeit brauchen bis wirklich alles "normal" ist. Die Rückholung der Gebeine steht noch aus, ebenso das Begräbnis, und die rechtlichen Dinge. Ich arbeite aktuell daran meine eigenen finanziellen Folgen vom monatelangen "Stillstand" zu bereinigen. Meine Reserven sind aufgebraucht, und ich scheue mich nicht mehr Hilfe anzunehmen.


Der Versuch einer Zusammenfassung

Mittwoch, 31.Dezember 2014. Vor eineinhalb Jahren, am 22.Juli 2013, gegen 22 Uhr, wurde mein Bruder Toni zum letzten Mal gesehen. Er war für zwei (extrem heiße) Sommertage nach Hamburg gereist, um sich beruflich fortzubilden, und er soll sich nach einer sehr stressigen zeit ganz besonders auf zu Hause gefreut haben. Er stieg abernicht in das Flugzeug nach Wien, das Ticket wäre schon bezahlt gewesen, sondern er entschied sich spontan für eine Zugreise. In Hamburg verliert sich seine Spur. Vermutlich verstarb er bereits an dem besagten Abend, aber es sollte noch MONATE dauern bis wir das erfuhren. (Ein Kontoauszug, der Monate später in Toni's Briefkasten landete, bestätigte uns: er kaufte in Hamburg ein Zugticket für circa 200 Euro, vermutlich nach Graz, das würde preislich passen, aber bis heute schweigt die Bahngesellschaft über das Reiseziel). Ein paar Tage nach dem 22.Juli 2013 wurde ich von meinen Eltern gefragt ob ich denn wisse wo Toni sei. Es hätten sich schon mehrere Person bei ihnen gemeldet die Toni verzweifelt suchen. Zum Beispiel eine Grazerin, aber auch ein wichtiger Geschäftstermin bezüglich einer Projektabgabe war geplatzt. Ich hatte auch keine Ahnung wo Toni ist. Und um ehrlich zu sein nahm ich die Sache anfangs nicht besonders ernst. Ich habe es nicht belächelt, aber ich dachte Toni würde ein paar Tage Urlaub machen. Mal einfach "abschalten", ohne Telefon und Internet. Ich nahm an, er hätte vergessen sich bei uns "abzumelden". Aber mit jedem weiteren verstrichenen Tag wuchs auch meine Sorge und Beunruhigung.

Als Toni nach einer Woche noch immer nicht auffindbar war, erstattete mein Bruder Hans eine Vermisstenanzeige (nein, rechtlich möglich war nur eine "Abgängigkeitsanzeige", denn laut Polizei kann ein erwachsener Mensch nicht "vermisst" werden, er könne schließlich tun und lassen was er wolle, mit dem Recht vor jedweder Spionage geschützt zu sein, also sei auch kein Grund für eine Handypeilung gegeben). In den darauffolgenden Wochen bemühten wir uns immer wieder der Polizei klar zu machen, dass wirklich irgendetwas Schlimmes passiert sein musste, fühlten uns aber nicht ernstgenommen. Wir hatten auch nicht den Eindruck, dass von Seiten der Polizei irgendetwas "Vernünftiges" getan wird, um Toni zu finden. Wir bekamen keine Infos zu möglichen Lebenszeichen am Bankkonto (sinngemäß: "dürfen wir nicht, weil keine Gefahr in Verzug ist"), wir bekamen keine Infos zum letzten Funkkontakt des Handys (sinngemäß: "können wir nicht, das können nur die Deutschen Behörden, aber es ist ja keine Gefahr in Verzug"), als später klar war dass Toni ein Zugticket gekauft hat: keine Infos zum Zugticket (sinngemäß: "technisch nicht machbar"), wichtige Zeugen die glauben Toni gesehen zu haben wurden nicht befragt, Menschen die Toni zuletzt gesehen haben oder mit ihm zuletzt telefoniert haben wurden nicht befragt. Später stellte sich heraus: Toni's Geschäftspartner hat noch direkt am Hamburger Flughafen, vor seinem Rückflug nach Österreich, gegenüber der Hamburger Polizei angegeben, dass Toni sich "irgendwie merkwürdig" verhalten hat, und er sich jetzt große Sorgen um ihn mache. Das Erstaunliche: man sei nicht bereit gewesen eine Anzeige zu machen. Die Polizei riet ihm nur, er solle Toni sagen dass er bitte ein Glas Wasser trinken soll. Aber Toni war nicht mehr erreichbar. Eine Grazerin wollte am 23.Juli (oder war es der 24.Juli?) bei einer Grazer Polizeidienststelle Anzeige erstatten, denn "es müsse irgendetwas Furchtbares passiert sein". Aber angeblich wurde sie von der Polizei nur verspottet und weggeschickt (sinngemäß: "es ist zu früh für eine Anzeige, das sind doch nur die Hormone, beruhigen Sie sich"). Dazu habe ich die betreffende Frau am Telefon befragt, aber sie sagte nur "sie habe Angst, und es gäbe da schon noch Dinge die sie wüsste aber derzeit nicht sagen könne, das sei privat, das müsse ich einfach verstehen". Der Kontakt zu dieser Frau ist schließlich völlig abgebrochen, auf meine freundlichen, hilfesuchenden E-Mails kam keine Reaktion mehr, eine ihrer beiden Mailadressen wurde sogar ganz gelöscht (Sendefehler, Adresse existiert nicht mehr).

Wir mussten uns von der Polizei immer wieder anhören, dass es keinen Grund zur Annahme gäbe, dass Toni in Gefahr sein. Aus diesem Grund könne man eben keine (mächtigen) ermittlungstechnischen Instrumente einsetzen, wie zum Beispielung eine Handypeilung oder Kontoöffnung. Ein Anwalt gab mir den Rat, ein Verbrechen anzuzeigen. Es sei dann Aufgabe der Polizei das Gegenteil zu beweisen. Also setzte ich mich eine Nacht lang vor den Computer, und fasst alle realistischen Fakten zusammen die (in der Tat!!) auf ein Verbrechen schließen lassen. Ich ging also zur Polizei, mit meinem Dokument, und sagte wortwörtlich, dass ich Grund zur Annahme hätte, dass mein Bruder Anton Koschuh das Opfer eines Verbrechens wurde. Diese Anzeige wollte man zunächst nicht aufnehmen, ich ließ mich aber nicht abwimmeln. Und während ich --Ewigkeiten-- in der "Wachstube" wartete, telefonierte mein Anwalt mit den Beamten und drohte mit der Einschaltung von irgendeiner Kontrollinstanz. Schließlich wurde die Anzeige wiederwillig aufgenommen. Die (mächtigen) ermittlungstechnischen Instrumente, von denen die mit der Suche betrauten Beamten immer wieder schwärmten, aber bisher nicht einsetzen durften, wurden auch weiterhin nicht eingesetzt. Ich glaube meine Anzeige wurde gar nicht behandelt. Dafür spricht: Die in meiner Liste angegebenen Punkten wurde nicht verfolgt, und die von mir angegebenen Zeugen wurden nicht befragt. Es gab keine Handypeilung und keine Kontoöffnung. Obwohl ab diesem zeitpunkt auch "Gefahr in Verzug" war. Man munkelte später, die Polizei hätte vielleicht gerade wegen dieser Aktion die Suche nach Toni absichtlich gebremst.

Zurück zum Sommer 2013: Es folgten die schlimmsten Monate in unserem Leben. Eine furchtbare Zeit, geprägt von Angst, Ungewissheit, Albträumen, später kam noch Trauer, Wut, blankes Entsetzen, und absolutes Unverständnis gegenüber den Behörden hinzu. Und ehrlich gesagt ist das Drama bis heute nicht verarbeitet. Im August 2013 wurde in Hamburg eine Wasserleiche gefunden, gleich in der Nähe zu Toni's Hotel, und alles deutete auf Toni hin. Die Qualen die wir nun durchleben mussten waren unbeschreiblich. Das kann man unmöglich in Worte fassen. Nach quälender Wartezeit auf einen Rückruf der Hamburger Behörden, und einem (fast erzwungenen) Telefonat mit einer Hamburger Kriminalistin, in dem wir eine Liste optischer Merkmale durchgegangen sind, stellte sich zum Glück heraus, dass es sich bei der Wasserleiche nicht um Toni handeln konnte (Ich möchte den unbekannten Angehörigen nochmal mein tiefstes Mitgefühl aussprechen!!!). Wir hatten wieder Hoffnung! Mit Hilfe unserer Verwandtschaft starteten wir eine großangelegte Suchaktion im Internet (Facebook). Parallel dazu begann ich dieses Online-Tagebuch zu schreiben. Zuerst nur um meinen Gefühlen Ausdruck verleihen zu können, und später auch um Informationen bezüglich des "Ermittlungsstandes" besser an alle Familienmitglieder verteilen zu können, und schließlich aus Verzweiflung und um die Suche nach Toni anzukurbeln. Bald wurden auch die Medien (Presse, Radio, Fernsehen) auf den Fall aufmerksam. Unser größter Wunsch damals: Irgendeine Spur. Etwas an das wir uns klammern können. Im Idealfall natürlich ein Lebenszeichen. Und sei es noch so klein und flüchtig. Wir brachten aber auch zum Ausdruck dass wir Toni nicht nachspionieren wollen, falls er denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund ein neues Leben anfangen wollte. Über was man sich alles Gedanken macht wenn man völlig verzweifelt ist.

Unsere Suche dauerte Monate und erreichte dank der Massenmedien Millionen von Menschen in ganz Österreich und Deutschland. Interviews und Beiträge waren zu sehen in der ARD, ATV, sogar im ORF-Flaggschiff "Zeit im Bild". Es meldeten sich Menschen die sich sicher waren Toni gesehen zu haben, und wir haben jeden Hinweis penibel geprüft (die Polizei nicht?), leider alles ohne Treffer. Zweieinhalb Monate nach dem wir die Spur zu Toni verloren haben, am 7.Oktober 2013, fand man an einem deutschen Bahndamm einen Rucksack. Er konnte sehr bald Toni zugeordnet werden, weil sich darin sein Pass und seine Fotokamera befand (ohne Speicherkarte!!!). Zu diesem Zeitpunkt erreichte unsere Kampagne die Spitze der medialen Aufmerksamkeit. 10 Tage nach dem Rucksackfund fand man in unmittelbarer Nähe auch noch "Knochenfragmente". Daraufhin stellten die Medien die Suche komplett ein, von einer Sekunde auf die nächste, denn für die Medien war der Fall damit klar. Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Knochenspezialisten wussten, ob es sich bei den winzigen Knochenfragmenten um tierische oder menschliche Überreste handelte. Die Medien stoppten die Suche ohne weitere Fragen zu stellen. Bereits gedrehte Interviews und Fernsehbeiträge wurden nicht mehr ausgestrahlt. Natürlich hatten wir als Angehörige die Hoffnung, dass zwischen den Knochen und Toni's Rucksack überhaupt kein Zusammenhang besteht. Die deutsche Polizei startete eine großangelegte Suchaktion. Das Gebiet wurde großräumig durchkämmt (Hundertschaften der Polizei, und eine Suchhundestaffel). Dabei wurden weitere Knochenteile gefunden die gewiss menschlicher Natur waren, und man weitete die Suche aus. Ein DNA-Abgleich mit Toni wurde in Auftrag gegeben.

Als uns am 24.Oktober in der Wohnung meiner Eltern das Ergebnis des DNA-Tests mitgeteilt werden sollte, und außer den Kriminalbeamten auch noch "Notfallseelsorger" die Wohnung betraten, war mir sofort klar, dass die Suche zu Ende ist. Man eröffnete uns, dass es sich bei den Knochenteilen mit Gewissheit um Toni's sterbliche Überreste handelt. Was soll ich sagen. Plötzlich begreift man, dass ein geliebtes Familienmitglied verstorben ist. In gewisser Weise erlebt man auch eine Art Erlösung, weil die monatelange Suche und quälende Ungewissheit endlich vorbei war. Leider war es für uns nicht vorbei. Wir erlebten unglaubliche Dinge mit den Behörden, Versicherungen, Notaren, und mussten Monate lang auf die Überstellung der Überreste und ein anständiges Begräbnis warten. Bis heute fehlen entscheidende Knochenteile (zum Beispiel der Schädel!), und wir müssen jederzeit damit rechnen, dass wir von den deutschen Behörden einen entsprechenden Anruf bekommen. Ich denke mir manchmal, dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn man Toni's Rucksack nie gefunden hätte. Man hätte auch die Knochen nicht gefunden, und könnten heute in der Illusion oder Hoffnung leben, dass Toni vielleicht irgendwo ein neues Leben begonnen hat, oder sich eines Tages wieder bei uns meldet. Noch heute, eineinhalb Jahre nach Toni's Tod, träume ich immer wieder davon, dass alles nur ein blödes Mißverständnis ist. In meinem Traum steht Toni plötzlich in der Wohnung meiner Eltern, so als wäre nie etwas gewesen. Wir essen und lachen gemeinsam, haben eine schöne Zeit. Dann wache ich total fertig auf, und merke dass es leider nur ein schöner Traum war, und der reale Albtraum für mich weitergeht. Was nun wirklich mit Toni passiert ist wissen wir nicht. Ob es ein Zugunglück war, ein Wanderunfall, ein Jagdunfall, ein Verbrechen, Selbstmord, oder eine Verkettung unglücklicher Zufälle, das kann uns niemand sagen. Für mich ist bis heute unklar ob die Zugstrecke (an der man Toni's Rucksack fand) überhaupt etwas mit seinem Tod zu tun hat. Und falls doch, ob er selbst aus einem Zug fiel, absichtlich sprang, aus dem Zug gestoßen wurde, beim Wandern von einem zug erfasst wurde, oder was auch immer, wir wissen es nicht. Und die allerschlimmsten Gedanken die mich ununterbrochen quälen: Wie lange hat Toni noch gelebt? Musste Toni leiden, und wenn wenn ja wie lange. War er es der um Hilfe gerufen hat (die deutsche Polizei wurde wegen Hilferufen alarmiert, hat in dem Waldstück aber nichts Auffälliges gefunden, eine richtige Suchaktion gab es wohl nicht).

Eine Situation die bis heute unerträglich ist. Fazit: Die gesamte Familie leidet noch immer unter den tragischen Umständen rund um Toni's Tod. Normalerweise, wenn ein geliebter Mensch verstirbt erfährt man es relativ schnell, und weiß in etwa was passiert ist ("sie ist gestern nacht gestorben, vermutlich ein Herzinfarkt"). Normalerweise kann man die Situation einigermaßen "verarbeiten". Normalerweise kann man von der geliebten Person "zeitnah" Abschied nehmen, und in absehbarer Zeit mit dem Trauerfall "abschließen". Bei uns ist das ganz anders. Ein Abschluss ist nicht in Sicht. Rückblickend mussten wir viele Monate warten um überhaupt zu Erfahren dass Toni tot ist. Und fast ein weiteres halbes Jahr verging bis wir Toni ein Begräbnis bereiten konnten. Aber der ganze Behördenkram dauert NOCH IMMER an, ist das vorstellbar? Wenn wir nicht auf eigene Faust Toni's Wohnung geräumt hätten (was wir streng genommen nicht durften, weil die rechtliche Nachfolge nicht geklärt ist), dann würden noch immer Monat für Monat Mieten anfallen, oder eine Spedition hätte seine Sachen teuer "delongiert" und irgendwo zu horrenden Mieten eingelagert. Das alte Auto das wir (innerhalb einer rechtlichen Grauzone) abgemeldet haben, würde noch heute in der Grazer Innenstadt stehen, und eine Verwaltungsstrafe nach der anderen kassieren, oder man hätte es teuer abgeschleppt und auf einen völlig überteuerten Mietparkplatz gestellt. Selbiges gilt für Versicherungen. Aber keine Sorge, ein paar andere Fixkosten laufen weiter die wir nicht stoppen können, und es ist kein Ende in Sicht.

Wir haben später die persönlichen Fundgegenstände in Empfang genommen. Ein Motivationsbuch, erstaunlich gut erhalten. Unzählige kleine Fetzen einer Jeanshose, in Form von Tierfraß. Eine kleine Menge Bargeld. Stücke eines Mitgliedsausweises. Das Handy (ich habe es geladen und konnte es danach ganz normal einschalten, leider keine Hinweise auf Abschiedsbriefe, auch keine Hinweise auf Bedrohungen. Keine Fotos). Ein recht stark zerstörter Mini-Laptop. Wahnsinn: Ich dachte die Daten auf dem Laptop wurden kriminaltechnisch überprüft, aber weil der Laptop zerstört war hätte man dazu die Festplatte ausbauen müssen, was offensichtlich nicht gemacht wurde (Versiegelungen waren intakt, Klebestreifen zwischen Festplatte und SATA-Stecker unberührt). Ich konnte die Festplatte auslesen, fand zwar keine relevanten Informationen, war aber doch sehr verärgert dass die Polizei die Festplatte nicht geprüft hat. Denn es war völlig unklar ob und was sich darauf befand.

Zum Schluss noch etwas Persönliches: Mein "Abschied" von Toni sah so aus, dass ich ihm eines Tages unter Tränen auf seine Sprachbox gesprochen habe, so als würde er noch leben und einfach nur still zuhören. Ich habe mich bei ihm für die wunderschöne Zeit bedankt, ihm von meinem Baby erzählt (er wusste nicht einmal etwas von der Schwangerschaft, er hätte sich so gefreut). Schließlich habe ich ihm Lebewohl gesagt und mich für immer von ihm verabschiedet. Das mag sich dumm anhören, da ja klar war dass Toni verstorben war. Aber es hat mir dennoch geholfen die Trauer zu verarbeiten. Das mit der Sprachbox ist übrigens eine Sache die ich anderen trauernden Personen auch nur empfehlen kann. Ich habe diesen Anruf schon einen Tag vor der Mitteilung des DNA-Testergebnisses gemacht, weil ich zu diesem Zeitpunkt endlich realisierte, dass es zwischen Rucksackfund und Knochenfund einen Zusammenhang geben MUSSTE.

Wie geht es mir heute? Ich muss sagen dass der Schmerz noch immer genauso groß ist wie am ersten Tag, aber er tritt nicht mehr so oft in den Vordergrund. Der Alltag hat mich und meine Familie eingeholt und fordert unsere volle Aufmerksamkeit. Falls jemand diese Zeilen liest der in einer ähnlichen Situation steckt, dann möchte ich ihm an dieser Stelle Mut machen. Sicher ist: es wird nie ganz vorbei sein, aber es wird irgendwann "erträglicher", sodass man mit der Situation einigermaßen gut leben kann. Es kommen auch wieder die schönen Tage, ich weiß wovon ich rede, denn ich durfte vereinzelt schon ein paar schöne Tage erleben. Aber der Weg ist lange, und es ist gut wenn man dabei unterstützt wird, egal von wem, ob Familie, Freunde oder "Unbekannte". Es ist wichtig dass man nicht alleine gelassen wird. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich Dank bei ein paar Menschen bedanken, ihr wisst Bescheid wen ich meine. DANKE. Danke für die Anteilnahme, die netten SMS und E-Mails, Gespräche, und sonstige Unterstützung. Von einer anonymen Person habe ich sogar zweimal eine finanzielle Unterstützung erhalten, die ich wirklich sehr gut brauchen konnte. Die Jahre 2013 und 2014 waren für mich und meine Familie eine einzige Katastrophe, aber 2015 kann es nur besser werden. Danke für's Lesen. Alles Gute. Max.

Andràs Tartally, Ungarn: "I wrote this memorandum when I prepared this paper about a topic dear to Toni:

The first version of this manuscript was sent to Anton Koschuh on 12 July 2013 for a review. I got a happy calling by phone soon where he asked me some week to do the corrections. I got no more contact from him but some weeks later I got the sad news that he disappeared by 22 July 2013. It was a long time with doubts and hope up to 24 October 2013 when we got the terrible answer as no doubt that the rests of Anton Koschuh were found. The circumstances and reasons of his death are not clear.

It is an odd feeling to solve here the science but I should to give that this paper misses some potential thoughts and the potential corrections of Anton Koschuh. These went with him. He was the local colleague who showed me the examined populations and I had the possibility only for one day per site to get my personal local impressions and to hear his comments about the sites.

We had no possibility to meet more than two times in our life but we had several mailings and phone calls. I found Anton Koschuh during these contacts to be a very enthusiastic naturalist who had a very deep knowledge about the local fauna and generally about nature and he knew several taxa well despite he called himself only as an Orthopterologist. I was very happy when he asked me to help me in the recent work and when we worked together as he had very good eyes for this topic: He found the major parts of the here published Myrmica nests and Maculinea individuals despite he searched for them in the first time. He had a good practical sense to this work and gave me the idea to use not a small spade but rather a large chisel to dig out Myrmica nests in the rocky soil. We bought therefore a chisel together, which memory remembers me to him me when I use it.

We lost a too young and good colleague with Anton Koschuh. I send my sincere condolences here to his family and friends."


Eugen Pichler: "obwohl wir schon lange keinen Kontakt mehr hatten, werde ich ihn doch als guten Freund in Erinnerung behalten. Ich habe Toni im Jänner 1994 in Wien im Studentenheim "Pfeilheim" in der Pfeilgasse 4-6 kennen gelernt, als ich dort eingezogen bin wohnte er schon einige Zeit dort. Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir die Fußball WM 1994 in der USA beinahe zur Gänze in Tonis Zimmer oder auch gemeinsam mit anderen beim Würstelstand verfolgt haben. Das grosse "Public Viewing" gab es ja damals noch nicht wirklich. Toni studierte damals Landschaftsplanung auf der BoKu und spielte Fußball beim FC Lerchenfeld. Irgendwann (ich weiß gar nicht mehr wann genau) ist Toni dann aus dem Studentenheim ausgezogen und der Kontakt hat sich leider verloren. Anbei sende ich dir ein Foto aus dieser Zeit, dürfte ca. Ende 94 entstanden sein. Rechts Toni, in der Mitte ich und links ein Spezl aus dem Burgenland. Ich werde Toni stets in Erinnerung haben, als guten Freund und Zuhörer."


Studentenwohnheim "Pfeilheim", Wien, 1994


Hans-Martin Berg, Wien: „So richtig glauben möchte man nicht, dass Toni nicht mehr da ist. Ich habe ihn bei unserem gemeinsamen Interesse für Zoologie, d.h. die Heuschrecken kennengelernt. Immer wieder hatten wir längere Gespräche, bei denen wir auch durchaus nicht immer gleicher Meinung waren, aber immer einig, dass die „Dinge“ spannend sind. Aber genau der Disput treibt uns an ,den Dingen genauer auf den Grund zu gehen und das Wissen zu vermehren. Leider ist das nun nicht mehr gemeinsam möglich, aber Toni wird uns in wertvoller Erinnerung bleiben. Auch seine Entdeckung der Podismopsis styriaca Koschuh 2008, über die wir viel diskutiert haben, ist eines seiner bleibenden Vermächtnisse an die Wissenschaft.“


Kathrin Pascher, Wien: "In den Jahren 2006 bis 2010 habe ich ein Biodiversitätsprojekt in den österreichischen Agrargebieten (BINATS) geleitet. Toni war einer unserer Mitarbeiter und hat die Heuschrecken und Tagfalter bearbeitet. Ich habe Toni nur zwei Mal persönlich getroffen, einmal bei einer Projektpräsentation und ein anderes Mal bei einem Beisammensein aller BINATS-MitarbeiterInnen beim Heurigen in Wien. Bei unseren Zusammenkünften, Telefonaten und E-mails habe ich Toni als äußerst interessanten und sehr wachen Menschen wahrgenommen. Er war ein exzellenter, verlässlicher, kritischer und äußerst exakter Mitarbeiter, der sich in unser Projekt sehr vertieft und die Freilandarbeiten mit intensivem Einsatz durchgeführt hat.
Ich freue mich, dass ich Toni kennenlernen durfte und von seiner Begeisterung für die bunte Insektenwelt - ich selbst bin Vegetationsökologin - angesteckt wurde.
Ich werde Toni stets in bester Erinnerung behalten! Ich stelle mir vor und wünsche mir, dass Toni in der Stunde seines Todes mit der Sanftheit eines Schmetterlingsflügelschlages unsere Erde verlassen hat und in die neue Welt übergetreten ist.
Ich hoffe für seine ganze Familie, dass Sie den Schmerz über Tonis tragischen Tod und die Ungewissheit über dessen Geschehen überwinden können und wünsche Ihnen aus ganzem Herzen viel Kraft dazu! Mögen die liebevollen Erinnerungen an Toni in einiger Zeit den Schmerz über seinen Verlust überstrahlen."


Max Koschuh, Bruder: "Ich habe Toni sehr geliebt. Es ist schwer diese Zuneigung in Worte zu fassen. Eigentlich unmöglich. So wie man einem Blinden eine spezielle Farbe nicht erklären kann. Toni hat mich auch geliebt, das weiß ich. Aufgrund des großen Altersunterschiedes (ich bin ja doch um 10 Jahre jünger) konnte sich zwischen uns leider keine so innige Beziehung entwickeln, wie das sonst bei annähernd gleichaltrigen Geschwistern der Fall ist. Aber das ist normal, und das weiß ich jetzt. Meine schönsten Erinnerungen? Ich weiß gar nicht wo ich da anfangen soll. Es gibt derer so viele. Ich erinnere mich noch sehr gut an das eine Mal, ich war vielleicht 8 oder 10 Jahre alt, als er mir bei seinen Streifzügen durch die "Wildnis" (Eustacchio-Gründe in Graz St.Peter) die verschiedensten Pflänzchen gezeigt und erklärt hat, Pflanzen die ich ohne sein Wissen höchstens als Unkraut bezeichnet und mit den Füßen zerstört hätte.
Er hat mir die Vielfalt der Insekten näher gebracht. Mich auf "Raupen-Kindergärten" in Brenneseln aufmerksam gemacht, andernfalls hätte ich sie - der kleine Max - auf jeden Fall plattgewalzt, so wie ich jede Brennesel zerstört habe die mir unter die Augen kam. Heute begreife ich, dass wir Menschen auf dieser Erde nur zu Gast sind, so wie auch die wehrlosen Raupen auf der Brennesel nur zu Gast sind, bevor sie sich später zu einem prächtigen Schmetterling verwandeln.
Wir Menschen müssen ganz schnell lernen mit der Umwelt wieder respektvoll umzugehen. Und ich meine damit keinen Öko-Fanatismus. Der mag auch seine Berechtigung haben, ist aber nicht massentauglich. Jeder muss etwas beitragen. Daher nutze ich dieses Gedenken um ein paar Zeilen zu schreiben die mir wichtig sind, bevor ich weiter unten mit meinen Erinnerungen fortfahre. Was kann ich selber schützen? Wie kann ICH zu dem großen Plan beitragen? Möglichkeiten gibt es viele. Es fängt mit den kleinsten Lebewesen an. So unscheinbar die Heuschrecken und Schmetterlinge auch sein mögen, von ihnen hängt doch eine ganze Kette von Geschöpfen und Pflanzen ab, und alle sind irgendwie voneinander abhängig. Man könnte im eigenen Garten (sofern man einen hätte) einen Quadratmeter Rasen stehen lassen, und der Natur damit ein Stückchen Raum geben. Sich fortan an der spannenden Entwicklung dieses Fleckchens Erde erfreuen. Den Tipp habe ich übrigens vom Toni, als er einem Bauherren das "Prinzip Schmetterling" erklärt hat. Es freut mich immer, wenn ich an einem Garten vorbeikommen, wo dieser Tipp angewendet wird. Er kostet nichts. Und alle sind erstaunt, was für schöne Blüten, Pflanzen und Schmetterlinge sich aus diesem Mini-Biotop entwickeln. Letztlich braucht der Mensch diese Artenvielfalt um zu überleben. Das natürlich Gleichgewicht, das sich in hunderttausenden von Jahren recht störungsfrei entwickeln konnte, wird aktuell ganz massiv gestört. Dem kleinen Kreis von Biologen und Naturbegeisterten ist das schon klar, und die anderen - man kann ihnen keinen Vorwurf machen - wissen es halt nicht. Und das Thema ist sicherlich zu komplex um es in den Medien einer breiten Masse zugänglich zu machen (wenige hochkarätige Dokumentationen versuchen das, aber im Kampf gegen Sportübertrragungen und tanzende Promis kommt als Zielgruppe wieder nur der kleine Personenkreis in Frage, der bereits "aufgeklärt" ist).
Auch ich habe alle Zusammenhänge längst nicht verstanden, aber kann das überhaupt irgendein Mensch? Man müsste als Mensch 100.000 Jahre alt sein, um zu sehen und zu erkennen, was zu tun ist. Oder das Wissen von vielen Experten komprimiert in einer Person vereinigen. Ich weiß wenigstens, dass dringend etwas geschehen muss. Ich möchte mit den "mahnenden Worten" auch schon wieder aufhören, und dem Toni gedenken. Er möge es mir verzeihen. Vielleicht konnte ich damit eine winzige Kleinigkeiten erreichen. Auch wenn es (mangels Grundstück) erst einmal nur Worte sind, und keine Mini-Wiesen oder Laubwälder. Zurück zu den schönen Erinnerungen.
Ich erinnere mich mit großer Freude an die kleinen Kaulquappen, die in den großen, tiefen Lacken im lehmigen Erdboden in Graz St.Peter geschwommen sind (oje, auch sehr traurig, diese Stelle wurde 20 Jahre später in eine Umkehrschleife für die Tramway-Linie 6 unfunktioniert, da war nichts zu machen). Ich wollte eigentlich mit meinem kleinen Fahrrad dort herumtollen, durch die Lacken fahren, und mit lehmig-verschmierten Schmutzhosen heimkehren. Aber der Toni hat mir stattdessen diese faszinierenden Lebewesen gezeigt, mir erklärt was das ist und was daraus wird, und prompt sind auch ein paar Mini-Frösche vorbeigehüpft. Ich kann mir vorstellen dass Toni dann noch die anderen Radfahrer gebeten bitte nicht durch die Lacken zu fahren, aber auf eine höfliche und aufklärende Weise so wie das eben seine Art war, wohlwissend dass alles kaputt ist wenn er morgen wiederkommt.
Ich erinnere mich aber auch an lustige Spiele-Abende mit Toni und meinen Brüdern. Zum Beispiel mit dem Brettspiel "DKT" ("Was? Da steht schon wieder ein neues Hotel. Das gibt's doch gar nicht! Wem gehört das? Wieviel muss ich jetzt zahlen?"), den Klassiker "Mensch Ärgere Dich nicht", das Kartenspiel "1000 Kilometer", und viele andere Spiele. Ich habe Toni als einen fairer Spielpartner in Erinnerung. Wer mein Tagebuch gelesen hat weiß bereits, dass ich Toni in den letzten Jahren - vor seinem plötzlichen Tod - nochmal richtig schätzen und lieben lernen durfte. Ich habe mich immer so gefreut wenn er bei der elterlichen Wohnung durch die Haustüre gekommen ist, und seinen ganz typischen positiven "Wirbel" gemacht hat. Das Elternhaus war sein zu Hause. Da hat er sich richtig wohl gefühlt. Dahin wollte er auch nach seiner Hamburgreise zurück. Immer auf der Suche nach Geborgenheit. Heute weiß ich, dass Toni für die Natur gelebt hat, aber auf eine objektive und gesunde Art und Weise. Wenn ich die vielen Fotos von seinen Exkursionen ansehe, dann tut es mir unendlich leid, dass ich kein einziges mal mit auf einem seiner Ausflüge war. Das wäre sicherlich toll gewesen. Wandern und Natur sind mir ja nicht fremd. Aber ich hatte immer etwas "Besseres" zu tun. Bestimmt hat mich Toni mal gefragt ob ich mitgehen möchte, aber hab ich das gehört? Er hätte sich niemals aufgedrängt. So wie er sich auch grundsätzlich nicht in mein Leben eingemischt hat, mir nicht vorgeschrieben hat wie ich zu leben hätte. Dabei hätte es viel zum Kritisieren gegeben. Andererseits habe ich ihn gerne bemängelt, zum Beispiel wenn er am TV den Wetter-Teletext gelesen hat, um sich für kommende Exkursionen vorbereiten zu können. Ich sagte immer, er müsse doch nur "aus dem Fenster schauen", ich möchte gerne wieder "fernsehen" statt den "doofen" Teletext zu sehen. Zum Glück nahm er mir diesen Spass nie übel, aber schlechte Sprüche werden durch Wiederholungen auch nicht besser. Ich verstehe erst heute viele Dinge, die ich damals nicht verstanden habe, gar nicht verstehen konnte. Es tut mir weh, dass ich mich für Toni so wenig interessiert habe. Ich habe nie gefragt ob er in irgendwelchen Dingen Hilfe braucht. Tipps für die Selbstständigkeit, da habe ich ausnahmsweise einen kleinen Vorspurung. Steuertipps und so einen Kram. Obwohl doch, ich habe ihn gebeten bei der Wahl des ersten Steuerberaters sehr sorgfältig zu sein, weil man einen Steuerberater nur sehr schlecht wechseln kann, und ich denke er hat diesen Tipp auch befolgt. Bei Tipps und Anregungen konnte Toni aber auch sehr stuhr sein. Liebenswürdig stuhr, wie das nur der Tonimkonnte. Er hat sich gerne beraten lassen, und dann exakt das getan, was er sich schon längst vorher in den Kopf gesetzt hat. Und wahrscheinlich lag er damit immer genau goldrichtig. In meinem Leben gibt es heute viele Neuigkeiten über die er sich bestimmt sehr gefreut hätte, Dinge, die er sich für sich selber auch sehnlichst gewünscht hat (wie ich jetzt weiß), Dinge, die er leider nie mehr erfahren wird. Und mit Tränen in den Augen sage ich: "Toni Du fehlst mir! Ich werde Dich immer vermissen!".


Ein Auszug aus Toni's wundervollen Aquarellen.


Dr. Leopold Sachslehner, Wien: "Ich habe mit Toni im Projekt "Binats", wo er Heuschrecken und Tagfalter erhoben hat, gut und gerne zusammengearbeitet (ca. 2007-2009). Ich habe ihn zwar - da ich in Wien wohne - nur ein- oder zweimal persönlich getroffen, aber seine Begeisterung für seine vielen interessanten Funde war selbst am Telefon oder Handy stets sehr mitreißend und seine fachliche Kompetenz ohnehin überragend. Leider konnte ich damals seiner Einladung auf den Zirbitzkogel zum Fundort der Steirischen Goldschrecke (Podismopsis styriaca), die er in großartiger Weise entdeckt hat, aus terminlichen Gründen nicht folgen. Nun werde ich dies immer bedauern. Aber sein Wesen und Werk wirkt fort ...!"


Chri Komposch, Spiderman im ÖKOTEAM, Graz: "Lieber Toni, jetzt wird´s auch für mich Zeit, "adios amigo" zu sagen. Zeit für Trauer und Tränen. Bin wohl auch ein Meister darin, nicht sehen zu wollen, was ich nicht glauben will. Dennoch - wenn ich die letzten Jahre der gemeinsamen Jagden nach unseren Lieblingen Revue passieren lasse, sehe ich vor allem Begeisterung, lustige G´schichterln, Spaß und Freude, mit denen Du diese Welt bereichert hast. Die Fahne der Forschung hieltest Du hoch, komme was wolle. Unbeirrbar gingst Du Deine Wege, auch wenn sie nicht immer leicht zu finden waren. Du konntest Dich mit einer Hartnäckigkeit Argumenten verwehren, die selbst Dein andersdenkendes Gegenüber tief beeindruckte. Um gleichzeitig mit schier unermesslichem Vertrauen am Ratschlag des von Dir zum Superchecker ernannten Tom festzuhalten und Dich von wehrhaften Achtbeinern heldenhaft beißen zu lassen. "Freu mich auf eine Spinne" waren Deine letzten Worte an mich. Ich werde diese Freude in und mit mir tragen.

Aus Rumänien hast Du vor nicht allzu langer Zeit geschrieben: "Wenn es Straßenabschnitte ohne Licht gibt, wird es gefährlich oder interessant. ... I'll be back."

Wo auch immer Du sein magst, ich wünsch Dir viel Licht, Pferdeschweife, Heuschrecken und ein Meer an Gründen, um Dein verschmitztes Lächeln auszupacken.

... und ganz weg von uns wirst Du nie sein ... "


Fotoalbum mit vielen Fotos von Christian Komposch, bitte hier draufklicken


Dr.Rupert Fauster: "Ich habe Toni über 20 Jahre gekannt und mehrfach Exkursionen mit ihm unternommen. Besonders beeindruckt war ich von seinem enormen Geschick und seiner Ausdauer beim Aufspüren seltener Arten und deren Vorstufen. Im Rahmen einer gemeinsamen Arbeit hier in der Oststeiermark war ich unmittelbar Zeuge, mit welch sicherem Instinkt er sich in der Landschaft bewegt und wie treffsicher er seine Ziele ausgewählt hat. Das war schon beeindruckend. Ich erinnere mich auch gern an seine Präsentationen, die er in unserer Entomologenrunde am Joanneum gegeben hat. Und wenn jemand in seinem Einsatz für Natur und Artenvielfalt absolut authentisch war, dann war`s der Toni - er wird uns allen fehlen!"


Eva Bachler, Steiermark: "Ich hab Euren Toni nicht so gut gekannt, vor 3,5 Jahren haben wir uns bei einer Exkursion auf der Gulsen getroffen, bei der er als Experte für Heuschrecken und Schmetterlinge eingeladen war. Wir haben uns damals lange unterhalten, weil ich meine Diplomarbeit, die er ziemlich gut kannte, über Heuschrecken verfasst habe. Er hat mir auch über den Fund seiner neuen Art am Zirbitzkogel erzählt und ich war ganz fasziniert, dass man bei uns noch Neufunde machen kann. Ich wohne jetzt in der Gaal und eigentlich hatten wir vor, mal gemeinsam in den Gaaler Bergen zu suchen, ich war dann aber schwanger und letztenendes kam es nie dazu, aber im Hinterkopf hatte ich immer diese Heuschreckenkartierung mit ihm in meinem Gebiet, da ich selber schon so weit weg bin von den Heuschrecken seit meiner Diplomarbeit und gehofft habe, mit ihm mein Wissen wieder aufzufrischen. Von Biologenfreunden hab ich dann von seinem Verschwinden gehört und bin auch auf Deinen blog gestoßen, hab da zwischendurch immer wieder reingeschaut und gehofft, dass er wieder unversehrt aufgetaucht ist. Bei der Ökoteam-Feier wurden auch Bilder von ihm gezeigt, auch da war noch die Hoffnung da, dass er wieder heimkommt. Ich hab den Anton als ganz lieben Menschen und hingebungsvollen Biologen kennengelernt, der wirklich in seiner Arbeit aufgegangen ist und ein riesengroßes Wissen besaß."


Mag.Dr.Georg Bieringer, Niederösterreich: „Obwohl ich mit Toni nur wenige Male direkt Kontakt hatte, war er für mich eine fixe Größe in der österreichischen "Biologen-Szene". Seine Arbeit hatte jene besondere Qualität, die nur durch die Kombination von hoher Sachkenntnis, großer Sorgfalt und außergewöhnlichem Einsatz zustandekommt. In Ihrem Web-Tagebuch habe ich den Satz gelesen: "Toni stand kurz vor seinem beruflichen Durchbruch." Nun, vielleicht stand er vor einem wirtschaftlichen Durchbruch, das kann ich nicht beurteilen. Was aber seine wissenschaftliche Reputation anlangt, liegt dieser Durchbruch schon Jahre zurück! Für mich - genauso wie für viele andere - war er ein anerkannter, geschätzter Kollege.“


Christine Berg: "Mein schönstes Erlebnis mit Toni hatte ich voriges Jahr im Juni, als ich ihn auf einer Kartierungsfahrt in Unterkärnten (in seinem klapprigen Auto, für das er sich ständig entschuldigte) begleiten durfte. Meistens sah ich ihn nur von hinten, weil er in einem immensen Tempo von einer interessanten Stelle zur nächsten huschte, dabei versuchte er aber trotzdem, auf mich älteres Semester in seinem Schlepptau Rücksicht zu nehmen. Als wir dann auf einem Weg durch einen schattigen Bachgraben vom Auto aus nach Limenitis populi Ausschau hielten, stoppte Toni jedes Mal abrupt, wenn er einen Falter an einer kleinen Lacke sitzen sah, sprang hinaus und versuchte, ein Foto zu machen. Dafür hatte er extra auf einer seiner Speicherkarten, die nach seiner bereits eine Woche dauernden Tour brechend voll waren, Platz geschaffen. Und wie er so auf dem Bauch an das Objekt seiner Begierde heranrobbte, setzte sich plötzlich einer dieser scheuen Falter auf seine Hand und ließ sich längere Zeit geduldig fotografieren. Toni strahlte vor Glück! (Das Foto durfte ich im Orthoptera-Forum herzeigen, aber ohne den genauen Fundort zu nennen, um keine Schmetterlingsjäger anzuziehen!) Ich bin dankbar, dass ich Toni kennenlernen durfte. Er war ein ganz lieber Kollege, geschätzt wegen seines großen Fachwissens zu allem, was kreucht und fleucht, seien es Heuschrecken, Schmetterlinge oder Libellen, aber vor allem wegen seiner Geradlinigkeit und Loyalität. Er hatte noch so viele Pläne, in Kärnten z.B. war er federführend bei der Erforschung von zwei seltenen Heuschreckengattungen, Isophya und Odontopodisma, was demnächst in Publikationen hätte münden sollen. Seine Expertise fehlt überall, andere Kollegen versuchen sich jetzt zwar in die Materie einzuarbeiten, aber Tonis Erfahrung ist nicht zu ersetzen. Hier ist noch ein kleines Video, das bei unserer Exkursion eher aus Versehen entstanden ist, aber es ist mir jetzt besonders wertvoll. http://www.youtube.com/watch?v=N0clmj63btU "


Herbert Kerschbaumsteiner, Steiermark: „Die traurige Nachricht hat mich bewegt, wobei aber in den letzten Wochen die Hoffnung immer mehr einer bangen Vorahnung gewichen ist, sodass mich die Todeskunde nicht mehr überrascht hat. Ich bin in den späten 90er-Jahren bei einer Veranstaltung des Joanneums Toni erstmals begegnet und war damals sehr erfreut, dass ein junger Forscher meine Interessen für Insekten und die Botanik teilt. Seither waren wir immer wieder gemeinsam in der Natur unterwegs. Toni war auch oft bei mir daheim (zuletzt im Frühjahr) um über Pläne und Projekte zu plaudern und zu diskutieren. Seine Begeisterung für alles Lebendige, sein Feuer für den Naturschutz und sein nahezu manische Kompromisslosigkeit haben mich immer beeindruckt und inspiriert. Seine Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit bei der Erfassung der Lebensbedingungen einer zu beforschenden Tierart waren vorbildlich. Tonis große Leistung war es, mit einem untrüglichen Gespür für wertvolle Biotope immer wieder neue und überraschende Funde zu tätigen und diese auch entsprechend zu publizieren. Ich denke beispielsweise an P. fiberi, P. styriaca bei den Heuschrecken, L. achine und E. aurinia bei den Tagfaltern oder zuletzt C. scitulum und C. ornatum bei den Libellen. Gut ausgekannt hat er sich auch bei Ameisen und Schnecken und in der Botanik. Beeindruckt hat mich die Geschwindigkeit, mit der er sich in eine neue Tiergruppe einarbeiten konnte um dann zielsicher Raritäten aufzuspüren. Er war viel mehr Biologe als Landschaftsplaner und ein hervorragender Naturfotograf. Zuletzt verbrachten wir Mitte Juni diesen Jahres im Rahmen des „Geotags der Artenvielfalt“ zwei spannende Kartierungsstage auf der Haindlkarhütte, wo wir beim Abstieg ins Ennstal vor einem heftigem Gewitter unter eine Felskante flüchteten und dort etwa eine Stunde tratschend verbrachten (er erzählte begeistert, er habe eine neue Futterpflanze von H. lucina entdeckt) um später dann noch einen Fund seines geliebten Gelbringfalters zu machen. Diese beiden Momente haften als bleibende Erinnerung an einen liebenswerten Menschen, dem ich mich stets freundschaftlich verbunden fühlte.“


Michael Kada, Seattle, USA: "Wenn ich manchesmal daran denke, wen ich gerne wieder mal sehen wuerde, da ich ja in Seattle lebe, faellt mir der Toni ganz oben in meiner Liste ein. Als ich noch in Graz war, bin ich gerne mit Toni ausgegangen. Er war immer lustig, hatte Tiefsinn und strahlte eine Energie aus. Ich damals und jetzt halt weniger leidenschaftlicher Sportler fiel mir schon die Klappe runter als er mir sagte, dass er den Marathon in knapp 4 Stunden gelaufen ist. Er hat mir auch bei Spaziergaengen im Wald erklaert, was falsche Waldwirtschaft verursacht. Und jedesmal wenn ich Wandern gehe und eine Monokultur von Nadelbaumen sehe, dann faellt mir der Toni ein, der das sicher nicht gutfinden wuerde.

Dass er mir jetzt nicht mehr die Moglichkeit gegeben hat, ihn wiedersehen zu durfen, macht mich “grantig” und traurig. Ich bin nicht religios und sicher nicht katholisch aber schon ziemlich spirituell. Deshalb denke ich, dass er seinen Dienst fruehzeitig auf Erden abgeleistet hat und irgendwo im Himmel den paradisischen Schmetterlingen hinterherrennt, da ihm die irdischen nicht mehr genug waren. Und wahrscheinlich den Marathon in unter 1 Stunde lauft. Ich denke sehr oft an ihn und “rede” mit ihm weil ich sicher bin, dass er mich hoeren kann.

Fuer mich war als Kind es immer ein Highlight, im Sommer fur 1 Woche bei Tante Bernadette und Onkel Hans verbringen zu durfen. Die Radltouren, das Fussballern und Laufen war echt toll (und das Brathendl von der Tante Bernadette, von dem ich jetzt noch fantasiere). Der Toni war schon damals ein Wirbelwind und auch stur. Ich kann auch ziemlich stur sein und muss jetzt daruber schmunzeln, da er spektakularer darin war. Er war von Idealen beseelt und hat diese consequent verfolgt und gelebt."


Emanuel Trummer, Österreich: "Ich würde sagen, dass mein schönstes Erlebnis mit Toni die Exkursion in Rumänien war (bei diesen Biotopen und Landschaften...). Als ich Toni dort in der kleinen Ortschaft Rimetea traf, musste ich schmunzeln, da er schon recht "rumänisiert" war (verschiedene Reifen am leicht ramponierten Auto und mit Hirtenstab bewaffnet). Und ich kann die Ausführungen von Heri Wagner bestätigen - sein Wille war nicht zu brechen. So schleifte er mich bei 35°(während ich schon erschöpft und durstig an das nächste Gasthaus dachte) an einem südexponierten, schattenlosen Berg an eine Stelle, wo er mir dann das Vorkommen einer endemischen Pflanzenart zeigte - die Bilder wurden dann übrigens super und den Durst haben wir dann gegen Mitternacht in einer Studentenkneipe in Cluj bekämpft. Toni konnte eine große Hartnäckigkeit und manchmal auch Sturheit an den Tag legen, aber er stand immer für seine Überzeugungen ein und vertrat seine Standpunkte und Ideale. In dieser "Konsens- und (Faule-) Mittelweg-Gesellschaft" sind solche Menschen leider selten geworden, obwohl es solcherart Typen wirklich brauchen würde...... Toni hat kurz vor seinem verschwinden noch bei einem Buch mitgearbeitet, einem "Naturführer Vulkanland". Dieses Buch war vermutlich die letzte Publikation von Toni und wird in einigen Wochen erscheinen. Ein Kollege (Bernd Wieser) und ich leiten das Projekt und geben das Buch heraus. Wir würden das Buch gerne im Gedenken an Toni widmen. Wir wollen daher vorraussichtlich nach der Umschlagseite ein Portrait von Toni mit einem kurzen Text einfügen."


Alice Safarik: "Ich kannte Toni nur flüchtig...........mehr online........Er war einer der Ersten Menschen die mir, mit all meinen vielen Schmetterlingsfotos zwecks Identifizierung behilflich war. Wir haben kaum die Möglichkeit gehabt zu reden........er war immer voll in Beschlag...................jeder wollte mit ihm reden.........Ich werde ihn für immer in meinem Herzen haben, und dankbar sein, für die Mühe die er sich gab mir zu helfen........... Toni war einer der wenigen Menschen voller Offenheit.........die ich bisher in meinem Leben getroffen habe ......................Ich erinnere mich gut and den letzten Tag als ich ihn sah......bei einem Vortrag von Joanneum reseach...........er kicherte vor sich hin........(wohl sehr amüsiert über etwas ...........) Wenn es bloß mehrere solcher Menschen gäbe auf der Welt wie Toni, dann würde so manches einfacher sein............."


Lisbeth Zechner, Frankreich, schreibt: "Die gemeinsame Suche nach Heuschrecken war immer sehr fein, z.B. mit einem gemeinsamen Buschenschankbesuch danach. Es war eine feine Zeit... mit viel Enthusiasmus aller Beteiligten... Ich kann Euch Fotos von den Exkursionen schicken (muss ein wenig suchen, aber es sollte ein paar geben)." Foto-Update:


ganz links: Burgenland im August 2003, Mitte und Rechts: Burgau im August 2007


Michael Nagy, aus Qatar: "Wir waren von Jänner bis Anfang März 1993 gemeinsam in Costa Rica (insgesamt 8 Studenten von der BOKU Wien) und haben dort eine tolle Zeit auf der Finca Sonador verbracht. Toni war natürlich schon damals begeistert von Insekten und war natürlich im Paradies. Ein Land mit riesigen bunten Schmetterlingen (z.B. der schöne blaue Morpho-Falter), Zikaden, Killerbienen und was sonst noch alles so kreucht und fleucht. An einem der ersten Tage auf der Fince Sonador sind wir in die nächste größere Stadt gefahren (San Isidro de El General) um dort Verpflegung, Werkzeug etc. zu kaufen. Wir haben uns in der Stadt in kleinen Gruppen verteilt, uns von den exotischen Eindrücken verzaubern lassen und diverse Sachen eingekauft. Toni war meiner Erinnerung nach alleine unterwegs. Beim Vorbeigehen an einem Dessous-Laden traute ich meinen Augen nicht und breche fast vor Lachen zusammen. Toni ließ sich gerade diverse Damenstrümpfe zeigen und prüfte mit Kennerblick Maschenweite, Blickdichte und wasweisich. Den Grinser der Verkäuferin werde ich niemals vergessen, während Toni mit ernster Miene die Ware prüfte. Wir hatten keine Ahnung, was er vorhatte. Wir wollten doch Macheten, Schrauben, Hämmer etc. kaufen! Da stimmte was nicht! Toni hat aus dem Geschäft rausgesehen und mich mit einem unserer Freunde lachen gesehen. Natürlich hat er nicht verstanden was für uns so lusti war. Auf unsere Nachfrage erklärte er uns was los war: ganz einfach, er wollte mit einem Damenstrumpf ein Schmetterlingsnetz bauen, und dafür war natürlich die Luftdurchlässigkeit und Maschenweite ein Kriterium. Ich glaube, er hat nie richtig verstanden, warum wir uns damals so zerkugelt haben. Er war uns aber niemals böse dafür. Anbei ein Foto aus dieser Zeit. Toni inmitten der lokalen Fussballmannschaft, die erstmals Chancen in der regionalen Liga hatte, da Toni ein ziemlicher Torschützenkönig war. (...)

, Costa Rica 1993


Susan, aus Deutschland: "Gerne erzähle ich Dir ein wunderschönes Erlebnis, das ich durch Dich und Deinen Bruder erleben durfte, auch wenn ich niemandem aus Eurer Familie, je begegnet bin - ja, noch nicht einmal je in Österreich war. Dein Bruder Anton hat mir wieder gezeigt, wie schön die Welt ist! Seine sorgsamen Betrachtungen der Heuschrecken, seine Dokumentationen und Einsichten zu diesen wundersamen und so zarten Geschöpfen, die ich als Kind oft mit staunend grossen und völlig konzentrierten Augen betrachtete, sie auf die Hand nahm und jedesmal unsäglich erschrak wenn sie davon gehüpft sind, obwohl ich das ja wusste und auch sogar darauf wartete. Diese Blicke und Erinnerungen an unbeschwerte Zeiten in der Natur, hat in mir, Anton wieder geweckt. Als sogenannte Erwachsene, war ich dem Boden ein Stück weiter weg gewachsen und habe die kleinen Tierchen noch hören können, doch Eile und sogenanntes Leben, haben seltenst zugelassen, dass ich sie auch finden wollte und mit demselben Eifer wie als Kind, sie auch betrachten wollte. Ich danke Anton und Euch, für dieses Geschenk! (...)"


Gernot Kunz: "Toni gehörte zu den ganz wenigen Biologen in der Steiermark die neben profunden zoologischen Kenntnissen (mit Schwerpunkt auf Heuschrecken, Tagfalter und Libellen) auch in der Botanik sattelfest war. Diese Kombination verhalf ihm zu einer guten Auslastung als selbstständiger Biologe. Toni nahm seine Kartierungstätigkeit stets sehr ernst. So durfte ich bei einer Exkursion die gemeinsamen Untersuchungsflächen erst betreten, wenn Toni mit der Heuschreckenkartierung fertig war. Besonders bleibt mir seine Hilfsbereitschaft in Erinnerung. Mehrmahls unterstützte er mich bei der Bestimmung diverser Heuschrecken und versuchte mir, mit viel Geduld, entscheidende Unterscheidungsmerkmale zu ähnlichen Arten näher zu bringen. Selbst auf Bestimmungshilfen via E-Mail reagierte Toni immer prompt und ausführlich - was für ein Biologendasein schon fast als Ausnahmeerscheinung zu werten ist und seine Begeisterung für die Thematik widerspiegelt. Anbei sehr nette Fotos von einer gemeinsamen Exkursion auf der Kalbrunnalm in Salzburg im Juli 2012. (...)"


Salzburg 2012


Peter Noggler, Österreich: "Ich bin gegenüber der Terrassenhaussiedlung in der Eisteichsiedlung aufgewachsen. Von klein an sind wir Ähnlichaltrigen ( ich bin ein 1975 er Jahrgang ) immer auf den Eustacchiogründen unterwegs gewesen, sei es im Sommer beim Fussballspielen oder im Winter auf den zwei Teichen beim Eishockey. Meine Erinnerung an Toni betrifft - neben seinem sportlichen Ehrgeiz und seiner körperlichen Kondition, die hervorragend war- vor allem seine offene ehrliche Art. Oft kam es vor, dass in der Hitze des sportlichen Gefechts die Fetzen flogen aber es blieb immer fair...selbst wenn sich ein Streit anbahnte erinnere ich mich an Tonis Diplomatie die so manchen Konflikt zu besänftigen half. Toni gehörte zu dieser fixen Partie die zeitweise auch bei strömendem Regen Fusball gespielt hat auch wenn es kaum mehr möglich war und hat mit seinem Einsatz so manchen dazu gebracht doch mitzuspielen und eine Hetz zu haben. Einer von denen war manchmal ich und diese Erlebnisse gehörten und gehören mit zu den Schönsten meiner Kindheit und Jugend."


Mayr Thomas, Österreich: "Meine letzte Erinnerung an Toni ist ein Gespräch das ich mit ihm in der Cohibar geführt hatte über sein neu gekauftes Mountainbike. Er war ganz begeistert, so dass ich mich spontan entschlossen hatte, ihn mit meinem Freund bekannt zu machen, der auch so begeistert und voller Tatendrang über sein eigenes neues gerade gekauftes Mountainbike war. Wie ich aber festgestellt hatte, waren sie dann selbst nicht mehr zusammengekommen, um gemeinsam Rad zu fahren."


Thomas Frieß, Österreich: "Seine Begeisterung für die biologische Vielfalt war für ihn Antrieb zu bewundernswerten Leistungen. Wenn Verdacht auf eine besondere Tierart bestand, war er einfach nicht zu halten. Ihm war kein Berg zu steil, kein Moor zu nass, kein Untersuchungsgebiet zu groß. Wurde er fündig verrieten ein Freudenschrei und Tonis Jubelpose – die „Doppelsäge“ – den Erfolg. Unvergessen bleiben für mich seine lehrreichen Monologe über Heuschrecken und Schmetterlinge bei gemeinsamen Autofahrten, die harten, aber fairen Zweikämpfe beim Fußball, seine spitzbübische Art, jederzeit bereit für einen Spaß – ein liebenswerter Mensch und Freund."


Heri Wagner (Ameisenforscher), aus Innsbruck: "Es dürfte wohl das Jahr 2008 gewesen sein, als ich Toni zum ersten Mal sah. Er saß im Ökoteam-Büro und war eifrig dabei eine Heuschrecke zu untersuchen. Er erzählte mir voller Begeisterung, dass es sich bei dieser um eine Besonderheit handle, nämlich um eine unlängst neu von ihm am Zirbitzkogel entdeckte Art, die er Steirische Goldschrecke Podismopsis styriaca nannte. Die Hoffnung auf die Entdeckung einer neuen Art stand offensichtlich – das merkte ich in den folgenden Jahren immer wieder – im Zentrum seines wissenschaftlichen Interesses. Kurz nach dem ersten Kennenlernen folgte schon eine Exkursion mit ihm auf den Zirbitzkogel. Er zeigte mir die Merkmale einiger Heuschreckenarten und interessierte sich umgekehrt auch sehr für die Ameisen, die ich ihm zeigte. Die meisten Heuschrecken konnte er schon am Gesang bestimmen, wenn er über die Wiese ging. Toni war fitter als ich, manchmal musste er beim Bergaufgehen auf mich warten und versuchte mich dann durch motivierende Worte ("Stell dir vor was da oben für Arten auf uns warten!") zum Weitergehen zu motivieren. Ich werde nie vergessen, als wir dann an der Fundstelle der Steirischen Goldschrecke waren und er, einerseits stolz und andererseits doch irgendwie bescheiden, seine neue Heuschrecken-Art in der freien Natur vorzeigte. Es folgten in den kommenden Jahren einige gemeinsame Exkursionen (Südsteiermark, Obersteiermark, Grazer Raum, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich und eine Woche Montenegro). Bei diesen Ausflügen durfte ich Toni sehr gut kennenlernen. Seine Begeisterung für Heuschrecken und Tagfalter trieb ihn ständig voran. Besonders interessierte er sich auch für die Entwicklungsbiologie einiger Bläulingsarten. Wir verbrachten viele Nachmittage damit, die Beziehung zwischen Ameisen und diesen Raupen zu untersuchen. Er war sogar mitten im Winter mit mir unterwegs und zeigte mir die Stellen auf den Zweigen, wo die winzigen Eier der Zipfelfalter zu finden waren. Wir sprachen stundenlang bei der Heimfahrt von den Exkursionen oder im Gasthaus bei einem Bier über die Insektenforschung und viele persönliche Dinge. Als lustiger Zeitgenosse war er schließlich auch bei so mancher abendlichen Feier von mir dabei. Toni hatte eine erfrischende, unterhaltsame Art. Lügen konnte er gar nicht. Auch werde ich in Erinnerung behalten, dass er mich, wenn er mich mit anderen Leuten bekannt machte, stets für meine Forschertätigkeit lobte."


Wolfgang Paill, Österreich: „Über die letzten 10 Jahre hinweg habe ich zahlreiche Umweltplanungs-Projekte mit Toni gemeinsam bearbeitet: von der S1 in Wien, über die Pottendorferlinie in Niederösterreich, einen Golfplatz im Südburgenland und die S7 in der Steiermark bis zu Kraftwerksprojekten in Slowenien. Zuerst "normaler formaler" Auftragnehmer, hat sich Toni im Laufe der Zeit nicht nur zu einem äußerst verlässlichen und fachlich unersetzlichen Partner, sondern auch zu einem wirklich guten Freund entwickelt. Seine Offenheit war herzerfrischend, gemeinsam im Gelände unterwegs sowieso immer ein Genuss und eine Bereicherung. Sehr gut in Erinnerung ist mir eine Exkursion ins Mittelburgenland, wo wir an der Trassenfindung für eine neue Bundesstraße gearbeitet haben. Wir kannten die Flächen und deren Fauna schon recht gut, und verfielen an diesem Tag den für die Gegend typischen, wunderbaren Kirschbäumen - ganz entgegen unserer sonstigen Gewohnheit: mit höchstem Einsatz von Standort zu Standort zu hetzen und der Zeit quasi vorauszueilen. Von einem zum nächsten Baum hantelnd, stopften wir große, dunkelrote Knorpelkirschen von prall gefüllten, fast bis zum Boden hängenden Ästen in uns, immerfort, weil wir einfach nicht genug bekommen konnten, bis wir schließlich vor lauter Bauchschmerzen zu nichts mehr Lust hatten, den Tag früher als üblich abbrachen und die Heimreise antraten....“


Ebreichsdorf im Jahr 2005


Luisa Fernanda Triviño Cely, Kolumbien: "...Ich habe selber noch nicht realisieren was mit Toni passieren ist. Ich bin tieftraurig, ich habe Toni vor einem Jahr kennengelernt und dadurch dass wir die gleiche Leidenschaft hatten und Zwar die Schmetterlinge, sind wir in Kontakt geblieben, tolle und sehr erfolgreiche exkurtionen haben wir gemeinser gemacht, und so viel habe ich von Toni gelernt, wir haben sogar auf spanische reden können dass hat mich sehr gefreut und ich auch, Toni bedeutet sehr vieles für mich so wie in mein persönliche leben auch in meine Studium als biologien. Toni wird es für immer ein grösserem bedeutung und ein grösseres beispiel in mein leben bleiben, er hat an meine Arbeit als biologin geglaubt und war sehr offen und hiflsbereich zu mir das werde nicht vergessen, ich komme aus andere Land und das hat er gut verstande, er hat mich akzeptiert als mensch ohne gedanke wie deiene kultura ist oder welche unterschiede gibt, ich bin sehr dankber ihm kennengelernt zu haben er wird für immer in mein Herz bleiben!"


....noch viel Platz für Deine Erinnerungen, bitte maile mir gleich heute.... :-)



Hier möchte ich ab sofort (ab 19.Nov.2013) öffentlich über die schwachsinnige Bürokratie berichten, die alles noch schlimmer macht. Wir möchten Toni's Haushalt auflösen und seine Finanzen bereinigen. Aber die gesamte Abwicklung wird aufgrund der Bürokratie unnötig in die Länge gezogen. Es entstehen unnötige Kosten, da kann man sich nur an den Kopf greifen. Offensichtlich ist das Geschäft mit dem Tot so lukrativ, dass keiner widerstehen kann. Auch ganz "seriöse Unternehmen", bekannt aus Funk und Fernsehen, möchten sich noch monatelang daran bereichern.

Zitate

Toni über seine Arbeit, aus einer E-mail vom 12.Juli 2013: "Das heurige Jahr war wirtschaftlich das beste bisher. Hatte aber auch sehr viel Arbeit. Es war bis dahin ein steiniger harter Weg. Es ging nur mit Fleiß."

Toni über Knieprobleme und Sorgen, Juli 2013: "Wegen meinem Knie muss ich auf Fußball, Laufen und Eishockey verzichten. Sogar meine Schiedsrichtertätigkeit muss ich für dieses Jahr einstellen, dabei war das ein guter Ausgleich zu meiner Tätigkeit. Noch vor einem Jahr litt ich unter Schlafstörungen (dauerte 20 Monate). Ich dachte, es sei der Stress mit der Arbeit (Krisenjahr etc. und Geldsorgen), aber es war ein anderer Grund. Ein verrückter Bauer hat mich von hinten mit einem Stock geschlagen. Die Folgen (Psycho-Posttrauma oder so) aus diesem Kampf habe ich total unterschätzt."

Toni über Familienplanung, Juli 2013: "Ich habe keine Kinder. Habe auch keine Freundin. Mein Motto war immer "ganz oder gar nicht". Da war dann nur das "nicht". So habe ich nie wirklich eine Liebe kennengelernt. Dann habe ich mich auf meine Arbeit konzentriert. Das war immer eine gute Ablenkung."

Toni über Stress, im Juli 2013: "Stress mag ich, aber in der letzten Zeit bin ich an die Belastungsgrenze gestoßen und Urlaub wäre schon längst fällig. Habe gestern den Tag (Auto in Reparatur) für eine Pause genutzt; war Schwimmen am Schwarzlsee; hat richtig gut getan; heuer das erste Mal im Freien; sonst war ich nur im Hallenbad."

Toni über Kindheitserinnerungen und positive Veränderungen im Juli 2013: "Als ich noch ein kleiner Bub war, da bin ich gern früh aufgestanden um Puzzle zu bauen, für mich allein. Aber ich habe es auch geliebt, wenn andere mitgebaut haben. Nun bauen sie alle mit. Tom, Andi, meine Mutter, ja alle die mir über den Weg laufen, (...)."


Toni hätte gewollt, dass ich folgende Publikationen auch nachträglich veröffentliche:

Insekten und Schmetterlinge, best photos of 2004

Warum Fichten-Monokulturen der Natur und schlussendlich auch dem Menschen schaden. Hier klicken.


Anton Koschuh, über Umweltverträglichkeit, im Juli 2013:
"Ich arbeite seit 10 Jahren im UVE-Bereich und kann wirklich sagen, was solche Verfahren bringen und wo es grobe Mängel gibt. Es ist so, dass häufig ein Ungleichgewicht herrscht, d. h. es werden nicht die richtigen Gruppen berücksichtigt. Ich gebe hierzu Beispiele an, wo die folgenden Gruppen die Wichtigsten überhaupt sind. D. h. man bräuchte Standards.

Schmetterlinge müssten verpflichtet berücksichtigt werden, bei:

Heuschrecken sollten bei einem guten Verfahren unbedingt dann berücksichtigt werden:



Dieses Tagebuch ist meine persönliche, freie Meinung, und kann von der Meinung meiner Familie abweichen. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Irrtümer sind möglich. Aus formalrechtlichen Gründen beschränke ich den Gebrauch dieser Seite auf den innerfamiliären Wissensaustausch. Jede andere Nutzung die nicht der Suche nach Toni dient (update: die nicht der Aufklärung des Falls dient), ist hiermit untersagt.


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